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Er kann auch anders. Manuel Machata posiert langärmlig.

© dpa

Bobpilot Manuel Machata: Halbnackte Kanone

Manuel Machata hat einen schwierigen Weltcup-Winter hinter sich. Nun hat er noch eine Chance: Bei der Bob-Weltmeisterschaft in Lake Placid will er sich mit der Saison versöhnen.

Von Katrin Schulze

Manuel Machata hat es auch abseits der Bob- und Schlittenszene zu einer gewissen Berühmtheit gebracht. Ursache dafür sind Aufnahmen, die ihn und seine Kollegen in Posen zeigen, die man sonst nur von freizügigen Frauen in bestimmten Männerheftchen sieht. Für den Werkstattkalender der Firma Berner haben sich Manuel Machata und seine Teamkollegen vor der Saison halbnackt gemacht, weil sie dachten, „dass es auch mal etwas für Frauen geben sollte“, erzählt der Bobpilot. „Außerdem bringt es natürlich ein bisschen mehr Aufmerksamkeit für uns und unseren Sport.“

Innerhalb seiner doch eher überschaubaren Sportwelt muss Machata schon eine Weile nicht mehr dafür Sorge tragen, dass man ihn wahrnimmt. Spätestens seit dem zurückliegenden Jahr kennt man den jungen Mann vom SC Potsdam – und seine rasanten Fahrten. Gleich in seiner ersten Weltcup-Saison fuhr er mit einer Mischung aus Unbekümmertheit und Aufsässigkeit zum Weltcup-Gesamtsieg und zum Weltmeistertitel. Manchmal kam er sich dabei selbst vor wie in einem schön inszenierten Film, vielleicht auch in einem zu schönen.

Manche, die es plötzlich böse mit ihm meinten, hielten die Sache mit dem Kalender für übergeschnappt. Sie ätzten, dass Machata nach seinem zügigen Aufstieg nun mehr Zeit in Lifestyle als ins Training investiere. Denn in der neuen Saison raste der 27-Jährige nicht mehr vorneweg, sondern oft nur hinterher. „Wenn man Erster war, hat man natürlich andere Ansprüche“, sagt Machata. „Vielleicht war ich da zu verbissen.“ In Wahrheit trainierte er vor dem Hintergrund der ausbleibenden Top-Resultate nicht zu wenig, sondern eher zu viel. Am Heiligen Abend legte der Pilot zwei Übungseinheiten ein, und Bundestrainer Christoph Langen sprach schon von einer Art „Übermotivation, die nach hinten losgehen kann“.

Obwohl Machata an seinem Schlitten tüftelte, was Hände und Werkzeuge hergaben, musste er mitansehen, wie seinem Teamkollegen Maximilian Arndt im Winter 2011/2012 das gleiche gelang wie ihm im Jahr zuvor. In seiner ersten kompletten Saison holte Arndt den Gesamtweltcup. Machata haderte unterdessen mit sich selbst und dem Schicksal: „Die Saison lief nicht immer optimal, mal hatten wir Pech mit dem Wetter, mal stimmten die Startzeiten nicht oder ich hatte einige Fehler in der Bahn.“ Zu seiner anfänglichen Lockerheit fand er erst wieder, als es fast zu spät war und fast alles zugunsten der anderen entschieden war.

Im vergangene Woche ausgetragenen Weltcup-Finale in Calgary siegte er in der Viererbob-Konkurrenz und landete im Zweierbob knapp geschlagen auf dem zweiten Platz. Machatas Reaktion? „Jetzt geht es aufwärts. Die WM kann kommen.“ Tatsächlich haben er und seine Kollegen noch eine Chance, sich wenigstens halbwegs mit diesem Winter zu versöhnen, wenn in den kommenden Tagen die Titelverteidigung bei den Weltmeisterschaften in Lake Placid ansteht. Die schnelle und komplizierte Bahn am Mount van Hoevenberg in den USA könnte dem Techniker Machata passen.

Was sonst noch für Manuel Machata spricht, ist die Tatsache, dass er nach eigenen Angaben den Spaß an seinem Sport wiedergefunden und das zuletzt auch im Training mit wilden und rasanten Abfahrten bestätigt hat. Im Eiskanal sei er „ein verrückter Hund“, sagt Bundestrainer Langen heute. Und weiter: „Ich bin zuversichtlich, was die WM angeht.“ Sein Pilot Manuel Machata gehört nach einer rumpeligen Saison offensichtlich wieder zu den Schnellsten. Und das, obwohl die Halbnacktbranche immer noch und fast überall dabei ist. Einer seiner Werbepartner ist – der Playboy.

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