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Sport: Big in China

Andreas Schütz trainiert Galopper in Hongkong

Als Andreas Schütz um 10 Uhr zum Frühstück erscheint, hat er bereits sechs Stunden gearbeitet. „Jeden Tag um 3 Uhr 30 klingelt bei mir der Wecker, ab 4 Uhr bin ich im Stall“, sagt der 35-Jährige. Der Kölner arbeitet als erster deutscher Galopptrainer in Hongkong, Freizeit hat er kaum. „Das läuft an sieben Tagen in der Woche so ab“, erzählt er. Der Job eines Galopptrainers verlangt auch einiges an Büroarbeit, „vor allem gibt es hier viel mehr Formularkram als in Deutschland“.

Der Job in Hongkong war weltweit ausgeschrieben. Als er sich bewarb, wusste Schütz, was ihn erwarten würde. Nur den Einstieg am 3. Juli 2006 hatte er sich anders vorgestellt: „Ich hatte nicht einmal einen eigenen Stall, geschweige denn Pferde.“ So zog der kahlköpfige deutsche Erfolgstrainer wie ein Anfänger los, um sich erst einmal die einfachsten Dinge für den neuen Job zu besorgen, vom Eimer bis zum Futter. Sein Vorgänger hatte nichts hinterlassen. Am zweiten Tag ging es dann mit zwei Pferden, die erst einmal auf einer Quarantänestation einquartiert wurden, und einem Assistenten, zwei Futtermeistern, vier Arbeitsreitern sowie acht Pferdepflegern los.

Heute kann Andreas Schütz darüber lachen. In 48 Rennen haben seine Pferde bereits sieben Siege erreicht und waren darüber hinaus 22-mal im Geld, so dass bei ihm schon 3,5 Millionen Hongkong Dollar in der Gewinnerstatistik stehen. Aber es gilt, die harten Bedingungen des Hongkong Jockey Clubs zu erfüllen. 13 Siege pro Saison sind notwendig oder 8,5 Millionen Hongkong Dollar, um die Lizenz nicht zu verlieren. „Das werde ich wohl schaffen, die Saison endet erst am 2. Juli 2007“, erzählt der Trainer.

Schütz fällt auf, weil er Pferde zum Erfolg geführt hat, die alteingesessene Trainer schon aussortiert hatten. Ihm eilt der Ruf voraus, aus Pferden künftige Champions formen zu können. „Erst jetzt habe ich mit Good Bubba ein Pferd bekommen, das schon fünf Millionen verdient hat und viel für die Zukunft verspricht“, berichtet Schütz. „Darüber habe ich mich sehr gefreut.“ 37 Pferde stehen derzeit in seinem Stall, 60 sollen es insgesamt werden.

Im Gegensatz zu Deutschland muss der gelernte Industriekaufmann in Hongkong auch auf die Psyche der Besitzer oder Fans eingehen. Er beschreibt das so: „Hier wollen die Leute gern Gesicht zeigen, aber sie haben fürchterliche Angst, das Gesicht zu verlieren.“ Und auch das: „Zu einem Chinesen darf man nie sagen, er habe Pech gehabt, denn nichts ist für ihn schlimmer, als kein Glück gehabt zu haben. Deshalb ist an einem Misserfolg eher der Trainer, Jockey oder das Pferd schuld.“ Wer jedoch schuld daran ist, dass am 26. Oktober das Schütz-Pferd Sydney Owner positiv auf Doping getestet wurde, ist noch offen. Noch steht zwar die B-Probe aus, die in Paris erstellt wird, aber Schütz glaubt, dass auch sie den Fund von Aminorex bestätigt. „Das Präparat diente früher zur Gewichtsreduzierung. Es war nach vielen Todesfällen seit 1969 vom Markt, kehrte aber in den neunziger Jahren als Partydroge zurück. Wie das Mittel ins Tier gekommen sein soll, ist mir ein Rätsel“, sagt Schütz. Ein Strafe würde er nicht akzeptieren.

Es wurde alles untersucht, auch Videoaufzeichnungen angesehen und Befragungen angestellt. Schütz bekräftigt: „Es wurde nichts gefunden. Ich sehe in diesem Vorfall sowieso eher ein Sicherheitsproblem, wenn ich mir nicht einmal meine Mitarbeiter selbst aussuchen kann.“ Angst vor möglichen Folgen hat er nicht. Er erzählt dann eine Geschichte, die er gehört hat: „Es gab mal einen Fall von anabolen Steroiden. Es stellte sich dann heraus, dass der positive Befund von einem Shampoo verursacht wurde, das an die Trainer ausgerechnet vom Jockey Club ausgegeben worden war.“

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