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Viel Aufwand, wenig Effekt: Marco Huck (r.) siegte in einem schwachen Boxkampf nach Punkten gegen den Herausforderer Ola Afolabi.

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Update

Box-WM in Berlin: Huck besiegt Afolabi

Der oft wankelmütige Marco Huck hält mit seinem WM-Sieg gegen Ola Afolabi den größten deutschen Boxstall Sauerland weiter im Geschäft. "In den ersten acht Runden war das der beste Marco Huck, den ich je gesehen habe", meint Manager Wilfried Sauerland.

So richtig mochte sich niemand aus dem Sauerland-Stall seine Erleichterung anmerken lassen. Nur Ulli Wegner trug wieder mal seine Seele auf der Zunge. „Heute bin ich ein zufriedener Mann“, sagte der 71 Jahre alte Startrainer des größten deutschen Profiboxstalls aus Berlin. „Sind wir doch mal ehrlich: Das war heute für uns alle bei Sauerland-Event wichtig“, sagte Wegner in die Tiefe der Samstagnacht hinein und blickte spitzbübisch in die Runde.

Voran gegangen war das Duell zwischen dem Sauerland-Mann Marco Huck und dem Briten Ola Afolabi, der bei der K2-Promotion von Wladimir und Witali Klitschko unter Vertrag steht. Im Kampf um die Weltmeisterschaft im Cruisergewicht nach WBO-Version behielt Titelträger Huck nach zwölf intensiven aber gerade hintenraus nicht mehr hochklassigen Runden vor 5000 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle klar die Oberhand (115:113, 117:11, 114:114). Es war ein für Huck und Sauerland-Event versöhnlicher Abschluss einer Trilogie, wie sie im Boxen nicht oft vorkommt. Nach dem knappen Sieg von 2009 und dem schmeichelhaften Unentschieden von 2012 lieferte der 28-jährige Huck seine vielleicht beste und seriöseste Leistung ab. Er boxte konzentriert und fokussiert, blieb ungewöhnlich lange mit Bedacht bei seiner Linie. Nach Zwei Dritteln der Distanz hatte sich der Schützling von Uli Wegner einen respektablen Vorsprung erboxt. Afolabi fand an diesem Abend kein Mittel dagegen. „Durch seine permanente Aggressivität und seinen Druck hat er mir keine Luft gelassen“, sagte Afolabi etwas entnervt aber fair. Huck sei ein guter Champion, er habe verdient gewonnen.

„Nach den letzten Kämpfen, wo mir Kritiker vorhielten, nicht richtig bei der Sache gewesen zu sein, war das eine gute Antwort“, sagte Huck. Dieses Mal sei er mal nicht „mit einem schlechten Gewissen“ in einen Kampf gegangen, sondern habe nach einer konsequenten Vorbereitung „alles dran gesetzt“, wie Huck erzählte. „Ich wollte zeigen, dass ich boxen kann, dass ich der wahre Champion bin.“ Sein Trainer Ulli Wegner hörte es gern. Sein Mann habe das geboxt, was man gemeinsam trainiert hätte. „Jetzt nimmt er an, was man ihm sagt“, sagte Wegner.

„In den ersten acht Runden war das der beste Marco Huck, den ich je gesehen habe“, sagte Wilfried Sauerland etwas überschwänglich. Genau diesen Marco Huck wird sein Unternehmen brauchen, wenn es weiterhin im großen – und nur dann lukrativen – Geschäft bleiben will. Genau genommen stand am Samstag sehr viel mehr auf dem Spiel als der eine Titel im Cruisergewicht. Nicht auszudenken, wenn in Huck der einzig verbliebene, gesunde Weltmeister des Stalls seinen Titel verloren hätte. „Nach einigen nicht so angenehmen Kämpfen haben wir geglänzt“, sagte Wegner. Er wird dabei an die jüngsten Titelniederlagen von Arthur Abraham und Eduard Gutknecht gedacht haben. Auch der Däne Mikkel Kessler, der bei Sauerland unter Vertrag steht, verlor unlängst seinen WM-Titel. Zudem sind in Robert Helenius (Europameister im Schwergewicht) und Yoan Pablo Hernandez (Weltmeister im Cruisergewicht) zwei Titelträger seit Wochen verletzungsbedingt außer Gefecht gesetzt. Sie werden nach dem Sommer zurückkommen, aber in welcher Verfassung? Sauerland-Event aber muss seinem TV-Partner ARD große Kampfabende präsentieren. im vergangenen Frühjahr waren beide Partner sich nach großem Hickhack über eine erneute Vertragsverlängerung bis Ende 2014 einig geworden. Vonseiten des WDR, NDR und SWR gab es anstaltsintern immer wieder Kritik an Kosten und Länge der Partnerschaft. Beide Seiten müssen ein hochwertiges Programm bieten. Also welche Boxer und welche Titelkämpfe sind erwartbar?

So gesehen werden sie bei Sauerland-Event und ARD zufrieden auf die Boxnacht von Berlin blicken. 3,57 Millionen Zuschauer (Marktanteil: knappe 20 Prozent) verfolgten die erfolgreiche Titelverteidigung des Cruisergewichtlers aus Berlin. Der oft unberechenbare Huck bleibt ein Argument. Vermutlich schon im September wird er zu einer Pflichtverteidigung gegen Firat Arslan antreten. Es wäre ein Rematch. Im vergangenen Herbst hatte Huck hohe Not gegen den früheren Weltmeister aus Süßen. Bei Sauerland-Event können sie relativ entspannt auf den Kampf blicken. Inzwischen haben sie Arslan unter Vertrag.

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