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Borussia Dortmund gewinnt 4:1: Lewandowski schießt Real Madrid ab

Die Bayern haben gegen Barca vorgelegt. Und Borussia Dortmund legt beim 4:1 gegen Real Madrid eindrucksvoll nach. Vor allem Stürmer Robert Lewandowski tut alles für ein deutsch-deutsches-Champions League-Finale.

Körperliche Bewegung ist in Fußballstadien abseits des Rasens vor allem bei den Hardcore-Fans in der Kurve zu beobachten. Gestern Abend aber, in der Dortmunder Arena, kannte der Bewegungsdrang keine Klassengrenzen mehr. Zehn Minuten waren in der zweiten Halbzeit zwischen Borussia Dortmund und Real Madrid vorüber, als die gymnastischen Übungen von der Südtribüne auch auf den teuren Tribünenplätzen tausende Nachahmer fanden. Die Zuschauer hüpften, sie johlten, sie schrien, sie sangen. Was für ein Abend vor 65.829 Zuschauern. Der Traum vom innerdeutschen Champions-League-Finale ist realer denn je. 4:1 (1:1) gewann der BVB das Halbfinal-Hinspiel gegen den spanischen Rekordmeister. Alle vier Tore erzielte Robert Lewandowski. Nach der Pause gelang dem Polen innerhalb von nur 17 Minuten sogar ein Hattrick. Was war da eigentlich noch mal mit Mario Götze?

Das Spiel war schon für sich eine Riesennummer; durch die Nachricht vom Vortag aber hatte es noch eine zusätzliche Note bekommen. Eine Viertelstunde vor dem Anpfiff wurden auf den Videowänden Bilder von der Pressekonferenz am Abend zuvor eingespielt. Wer schlechte Gedanken hege, solle lieber zu Hause bleiben, sagte Dortmunds Trainer Jürgen Klopp. Es gibt Applaus im Stadion. Und trotzdem bleibt ein letzter Zweifel: Wie reagieren die Dortmunder Anhänger auf Mario Götze, den künftigen Rivalen vom FC Bayern? Kurz darauf verliest Norbert Dickel die Mannschaftsaufstellung des BVB: „Mit der Nummer 10: Mario …“ – „Götze!“, rufen die einen, die anderen pfeifen. Unmut und Begeisterung halten sich in etwa die Waage.

Der BVB ließ Real kaum Luft zum Atmen

Im Spiel selbst war die Sache von Anfang an ziemlich eindeutig. Der BVB war giftig und griffig, er ließ den Spaniern kaum Luft zum Atmen. Das war manchmal keine Jagd nach dem Ball, das war eher eine Treibjagd, was die Dortmunder, allen voran Sven Bender und Ilkay Gündogan, veranstalteten. Der spanische Rekordmeister mit seinen feinen Fußballern schaffte es anfangs kaum einmal, den Ball über zwei, drei Stationen in den eigenen Reihen zu halten – schon waren die Dortmunder wieder dran. So wie in der siebten Minute, als Bender kurz hinter der Mittellinie einen Zweikampf für sich entschied und Marco Reus einen unwiderstehlichen Sprint durch die gesamte Hälfte der Spanier startete. Seinen Schuss aus gut 15 Metern konnte Reals Torhüter Diego Lopez gerade noch abwehren; für einen Abstauber von Robert Lewandowski war der Winkel ein bisschen spitz.

Reals Superstar spielt an diesem Abend nur eine Nebenrolle.

Nur eine Minute später aber konnte der Pole seine derzeit überragenden Abschlussfertigkeiten zum ersten Mal unter Beweis stellen. Götze flankte mit rechts von der linken Seite, am langen Pfosten grätschte Lewandowski den Ball zur 1:0-Führung für den BVB über die Linie, obwohl Reals Innenverteidiger Pepe im Grunde die bessere Position zum Ball hatte.

Torhüter Weidenfeller hatte mit dem ersten Torschuss der Spanier wenig Mühe

Erst Mitte der ersten Halbzeit entwickelten die Gäste so etwas wie eine Beziehung zu diesem Spiel. Der erste Torschuss der Spanier resultierte aus einem Freistoß. Dortmunds Torhüter Roman Weidenfeller hatte mit dem Versuch von Cristiano Ronaldo aus mehr als 30 Metern allerdings wenig Mühe. Doch Real wurde nun ballsicherer, kombinierte zumindest im Ansatz ansehnlich, ohne sich echte Torchancen zu erspielen. Die Dortmunder blieben zumindest punktuell gefährlicher, so wie in der 42. Minute, als Reus bei einem Konter in Reals Strafraum zu Fall kam. Elfmeter!, dachten die Fans der Borussia. Kein Elfmeter, sagte Schiedsrichter Björn Kuipers. Eine knifflige, aber wohl zutreffende Entscheidung.

Aber was interessieren einen Fan solche Spitzfindigkeiten? Pfiffe hallten durch die Arena, und mitten hinein in diesen schrillen Klangteppich nahm das Verhängnis seinen Lauf: Verteidiger Mats Hummels spielte den Ball zurück zu Roman Weidenfeller, sein Pass verkümmerte jedoch auf halber Strecke – und wurde zur perfekten Vorlage für Real. Gonzalo Higuain bediente Ronaldo in der Mitte, und der vollendete zum 1:1. Für den Portugiesen ist es das zwölfte Tor im laufenden Wettbewerb und sein 50. insgesamt in der Champions League. Nur vier Spieler haben vor ihm in der Geschichte des Wettbewerbs diese Marke erreicht.

Real-Superstar Ronaldo spielte nur eine Nebenrolle

Und doch spielt Reals Superstar an diesem Abend nur eine Nebenrolle. Im gelben Trikot gibt es einen, der noch viel besser ist – und an diesem Abend Europapokalgeschichte schreibt. Noch nie ist es einem Spieler in einer internationalen Begegnung gelungen, mehr als zwei Tore gegen Real zu erzielen. Robert Lewandowski gelingen gleich vier: aus kurzer Distanz zum 2:1 gleich nach der Pause, mit Wucht aus 15 Metern zum 3:1 und schließlich – nach einem Foul von Xabi Alonso an Reus – per Elfmeter zum 4:1.

Auf deutschem Boden treten die Galaktischen traditionell recht irdisch auf – wenn nicht sogar unterirdisch. Im 25. Europacup-Auswärtsspiel gegen ein deutsches Team kassierten sie am Mittwochabend ihre 18. Niederlage. Nur einmal – gegen Leverkusen – schafften sie einen Sieg. Und so dürfte Reals Traum vom zehnten Sieg im Meisterpokal nach diesem grandiosen Auftritt der Dortmunder unerfüllt bleiben. Stattdessen deutet vieles auf ein deutsch-deutsches Finale im Londoner Wembley-Stadion hin: Borussia Dortmund geben Bayern München. Und dann wird man bestimmt auch wieder von Mario Götze sprechen.

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