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Sport: Blutige Angelegenheit

Italiens De Rossi entschuldigt sich für sein Foul

Zwei Pflaster klebten auf seiner linken Wange, darunter schimmerte die Haut rot und blau. „Es geht mir wieder gut“, sagte Brian McBride, als in Kaiserslautern schon der Sonntagmorgen angebrochen war. Das Blut war getrocknet, doch erledigt war diese Wunde noch nicht. Am späten Samstagabend hatte der Italiener Daniele De Rossi dem US-Stürmer bei einem Sprungduell an der Mittellinie seinen Ellenbogen brutal ins Gesicht gestoßen. McBride musste blutüberströmt den Platz verlassen und minutenlang am Spielfeldrand behandelt werden. „Ich habe die Attacke gar nicht gesehen, ich habe nur den Stoß gespürt und bin zusammengesackt. Dann habe ich schon gemerkt, dass ich blute“, erzählte McBride. Es war die bislang hässlichste Szene der WM – eine, die gar nicht zu diesem leichten, fröhlichen Turnier passen will.

Bei der Roten Karte, die De Rossi schon nach 28 Spielminuten vom guten Schiedsrichter Jorge Larrionda aus Uruguay gezeigt bekam, dürfte es nicht bleiben. Die Disziplinarkommission des Fußball-Weltverbandes Fifa hat bereits die Ermittlungen aufgenommen, ein Ergebnis wurde bis Sonntagabend noch nicht erwartet. Der defensive Mittelfeldspieler vom AS Rom muss mit einer Sperre nicht unter drei Spielen rechnen, er würde in diesem Fall frühestens im Halbfinale wieder auflaufen dürfen. Ob die Italiener überhaupt so weit kommen, ist nach dem mühsamen 1:1 (1:1) gegen die Amerikaner allerdings offen. Zwar führen die Italiener die Gruppe E mit vier Punkten an, dennoch haben noch alle Mannschaften eine Chance auf das Weiterkommen. „Wir waren viel zu nervös. Das Eigentor und die Rote Karte gegen De Rossi haben die Nervosität weiter gesteigert“, sagte Italiens Trainer Marcello Lippi, der zugab, „vor dem Spiel im Team eine große Spannung aufgebaut“ zu haben.

Nach De Rossis Ausraster überboten sich beide Teams mit unfairen Aktionen. Der Amerikaner Carlos Mastroeni sah zu Recht ebenfalls Rot, nachdem er Italiens Spielmacher Andrea Pirlo rücksichtslos von den Beinen geholt hatte. In die Halbzeitpause gingen beide Teams zu zehnt, doch wenige Augenblicke nach Wiederanpfiff musste auch Eddie Pope das Feld verlassen. Der US-Verteidiger sah das Gelb-Rot, nachdem er bei einer Attacke auf den Torschützen Gilardino zwar den Ball spielte, aber eine Verletzung seines Gegenspielers in Kauf nahm. Die Italiener ihrerseits heizten die Stimmung mit etlichen kleinen Fouls und unnötigen Reklamationen an. „So etwas habe ich als Trainer noch nicht erlebt“, sagte US-Coach Bruce Arena. „Zehn gegen zehn ist ja schon selten, aber neun gegen zehn war mir neu.“

Der Italiener De Rossi besaß nachher sogar die Dreistigkeit, sich über seinen Platzverweis zu beschweren. Er war schon im ersten Spiel gegen Ghana unangenehm aufgefallen. Für seine Grätsche gegen Michael Essien hätte er Rot verdient gehabt, sah aber nur Gelb. In einem Testspiel gegen die Schweiz eine Woche vor Turnierbeginn hatte er Gegenspieler Xavier Margairez rüde angegriffen. Deutschen Fußballfans ist der Römer noch durch seinen üblen Tritt gegen Leverkusens Jacek Krzynowek im Champions-League-Spiel vom Oktober 2004 im Gedächtnis. Nach dem neuerlichen Aussetzer am Wochenende gab sich der 22-Jährige aber reumütig. „Es tut mir leid. Ich habe meine Ellbogen wie sonst eingesetzt, ohne mir etwas dabei zu denken“, sagte De Rossi. „Es war ein Unfall, aber unentschuldbar.“ Und McBride berichtete am frühen Sonntagmorgen: „Er hat sich gerade bei mir entschuldigt. „Ich verzeihe ihm.“ So freigebig dürfte die Fifa nicht sein.

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