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Jubelknäuel. Die Spieler der Eisbären fallen sich nach Spielende euphorisch um den Hals. Foto: dpa

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Sport: Bis zum letzten Drittel

Nach dem 3:1 gegen die Adler Mannheim feiern die Eisbären ihren sechsten Titel und dürfen sich nun alleiniger Rekordmeister nennen.

Berlin – Darin Olver schmiss sich rücklings aufs Eis. Wie ein Käfer. Wenig später war der Berliner Angreifer nicht mehr zu sehen, seine Kollegen hatten sich auf den Torschützen geworfen. Olver hatte das 2:1 erzielt, das vorentscheidende Tor für die Eisbären zur Deutschen Eishockeymeisterschaft. Das Konfetti flog am späten Dienstagabend durch die Arena am Ostbahnhof, als die Eisbären vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit geehrt wurden und Sven Felski nach seinem 1000. Spiel für die Eisbären den Silberpokal überreicht bekam. Sie hatten das letzte Play-off-Spiel der Saison 3:1 (0:1, 1:0, 2:0) gegen die Adler Mannheim gewonnen und feierten den Triumphzug gemeinsam mit ihren Fans bei Freibier vor der Arena.

Wer die Eisbären schlagen will in einem Finale, der muss sich schon etwas Besonderes einfallen lassen. Den Mannheimern gelang es nicht, den Siegeswillen der Berliner zu brechen. Obwohl die Eisbären auch im fünften und alles entscheidenden Finalspiel wieder lange einem Rückstand hinterherliefen, kämpften sie sich zum Erfolg: Seit Dienstag sind die Berliner mit sechs Titeln alleiniger Rekordmeister der Deutschen Eishockey-Liga.

Was hatten die Eisbären schon am Sonntag in Spiel vier für einen Endspurt hingelegt: 6:5 nach Verlängerung zu gewinnen, nach einem 2:5-Rückstand im letzten Drittel, das gibt es im Eishockey selten. Und schon gar nicht in einer Finalserie. Natürlich hatten die Eisbären verlautbart, dass sie in Berlin da weitermachen wollten, wo sie in Mannheim aufgehört hatten. Doch das gelang ihnen lange nicht.

Die Mannheimer ließen ihren Gegner nicht in eine gute Schussposition kommen, verteidigten ihr Tor geschickt. Und sie hatten gute Torchancen, eine davon nutzte Ronny Arendt in der 14. Spielminute zum 1:0. Mit der guten Stimmung in Arena war es erst mal dahin. Das Spiel der Eisbären wirkte verkrampft und die Mannheimer spielten geduldig das Ganze herunter, zu geduldig. Denn es waren ja immer noch die Eisbären, gegen die sie gewinnen wollten. Und ein guter Moment reicht den Berlinern schon mal, um die nötige Emotion in ihr Spiel zu bekommen, die es dann für alle Gegner schwer macht. Barry Tallackson war es dann, der nach 34 Minuten den Ausgleich erzielte. Ein strammer Schuss, abgegeben zwischen den beiden Bullykreisen, und es stand 1:1.

Eisbären-Angreifer Florian Busch sagte in der zweiten Drittelpause: „Bis zum 1:1 haben wir nicht berauschend gespielt.“ Das stimmte, fortan wurde es aber berauschend bei den Berlinern. Was konnte es für einen größeren Höhepunkt geben nach einer langen Saison, nach 52 Hauptrunden- und nach 13 Play-off-Spielen für die Eisbären: Alles war nun auf 20 Spielminuten reduziert, auf ein einziges Drittel. 2000 Stehplätze gibt es in der Berliner Arena, im Schlussdrittel waren es am Dienstag 14 200: Als Darin Olver nach 44 Spielminuten den Puck ins Mannheimer Tor wurschtelte, saß kein Mensch mehr.

Nach einem Foul an Julian Talbot bekamen die Eisbären zu Recht einen Penalty zugesprochen. Wenig später verwandelte der Kanadier gekonnt zum 3:1. Die Mannheimer waren fertig mit ihren Nerven. Die Zuschauer feierten schon zwei Minuten vor Schluss den Deutschen Meister. Zum ersten Mal seit dem Umzug aus dem Wellblechpalast hatten die Berliner den Titel in ihrer neuen Arena gewonnen.

Im Fußball gibt es den Spruch, dass die Deutschen erst geschlagen sind, wenn der Mannschaftsbus aus der Stadt gefahren ist. Im deutschen Eishockey lässt sich ähnliches formulieren. Wer immer in einem entscheidenden Spiel glaubt, die Berliner schon bezwungen zu haben, ist schon dabei, gegen sie zu verlieren. Daher konnte es auch gestern nur einen Meister geben. Die Eisbären.

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