zum Hauptinhalt
Klitschko und Ibragimow

© dpa

Boxen: Der Kampf danach

In New York wird der Doppelweltmeister im Schwergewicht gesucht. Auch wenn der Siger des Kampfes noch nicht feststeht, quält die Boxwelt längst eine andere Frage: Wer darf ihn eigentlich herausfordern?

Berlin - Wenn Wladimir Klitschko in der Nacht zum Sonntag (23 Uhr Ortszeit, ca. 05.00 Uhr MEZ, Übertragung ab 03.30 Uhr, RTL) zum Titel-Vereiningungskampf gegen Sultan Ibragimow in den Boxring des Madison Square Garden steigt, wird im Hintergrund eine andere wichtige Schlacht geschlagen. Es geht um den Kampf danach; darum, wer den Sieger des Kampfes, den neuen Doppelweltmeister, herausfordern darf. Wird das der russische Schwergewichtler Alexander Powetkin sein, der Pflichtherausforderer des bisherigen IBF-Weltmeisters Klitschko, oder der Amerikaner Tony Thompson als Pflichtherausforderer von WBO-Champion Ibragimow?

Unabhängig vom Ausgang der ersten Titelvereinigung im Schwergewicht seit 1999 werden beide Verbände, die International Boxing Federation und die World Boxing Organization, darüber verhandeln, in welcher Reihenfolge beide Pflichtherausforderer zu ihrem Recht kommen. Da in der Welt der Gagen das Fernsehen ein Wörtchen mitzureden hat, könnte es so kommen, das der amerikanische Kabelsender HBO Einfluss nimmt. HBO hat einen Extravertrag mit Wladimir Klitschko und hatte zuletzt Powetkins Kampf aus Berlin übertragen.

Der Sieger des Kampfes von New York, gleich wer es von beiden sein wird, hat prinzipiell mehrere Möglichkeiten. Die wahrscheinlichste ist, dass er beide Titel behält und als Champion beide Pflichtherausforderungen abzuarbeiten hat, wobei es dann in jeden Kampf immer um beide Titel ginge. Oder aber er legt einen der Titel kampflos nieder. Um den somit vakant gewordenen Titel könnte dann in jedem Fall der entsprechende Pflichtherausforderer kämpfen.

Christian Meyer, Geschäftsführer der Sauerland Event GmbH, ist der festen Überzeugung, dass ihr Mann, der IBF-Pflichtherausforderer Alexander Powetkin, noch in diesem Jahr zu einem WM-Kampf kommt: „Ganz gleich, ob Klitschko oder Ibragimow gewinnt, und wer eventuell welchen Titel niederlegt, die IBF hat uns signalisiert, dass Powetkin seine Chance erhält.“ Sollte beispielsweise Klitschko den Kampf in New York gewinnen und dieser keinen der beiden Titel niederlegen, würde die IBF eine Pflichtverteidigung gegen Powetkin sanktionieren. Das Einzige, was die IBF zuvor akzeptieren würde, wäre, wenn Klitschko zunächst den WBO-Titel gegen den Pflichtherausforderer Thompson verteidigt. Der Sieger dieses Kampfes müsste sich aber dann Powetkin stellen.

Ganz ähnlich würde es sich verhalten, sollte Ibragimow in der Nacht zum kommenden Sonntag im 20 000 Zuschauer fassenden Garden gewinnen.

Seit dem vergangenen Wochenende darf sich noch ein weiterer Schwergewichtler des in Berlin ansässigen Boxstalls von Manager Wilfried Sauerland auf einen Weltmeisterschaftskampf in diesem Jahr freuen. Der Russe Nikolai Walujew ist nach seinem Sieg über den Weißrussen und früheren Weltmeister Sergej Ljachowitsch der Pflichtherausforderer von WBA-Titelträger Ruslan Tschagajew. Der Usbeke Tschagajew aus dem Hamburger Universum-Boxstall hatte dem 2,13 Meter großen Walujew im April des vergangenen Jahres den WBA–Weltmeistertitel entrissen. „Ich will meinen Gürtel zurückholen“, sagte der 34 Jahre alte Walujew in Berlin. Theoretisch müsste es schon im April zur Revanche mit Tschagajew kommen. Das Management des Weltmeisters hat jedoch bei der World Boxing Association (WBA) einen Antrag gestellt, die Pflichtverteidigung noch zu verschieben. Tschagajew soll seinen Titel zunächst freiwillig gegen seinen Stallgefährten Luan Krasniqi (Rottweil) verteidigen. „Ich weiß zwar nicht, warum die WBA diesem Wunsch nachkommen sollte, aber selbst wenn, wäre bis zum Jahresende noch genügend Zeit für einen Titelkampf für Nikolai“, sagt Christian Meyer. Er legt sich schon mal fest und sagt: „Powetkin und Walujew werden noch in diesem Jahr jeweils um WM-Titel boxen.“

Zur Startseite