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Sport: Bochum siegt auf den Flachetappen

Richard Leipold analysiert den zweiten Spieltag der Saison Bochum an der Tabellenspitze? Das muss ein Irrtum sein.

Richard Leipold analysiert den zweiten Spieltag der Saison

Bochum an der Tabellenspitze? Das muss ein Irrtum sein. Nach dem zweiten Spieltag der Fußball-Bundesliga mag die Tabelle noch wie ein Fragment aus Zahlen wirken – für viele Bochumer ist sie ein Dokument von historischer Bedeutung, vergleichbar mit dem Wert eines seltenen Ersttagsbriefs für Philatelisten. Die Stadt bereitet sich auf eine Woche des sportlichen Ausnahmezustands vor. Ihr bekanntester Verein ist dort angekommen, wo er auf Dauer nicht hingehört, aber deshalb herzlich willkommen ist.

Der ehemalige Trainer Klaus Toppmöller freut sich „unheimlich“ für den VfL. In diesem Stadium der Saison dürfte die Betonung auf dem Wort „unheimlich“ liegen. Bayer Leverkusen tritt am kommenden Samstag gegen den Aufsteiger an. Und man kann ja nie wissen, wie lange so ein Höhenflug anhält. Die Bochumer rechnen sich auch gegen den Meisterschaftszweiten der vergangenen Saison eine Chance aus.

Nach zwei Etappen kommt der VfL daher wie ein Radrennfahrer, der auf einem flachen Teilstück der Tour de France das Gelbe Trikot erobert hat. Er will es möglichst lange behalten, obwohl ihm von Anfang an klar ist, dass er es spätestens in den Bergen wird abgeben müssen. Der Terminplan mag die Bochumer begünstigt haben: Nürnberg und Cottbus sind, um im Bild zu bleiben, Flachetappen ohne sonderlich anspruchsvolles Streckenprofil.

Die Favoriten halten sich, wie beim Radrennen, vor dem ersten Anstieg zurück. Dortmund und Leverkusen sind verhalten gestartet, rechnen aber damit, dass ihre von der Weltmeisterschaft geschwächten Nationalspieler spätestens am übernächsten Spieltag wieder in alter Frische zum Dienst erscheinen. Die Münchner Bayern haben gezeigt, dass ihnen die Fortsetzung der Vorbereitung mit anderen Mitteln zumindest gegen einen Neuling wie Arminia Bielefeld leicht fällt.

Solange die Spitzenmannschaften geduldig warten, bis die Bundesliga die Berge erreicht, bleibt der Weg frei für die Bochumer, deren Trainer Neururer darum bittet, den Ball „flach zu halten“. Während die Westfalen die Gunst des Augenblicks nutzen und ihre schöne neue Aussicht genießen, hat ein anderer Aufsteiger sich dort eingefunden, wo viele von Anfang an den VfL erwartet hatten – ganz unten. Zwei Spiele, zwei Niederlagen: Hannover 96 hilft das schönste Angriffsspiel nicht. Dieses Beispiel zeigt, dass jeder Aufstieg schwierig ist. Insofern hat der VfL Bochum für seine Verhältnisse viel erreicht.

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