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Borussias Talente: Dortmunder Jungs

Borussias Talente entwickeln sich mit hohem Tempo. Und die Gelbe Wand singt: „Dortmunder Jungs, Dortmunder Jungs, wir sind alle Dortmunder Jungs.“

Die achte Minute im Spiel gegen den 1. FC Nürnberg war ein besonderes in der Saison 2009/2010 von Borussia Dortmund. Nicht, weil der BVB in Führung gegangen war – das kann gegen einen Aufsteiger schon mal passieren. Es war der Torschütze Kevin Großkreutz, der die Gelbe Wand singen ließ: „Dortmunder Jungs, Dortmunder Jungs, wir sind alle Dortmunder Jungs“. Vor kurzem stand Großkreutz selbst noch auf den steilen Rängen, mit Trikot und Fanschal. Nun ist er hinabgestiegen auf den Rasen, um für den Verein seines Herzens zu rennen und den Fans einen erfüllten Nachmittag zu bescheren.

Am Ende hatte der BVB das Spiel mit 4:0 (3:0) gewonnen und ihren überforderten Gegner dabei in sämtliche Einzelteile zerlegt. Großkreutz sprach von einem „großartigen Gefühl“, das er mit seinem Trainer teilte. „Ich habe erst wenige Lieder verstanden, weil die Akustik da unten so schlecht ist“, erzählte Jürgen Klopp: „Aber das habe ich mitbekommen, und es hat mir richtig gut gefallen.“

Der Mittelfeldspieler Großkreutz ist eines der Gesichter, die den BVB derzeit prägen. Es ist ein junges Gesicht. 23,7 Jahren war die Mannschaft im Durchschnitt alt, die Klopp gegen Nürnberg aufs Feld schickte. Sie besteht aus Spielern wie Großkreutz (21) oder Sven Bender (20), der den dauerverletzten Kapitän Sebastian Kehl seit Wochen bravourös vertritt. Marcel Schmelzer (21) weiß auf der linken Außenbahn zu überzeugen, der formidable Nuri Sahin (21) gehört als Taktgeber bereits zum Establishment. Und in der Hintermannschaft besticht das Duo Neven Subotic (20) und Mats Hummels (20) durch eine wahrhaft erstaunliche Bilanz: 17 Mal habe beide gemeinsam im Zentrum verteidigt, kein einziges Mal ist der BVB als Verlierer vom Platz gegangen. Subotic spielt bereits in der serbischen Nationalmannschaft, U-21-Europameister Hummels – da braucht es keine prophetische Gabe – wird auf Sicht das Trikot der DFB-Auswahl tragen. Gegen Nürnberg zählte der junge Mann, neben Lucas Barrios und Mohamed Zidan zu den weiteren Dortmunder Torschützen. „Dass Neven und Mats große Talente sind, wussten wir, als wir sie verpflichtet haben“, sagt Klopp. Dennoch registriert er mit Wohlwollen die „großen Entwicklungssprünge, die beide machen“.

Auch im Sturm tut sich einiges bei den Dortmundern, die aus den letzten acht Spielen 18 Punkte geholt haben. Eine bessere Bilanz kann in dieser Zeit kein anderer Erstligist vorweisen. Der Aufschwung lässt sich vor allem an Lucas Barrios festmachen. Der als „Welttorjäger“ verpflichtete Argentinier kann nach längerer Eingewöhnungszeit mittlerweile auf sechs Saisontore verweisen, vor allem das Zusammenspiel mit Zidan funktioniert von Woche zu Woche reibungsloser. Der Sturmlauf gegen Nürnberg deutete das Potenzial dieser Zweierbeziehung an. Immer wieder tauschten sich der Argentinier und der Ägypter auf dem Spielfeld aus, um die Lauf- und Passwege abzustimmen. Es sei ein „Entwicklungsprozess nach dem Prinzip try and error“, erläuterte Klopp: „Lucas kommuniziert sehr viel, auch wenn er der deutschen Sprache bislang kaum mächtig ist.“ Wie der verbale Austausch der Stürmer tatsächlich funktioniert, ist allerdings ein Geheimnis, das auch der Dortmunder Trainer bislang nicht durchschaut hat: „Die genaue Sprache der beiden“, sagt Klopp mit einem Grinsen, „die kenne ich auch nicht.“

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