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Die Abschlusszeremonie in Peling.

© dpa

Bilanz zur WM in Peking: Die Leichtathletik ist noch nicht tot

Die Leichtathletik, das hat die WM gezeigt, hat immer noch eine große Anziehungskraft. Dennoch muss sich vieles ändern. Ein Kommentar.

Entgegen anderen Befürchtungen ist die Leichtathletik noch nicht tot. Die gestern zu Ende gegangene WM in Peking erreichte im Stadion, weltweit im Fernsehen und im Internet eine riesige Zahl von Menschen. Die Leistungen der Sportler – und nicht nur die der Stars wie Usain Bolt oder Ashton Eaton – haben immer noch eine große Anziehungskraft. In den vergangenen neun Tagen hat es der Weltverband IAAF geschafft, die glänzende, heitere, optimistische Seite der Leichtathletik zu zeigen. Jetzt muss die IAAF beweisen, auch im Alltag ernsthaft für die Werte der Sportart zu kämpfen.

Zum Abschluss der WM sprachen sowohl der scheidende IAAF-Präsident Lamine Diack als auch sein Nachfolger Sebastian Coe von einer „neuen Ära“, die nun beginnen soll. Konkrete Informationen über die Gestalt dieser Ära waren aber nicht in Erfahrung zu bringen. Der gewiefte Sportdiplomat und Sportgeschäftsmann Coe vermied es, seine Pläne im Detail auszuführen. Auch Diack präsentierte sich einmal mehr als Meister des Ungefähren.

Mit Diacks Abgang wird sich in der Leichtathletik zwangsläufig etwas ändern. Ob zum Positiven, lässt sich noch nicht sagen. In Peking waren erste zaghafte Schritte zu sehen, die altehrwürdige Sportart zu modernisieren. Die Staffelteams wurden mit Musik, Trommelwirbel und in Großaufnahme vorgestellt, was Zuschauern und Sportlern sichtlich Spaß machte. Die Leichtathletik wird in ihrer Präsentation aber noch mutiger und zeitgemäßer werden müssen, wenn sie sich im Wettkampf mit anderen Sportarten behaupten und junge Fans anziehen will.

In anderen Bereichen scheint immer noch der Status quo zu regieren. Der russische Verbandschef Walentin Balachnitschew, der im Zuge des Dopingskandals in Russland zurückgetreten war und auch sein Amt als IAAF-Schatzmeister niederlegen wollte, war in Peking nicht nur als Gast zugegen. Balachnitschew stellte offiziell den Finanzbericht des Weltverbands vor und durfte eine Siegerehrung vornehmen. Und der Generalsekretär des unter Dopingverdacht stehenden kenianischen Verbands wurde von seinen afrikanischen Kollegen ins IAAF-Council gewählt. Es ist nicht damit zu rechnen, dass er sich im höchsten Gremium des Verbands zuerst um Aufklärung bemüht.

Diese Personalien zeigen, dass sich die Kultur in der IAAF noch nicht verändert hat. Coe sagte, der Weltverband stehe „in der Ecke der Athleten“, im Kampf gegen Doping seien „Worte nicht genug“. Damit hat der Brite absolut recht. Dass er sie auch ernst meint, muss er nun zeigen.

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