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Sport: „Bin stolz auf mich“

Albas Trainer Mutapcic über Pleiten, Pech und Spaß

Herr Mutapcic, wie ist die Stimmung bei Alba?

Gut – was ist das für eine Frage? Sollen wir weinen? Wir spielen nicht auf unserem Niveau, haben zuletzt zwölf von 18 Spielen verloren. Aber wir hatten viele Verletzte.

Wird der Verweis auf die Verletzten für die Spieler nicht langsam zur Ausrede?

Für viele ist es eine Katastrophe, wenn wir gewinnen, wenn wir verlieren auch. Aber wir sind Dritter in der Bundesliga, sind im Pokal weiter. In der Europaliga sind wir raus, aber das ist nach der NBA die stärkste Liga der Welt. Außerdem sind wir Menschen aus Fleisch und Blut und keine Maschinen.

Wie bewerten Sie das Abschneiden in der Europaliga? Mit vier Siegen und zehn Niederlagen ist Alba Siebter unter acht Teams geworden.

Ich bewerte unseren Auftritt trotzdem positiv. Wir haben eben viele gute Spieler verloren, mussten mit Collins, Lollis und Stanojevic drei neue Ausländer integrier en. Im entscheidenden Spiel in Zagreb haben wir schlecht gespielt. Davon war ich enttäuscht.

Albas Präsident Dieter Hauert war mit dem Auftritt in der Europaliga nicht zufrieden.

Herr Hauert ist Präsident, er darf alles sagen.

Bei der Niederlage in Oldenburg vor einer Woche hat Alba in der letzten halben Minute sechs Freiwürfe verworfen. Die Spieler zeigen Nerven. Was tun Sie dagegen?

Einfach weiter trainieren. Sport ist wie Mathematik: Ein Basketballer hat Selbstvertrauen, wenn er nicht verletzt und physisch in guter Verfassung ist.

Mit sechs Meistertiteln in Folge hat Alba hohe Maßstäbe gesetzt. Daran wird die Mannschaft auch jetzt gemessen.

Wir wollen immer Erster werden. Aber heute ist der Titelkampf viel härter als früher. In Oldenburg spielen neun Amerikaner.

Die meisten mit Zweitpässen, sodass sie alle gleichzeitig spielberechtigt sind.

Die Qualität hat eben zugenommen. Aber Alba ist trotzdem Meister geworden.

Wo sehen Sie Alba in Europa?

Unter den besten 24 Mannschaften.

Also im Mittelmaß.

Beste 24, das heißt, dass Alba eine Institution ist in Deutschland und in Europa. Schade, dass Alba einen besseren Namen in Europa hat als im eigenen Land.

Früher war Oldenburg ein Gegner, da ist man hingefahren, hat gewonnen, ist nach Hause gefahren. Jetzt verliert man dort.

Oldenburg hat mehr Amerikaner als die San Antonio Spurs in der NBA.

Oldenburg ist ja nur ein Beispiel von vielen.

Auch vergangenes Jahr hatten wir Probleme mit Oldenburg. Man darf nicht sagen, wir fahren hin und siegen. Es gibt Unterschiede zwischen deren Programm und unserem.

Andere setzen auf Ausländer, Alba auf viele Spieler aus dem eigenen Nachwuchs.

Alba muss immer etwas verteidigen, alle anderen greifen an. Diese Leute wollen Alba runterbringen, das motiviert sie.

Sie verteidigen Ihr Team gegen jede Kritik. Hat Sie auch etwas enttäuscht an Ihren Spielern?

Meine Spieler können mich nicht enttäuschen. Ich bin Teil der Mannschaft. Bei Niederlagen bin ich auch enttäuscht von mir.

Enttäuscht, weil Sie eine falsche Taktik vorgegeben haben?

Diese Bewertung überlasse ich den Journalisten. Ich bin seit zwölf Jahren für Alba tätig, und ich habe schon so viel Spaß hier gehabt. Und ich will weiter Spaß haben. Ich bin stolz auf das, was ich in Berlin alles geleistet habe. Und dass ich in zwei Jahren als Albas Cheftrainer drei Titel gewonnen habe.

Sie wollen sich den Spaß nicht kaputtmachen lassen. Sehen Sie diese Gefahr denn?

Wenn ich Zeitung lese, ja. Ich will Respekt. Alle TopSpieler in diesem Land sind durch meine Hand gegangen, wie Kinder. Egal ob Misan Nikagbatse, Marko Pesic, Stipo Papic, Mithat Demirel oder Stefano Garris. Diesen Spaß kann mir niemand nehmen.

Spüren Sie nach wie vor Rückendeckung?

Ich habe immer Unterstützung von meinen Spielern bekommen, auch in dieser schweren Situation. Und auch vom Präsidium.

Haben Sie schon einmal mit dem Gedanken gespielt, dass die große Serie von Alba mit sechs Meistertiteln in Folge reißen könnte?

Einmal muss das passieren, so ist das Leben. Ich hoffe, es passiert nicht, solange ich Trainer bin. Alba wird immer weiterleben. Als Trainer Svetislav Pesic ging, hieß es, Alba sei kaputt, aber wir sind nicht untergegangen.

Wird Ihre Position geschwächt, wenn Alba nicht Meister wird?

Darüber denke ich nicht nach. Es gibt gute und schlechte Trainer. Ich bin hundertprozentig ein guter.

Das Gespräch führten Daniel Pontzen und

Helen Ruwald.

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