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Doll

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Borussia Dortmund: Konstant in der Krise

Thomas Doll ist nicht der erste Trainer, der mit Dortmunds kapriziösen Fußballern Probleme hat.

Die Bilder sind um die Welt gegangen: Mladen Petric bekommt den Ball zugespielt, nimmt Maß und schickt ihn mit einem strammen Linksschuss ins lange Eck des englischen Tores. Seitdem der Stürmer England aus der EM-Qualifikation geschossen hat, wird er in Kroatien als Held von Wembley verehrt. Vier Tage später gehörte Petric zu den Versagern von Nürnberg, bei Galaseks Weitschuss zum 0:1 mutete sein niedlicher Abwehrversuch an wie diee Pirouette eines Balletttänzers. Ein solches Phänomen ist in Dortmund nicht neu: Auch der Tscheche Tomas Rosicky glänzte in seiner Zeit bei Borussia eher im Nationaltrikot, auch Stürmer Nelson Valdez scheint für Paraguay einen hohen Wert zu besitzen, während er bei den Dortmundern regelmäßig dilettiert.

Bei der Mitgliederversammlung in dieser Woche, bei der die Spieler von den 800 Delegierten mit Pfiffen und Buh-Rufen empfangen worden waren, hat Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke die Profis eindringlich aufgefordert, „sich stärker mit dem Verein zu identifizieren“ und „für diesen Klub alles zu geben“. Watzke ist entsetzt über die lasche Einstellung der Spieler: „Ihr müsst euch in erster Linie auf Borussia Dortmund konzentrieren, wir bezahlen euch schließlich auch.“

Es ist nicht die einzige Ungereimtheit in der Krise von Borussia Dortmund im Herbst 2007. Verwunderlich ist auch der Umstand, dass sich die erneuerte Mannschaft gegen starke Gegner wie Bremen oder Bayern zu starken Auftritten aufrafft, in der Mehrzahl ihrer Begegnungen jedoch so uninspiriert über den Platz läuft, als sei sie sich zu fein für den Bundesligaalltag. „Das Team hat sein Potenzial nachgewiesen“, sagt Watzke, „allerdings keine Konstanz.“ Die Folge sind magere 15 Punkte aus 14 Spielen, bis zu den Abstiegsrängen beträgt der Abstand nur drei Punkte. Und heute spielt der BVB beim aufstrebenden Meister Stuttgart.

Wenn eine Mannschaft den Ansprüchen so weit hinterherläuft wie die Dortmunder, gerät der Trainer automatisch in die Kritik. Thomas Doll, der den BVB in der vergangenen Saison vor dem Abstieg gerettet hat, muss sich seit einiger Zeit des Vorwurfs erwehren, ihm fehle die Härte, um eine Ansammlung von Ich-AGs auf Kurs zu bringen. Auffällig ist, wie hilflos der 42-Jährige auf die desolaten Leistungen reagiert. Nach Niederlagen präsentiert er die immergleichen rhetorischen Versatzstücke, obwohl sie längst als haltlos enttarnt worden sind. Nach der Null-Leistung in Nürnberg hat Doll gefordert, „die Mannschaft muss sich in Stuttgart ganz anders präsentieren“. Mittlerweile kann man diese Aussage als Endlosschleife zusammenschneiden – ersetzt wird immer nur der Name des kommenden Gegners.

Doll ist nicht der erste Trainer, der sich erfolglos müht, die kapriziösen Fußballer des Klubs auf Trab zu bringen. Bert van Marwijk wurde vor elf Monaten entlassen, das Missverständnis Jürgen Röber dauerte nur wenige Monate, nun droht Doll im schwierigen Dortmunder Umfeld zu scheitern. Gespräche, was im Juni 2008 passiert, wenn sein Vertrag ausläuft, würden in der Winterpause geführt, sagt Watzke. Dann soll auch über den ebenfalls endenden Vertrag des Sportdirektors Michael Zorc gesprochen werden.

Während sich Watzke zum Thema Doll zurückhält, stärkt er dem ebenfalls umstrittenen Sportdirektor explizit den Rücken. „Michael Zorc wird immer nur dafür geprügelt, dass auf dem Platz etwas schief geht“, sagt Watzke. „Dass wir seit Jahren eine positive Transferbilanz haben und diese haben mussten, um zu überleben, erwähnt niemand.“ Den Kurs der BVB-Aktie hat die wirtschaftliche Konsolidierung im Übrigen nicht positiv beeinflusst. Mitte November sank er auf das Rekordtief von 1,57 Euro. Bei der Aktionärsversammlung in dieser Woche reagierte ein Aktionär mit Sarkasmus. Es wäre sinnvoller gewesen, sein Geld zu verschenken, anstatt es beim Revierklub anzulegen, „weil man Spenden wenigstens steuerlich geltend machen kann“.

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