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Ein Motivator schult um. Dortmunds Trainer Jürgen Klopp muss derzeit vor allem trösten.

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Borussia Dortmund: Jürgen Klopp: Wir haben als Mannschaft Probleme

Die Krise von Borussia Dortmund in der Bundesliga ist nicht nur den Verletzungen geschuldet, die Gier scheint verloren gegangen zu sein. BVB-Trainer Jürgen Klopp spürt Druck.

Als das Jubelgrollen über den Sturz des immer kleiner werdenden Riesen Borussia Dortmund ein wenig verebbt war, meldete sich irgendwann auch Siegertrainer Peter Stöger zu Wort. Über alle Maßen sachlich, gefasst, in gewohnt freundlicher Nüchternheit erklärte Kölns Trainer, wie diesen 2:1-Sieg seiner Aufsteiger in der Bundesliga über den wankenden Vizemeister zustande kommen konnte. „Wir haben vorher darauf hingewiesen, dass da eine enorme Qualität auf uns wartet – aber auch, dass viele Dortmunder lange verletzt waren“, berichtete Stöger. Und der leicht genüssliche Unterton in der Stimme des Österreichers war nicht zu überhören.

Bei Borussia Dortmund dagegen ist von Genuss schon länger nicht mehr die Rede, wenn es um den Bundesliga-Alltag geht. Auch auf feine Untertöne verzichten die Schwarz-Gelben inzwischen – denn die Lage ist, zwei Punkte entfernt von einem direkten Abstiegsplatz, prekär. „Es ist eine sehr schwierige Situation für uns, eigentlich die schwierigste in den letzten Jahren. Das muss man ganz klar sagen“, räumte Sportdirektor Michael Zorc zerknirscht ein, die Überlegungen des listigen Peter Stöger ließ er aber nicht eins zu eins gelten.

„Wir haben viele Spieler, die nicht hundertprozentig fit sind und es auch nicht sein können“, bestätigte Zorc zwar. Die schweren Abwehrfehler aber, die sich die Borussen vor dem 0:1 durch Kevin Vogt kurz vor der Pause und – in besonders kapitaler Form durch Torwart Roman Weidenfeller – vor Simon Zollers Siegtreffer eine Viertelstunde vor Schluss leisteten, wollte er nicht als logische Konsequenz des Trainingsrückstands akzeptieren. „Insgesamt kann man mehr erwarten“, stellte der Sportchef klar.

Borussia Dortmund fehlt Souveränität und Selbstverständlichkeit

Die Realität jedoch sieht so aus, dass dem Dortmunder Spiel inzwischen ein erheblicher Teil seiner Souveränität und Selbstverständlichkeit verloren gegangen ist. Das vorhandene Potenzial blitzt zwar immer mal auf, im Großen und Ganzen bot das Team von Jürgen Klopp in Köln aber fußballerisches Stückwerk an. Die Rückkehr des defensiven Mittelfeldspielers Ilkay Gündogan bezeichnete Zorc scharf als „das einzig Positive am heutigen Tag“. Und Trainer Klopp („Wir haben einen Fußball gespielt, der absolut keinen Sinn macht“) muss erkennen, dass seine Ansagen an die Mannschaft dort offenkundig auf taube Ohren stoßen.

Oder auf wacklige Beine – die inzwischen selbst Routinier Weidenfeller plagen. Vor Zollers 2:1 sprang der Nationalkeeper aus unerfindlichen Gründen ins Leere. „Was soll ich dazu sagen? Das ist ja noch nicht mal eine Torchance“, kommentierte Klopp frustriert – und Sportdirektor Zorc stöhnte auf: „Wir schenken die Tore wieder her, machen kapitale Böcke.“ Ein unseliges Gemisch, zu dem sich die Erkenntnis gesellt, dass Borussia Dortmund auch die unbedingte Gier nach Torerfolgen, die das Ensemble von Jürgen Klopp über viele Jahre auszeichnete, in der aktuellen Abwärtsspirale abhanden gekommen ist.

Entsprechend dünn wird die Luft, selbst für den scheinbar unantastbaren Cheftrainer. Als bei der Pressekonferenz eine Frage zum Comeback von Ilkay Gündogan kam, reagierte Klopp („Ich haben keinen Nerv, über einzelne Spieler zu sprechen – wir haben als Mannschaft Probleme“) auffallend dünnhäutig. Was auch daran liegen könnte, dass sein verunsichertes Team schon am Mittwoch wieder auf die Probe gestellt wird. Dann steht in der Champions League die Partie bei Galatasaray Istanbul an – und Jürgen Klopp weiß: Lösungen sind gefragt. Und zwar, so der 47-Jährige: „Nicht morgen oder übermorgen, sondern jetzt sofort.“

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