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San Franciscos Quarterback Colin Kaepernick (l.) in einem Testspiel gegen Minnesota.

© AFP

Big Four - Die US-Sport-Kolumne: NFL: Bühne frei für den Muskelhamster

Die NFL-Saison beginnt: Nachdem wir in der vergangenen Woche die American Football Conference analysiert haben, schauen wir diese Woche auf die Teams der National Football Conference.

In Philadelphia, Chicago und Arizona haben neue Trainer übernommen, zu den Favoriten zählt aber keines der Teams. Diese Rolle ist den San Francisco 49ers, Atlanta Falcons und Seattle Seahawks vorbehalten. In Washington schaut man besorgt auf den Gesundheitszustand von Robert Griffin III und in Tampa Bay freut man sich auf einen Running Back mit außergewöhnlicher Statur. Natürlich können Sie gern mitdiskutieren und eigene Tipps abgeben. Wir freuen uns auf Ihre Kommentare.

NFC East

Diese Division zählt seit Jahren zu den meistumkämpften in der NFL. In der Vergangenheit lagen die Teams in ihren Leistungen oft nah beieinander. Das größte Spektakel versprechen dabei die Washington Redskins mit Robert Griffin III, wenn der denn fit ist. Dahinter steht aber ein großes Fragezeichen. Der Quarterback spielte ein sensationelles erstes Jahr und wurde zum Rookie des Jahres gewählt, verletzte sich allerdings beim Play-off-Aus gegen Seattle so schwer am Knie, dass niemand abschätzen kann, in welcher Form Griffin zurückkehrt. New York und Dallas sind die Teams mit der meisten Kontinuität in ihren Kadern. Größtes Problem der Giants war meist der Leistungseinbruch in der zweiten Saisonhälfte, Dallas schlug sich dagegen in den entscheidenden Momenten oft selbst. New York hat mit Ahmad Bradshaw und Osi Umenyiora zwei Leader verloren, nun lastet noch mehr Verantwortung auf Quarterback Eli Manning. Dafür könnte Running Back David Wilson zum neuen Leistungsträger aufsteigen. Die Cowboys müssen auf eine Leistungsexplosion ihres Spielmachers Tony Romo hoffen, um wieder in die Play-offs einzuziehen. Gelingt dies nicht, dürfte Jason Garret als Trainer keine Zukunft in Dalls haben. Gespannt dürfen die Fans auf die Philadelphia Eagles sein. Die Ära Andy Reid ist nach dreizehn Jahren vorbei, Chip Kelly hat als Nachfolger übernommen. Kelly galt als einer der innovativsten College-Trainer der USA, seine Oregon Ducks standen für pures Offensivspektakel. Wenn es dem Trainer gelingt, seine Philosophie auf die Eagles zu übertragen und Quarterback Michael Vick fit zu bekommen, könnte das Team überraschen.

Tagesspiegel-Tipp:  1. New York Giants, 2. Philadelphia Eagles, 3. Dallas Cowboys, 4. Washington Redskins

NFC North

Mit dem Abschneiden 2012 waren die Green Bay Packers alles andere als zufrieden. Zu deutlich verlor der Meister von 2010 in der zweiten Runde bei den San Francisco 49ers, die auch in diesem Jahr in der NFC als Topfavorit gelten. Um den Abstand zu den 49ers zu verringern, bei denen Green Bay gleich zum Auftakt antritt, wurde der Kader aufgefrischt. Altstars wie Donald Driver, Greg Jennings oder Charles Woodson sind weg, dafür sollen Rookies wie Defensive End Datone Jones oder Running Back Eddie Lacy für neuen Schwung sorgen. Gerade Lacy könnte die passorientierte Offensive der Packers variabler gestalten. Deutliche Änderungen gab es in Chicago. Trotz einer Bilanz von zehn Siegen und sechs Niederlagen musste Coach Lovie Smith gehen, sein Nachfolger ist Marc Trestman, der aus der Canadian Football League kommt. Verteidiger-Legende Brian Urlacher bekam keinen neuen Vertrag mehr, Charles Tillmann, Matt Forte und Jay Cutler sollen das Team nun führen. Für die Minnesota Vikings geht es darum, die gute Vorsaison mit dem überraschenden Play-off-Einzug zu bestätigen. Auf den ersten Blick kein leichtes Unterfangen, haben doch mit Percey Harvin und Antoine Winfield zwei Leistungsträger den Klub verlassen. Außerdem ist ungewiss, ob Adrian Peterson noch einmal so eine Rekordsaison mit über 2000 erlaufenen Yards hinlegen kann. Dafür konnten sich die Vikings gleich drei Spieler in der ersten Runde des Drafts sichern, Talent ist also vorhanden. Das gilt auch für die Detroit Lions, bei denen Quarterback Matthew Stafford zeigen muss, dass er noch nicht am Ende seiner Entwicklung steht. Mit Reggie Bush kam endlich der erhoffte Running Back in die Motor-City, offensiv scheinen die Lions gut aufgestellt. Sorgen bereitete dafür in der Vergangenheit stets die Verteidigung, die nun durch Rookie Ezekiel Ansah stabilisiert werden soll.

