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Sport: Boom dank Boygroup

Die neuen Stars des FC Bayern bessern nicht nur das Image des Klubs auf, sondern auch seine Kasse

Am Sonntagabend werden sie wieder mitgrölen, „Hamburg, meine Perle“, wird es aus den Lautsprechern dröhnen, ganz besonders, wenn dann die Zeile „Wenn du aus München kommst, ziehen wir dir die Lederhosen aus“ läuft. Weil es eben immer schon so gewesen ist: Wenn der FC Bayern München irgendwo auftritt, hat er seine Fans dabei – und alle anderen hassen ihn. Das ist auch beim Hamburger SV so, in dessen Stadion der FC Bayern diesen Sonntagabend auflaufen wird. Nicht wahr?

„Wir verlieren 0:3 oder 0:4“, steht im Fanforum des HSV im Internet. „Wir werden wohl den Einlagen von Ribéry Beifall zollen und fünf oder sechs Tore kassieren“, schreibt ein anderer HSV-Fan, und etwas weiter oben steht tatsächlich: „Lasst uns zaubern, ich freu mich!“ Ja nun: Hassen die anderen Fans die Bayern etwa gar nicht mehr?

Wahrscheinlich tun sie das schon, nur äußert sich das nicht mehr derart ausgeprägt wie noch vor ein paar Monaten, so scheint es zumindest. Die Bayern werden nicht mehr ausgepfiffen, sondern bestaunt. Und das ist schon ganz schön gemein von den Bayern: Früher, als die Münchner noch die Bösen waren, haben sie den anderen Vereinen wenigstens nur die besten Spieler weggekauft – jetzt aber haben sie ihnen auch noch das Image der Guten geklaut.

„Der FC Bayern boomt“, so hat Manager Uli Hoeneß das vor kurzem auf Managerdeutsch in der Klub-Zeitschrift „Bayern-Magazin“ formuliert. In Zahlen: „Im Juli ist der Merchandising-Umsatz im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres um 91,4 Prozent gestiegen“, und: „Beim Franz-Beckenbauer-Cup gegen Barcelona haben wir an einem Tag über 250 000 Euro Umsatz mit Fanartikeln gemacht, doppelt so viel wie sonst an ohnehin schon guten Tagen.“ Weiterhin: „Wir haben alle rund 2000 Business-Seats in der Arena verkauft – das ist uns vergangene Saison nicht einmal mit der Teilnahme an der Champions League gelungen.“ Auf dem Vereinsgelände drängen sich derzeit bei den Trainingseinheiten bis zu 6000 Fans, und sie kreischen, als würde sich der Rasen jeden Moment zu einer Bühne erheben und Robbie Williams singend emporsteigen.

Im Grunde ist es ja auch so: Die Mannschaft des FC Bayern ist wie eine große Boygroup. Mit Ribéry, dem Wilden, Klose, dem Schüchternen, und Toni, dem Coolen, der gerne zerrissene Jeans und Hemden mit großem Kragen trägt. Natürlich sind die Trikots der drei Star-Fußballer die begehrtesten in den Fan-Shops.

Dabei sind die Bayern dieses Jahr nicht einmal auf der ganz großen Showbühne des europäischen Fußballs vertreten. An diesem Freitag, als die Auslosung der ersten Runde des Uefa-Cups vorgenommen wurde, liefen auf dem Fernseher im Presserondell an der Säbener Straße zunächst Panoramabilder aus Österreich, danach kam ein fehlerhafter Videotext. Jetzt wissen sie in München, dass während der Auslosung am Patscherkofel in Tirol neun Grad herrschten und 82 Prozent Luftfeuchtigkeit, und dass eine der Erstrundenbegegnungen im Uefa-Cup „FC Bayrn“ gegen „Bele.enses“ lautet.

Zunächst aber wollen sich die Münchner nicht auf Belenenses Lissabon konzentrieren, sondern auf Sonntagabend, auf den Hamburger SV. Luca Toni, der am Freitag hinkend zum Autogrammeschreiben geschritten war, wird dabei vermutlich nur zusehen können, dafür werden Miroslav Klose wie auch Franck Ribéry auflaufen, dazu wird Lukas Podolski erstmals wieder im Kader sein. Und auch Zé Roberto ist mit von der Partie. Erst in der kommenden Woche, kündigte Trainer Ottmar Hitzfeld an, werde der Brasilianer „zwei, drei Tage freibekommen“. Die Bayern kommen also mit nahezu all ihren Stars nach Hamburg – gute Nachrichten für die Fans des HSV, schlechte für die Spieler.

Michael Neudecker[München]

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