Tagesspiegel-Tipp: 1. Green Bay Packers, 2. Detroit Lions, 3. Chicago Bears, 4. Minnesota Vikings

NFC South

Gefühlt standen sie schon im Super Bowl, dann verspielten die Atlanta Falcons noch ihre komfortable Führung im Conference-Finale gegen die San Francisco 49ers. Um es dieses Jahr besser machen zu können, rüsteten die Falcons personell auf. Running Back Steven Jackson kam aus St. Louis, Verteidiger Osi Umenyiora von den Giants. Neuling Desmond Trufant wird ebenfalls viel zugetraut. Atlanta gehört mit seinem eingespielten Team und den Neuzugängen zu den Topfavoriten in der NFC. In diese Regionen würden die New Orleans Saints auch gern wieder vordringen. Trainer Sean Payton ist nach seiner einjährigen Sperre zurück, als neuer Defense-Coordinator wurde der bei den Cowboys gefeuerte Rob Ryan geholt. In der Offensive werden die Saints und ihr Quarterback Drew Brees gewohnt für Spektakel sorgen, nur muss sich die Verteidigung verbessern, um wieder ein ernsthafter Titelkandidat zu werden. Verstärkung der Abwehr erhoffen sich die Tampa Bay Buccaneers vor allem in Person von Darelle Revis. Der Cornerback kam von den Jets nach Florida und soll dem Team gemeinsam mit Überraschungs-Rookie Doug Martin ein Gesicht geben. Martin, wegen seiner untersetzten, massigen Statur der „Muscle Hamster“ genannt, überzeugte in seinem ersten Jahr mit 1454 erlaufenen Yards. Wie schwer dagegen das zweite Jahr für einen jungen Spieler werden kann, musste 2012 Cam Newton erfahren. Der Quarterback der Carolina Panthers kam wie sein Team erst gegen Ende der Saison in Schwung. Wollen die Panthers dieses Jahr um die Play-offs mitspielen, ist ein besserer Start nötig.

Tagesspiegel-Tipp: 1. Atlanta Falcons, 2. New Orleans Saints, 3. Tampa Bay Buccaneers, 4. Carolina Panthers

NFC West

Wie sich die Zeiten ändern. Vor drei Jahren war die NFC West so schwach, dass den Seattle Seahawks eine negative Bilanz (7:9) genügte, um am Ende vorne zu landen. Das hatte es vorher noch nicht gegeben. Inzwischen gilt die Division als die stärkste der Liga, mit den San Francisco 49ers und den Seahawks sind gleich zwei Kandidaten auf den Super Bowl hier beheimatet. Für San Francisco zählt nach der knappen Finalniederlage gegen Baltimore nur der Titel, dafür wurde die ohnehin schon große Qualität bei den Receivern durch Anquan Boldin noch mal verbessert. Allerdings muss der junge Spielmacher Colin Kaepernick die starken Leistungen der Vorsaison bestätigen, um sein Team nach New York führen zu können. Das gilt genau so für Seattles Quarterback Russel Wilson. Der wäre wohl in jedem anderen Jahr Rookie of the year geworden, hatte aber Pech, zur gleichen Zeit wie Robert Griffin III und Andrew Luck in die Liga gekommen zu sein. Percy Harvin und Antoine Winfield aus Minnesota geben dem Kader noch mehr Qualität - Seattle hat eigentlich alles, um am Ende ganz vorn zu landen. Die zwei Duelle mit San Francisco versprechen schon in der regulären Saison Play-off-Atmosphäre. Befeuert wird das Duell zusätzlich durch die Trainer Pete Carrol und Jim Harbaugh, die nicht unbedingt beste Freunde sind.

Leittragende des Giganten-Duells zwischen Seattle und San Francisco sind die St. Louis Rams. Die würden in jeder anderen Staffel wohl um die Play-offs mitmischen, werden es in der NFC West aber schwer haben. Receiver Tavon Austin und Linebacker Alec Ogletree gelten als Toptalente, Coach Jeff Fisher hat viel Talent im Team. Eine schwere Saison steht den Arizona Cardinals bevor. Zwar verstärken die Veteranen Carson Palmer und Rashard Mendenhall das Team, aber der neue Trainer Bruce Arians benötigt Zeit, um eine neue Mannschaft zu formen. Überraschen könnte Rookie Tyrann Mathieu, der über viel Potential verfügt.

Tagesspiegel-Tipp: 1. San Francisco 49ers, 2. Seattle Seahawks, 3. St. Louis Rams, 4. Arizona Cardinals

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