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Sport: Boxen: Ein Knockout als Start in die Profikarriere

Ein kubanischer Riese, ein amerikanischer Weltmeister und ein australischer Lokalmatador - das sind so mit die schwersten Brocken, die einer Staffel beim Boxturnier in Darling Harbour an einem Tag vor die Fäuste gesetzt werden können. Cengiz Koc ging schwer k.

Ein kubanischer Riese, ein amerikanischer Weltmeister und ein australischer Lokalmatador - das sind so mit die schwersten Brocken, die einer Staffel beim Boxturnier in Darling Harbour an einem Tag vor die Fäuste gesetzt werden können. Cengiz Koc ging schwer k. o. Falk Huste verlor knapp (15:17 im Federgewicht gegen Weltmeister Ricardo Juarez). Adnan Catic aber ließ sich nicht einschüchtern von dem "Aussie, Aussie"-Gebrüll der 7000 Zuschauer im Exhibition Center. Der 21jährige Europameister im Halbmittelgewicht zeigte dem Australier Richard Rowles gleich, wer der Chef im Ring ist. Nach 16:1 Treffern des Leverkuseners war nach 1:38 Minuten der dritten Runde automatisch Schluss. Catic steht nun wie Steven Küchler und Sebastian Köber im Viertelfinale und trifft im Kampf um die Medaillen auf den Amerikaner Jermain Taylor. Catic blieb ganz kühl in dem Tollhaus. "Ich wusste, was auf mich zukommt. Ich war aber besonders angeheizt durch den K. o. meines besten Freundes Cengiz. Das hat mir im Herzen sehr wehgetan."

Koc war im 178. Kampf des Turniers der Erste, den es voll erwischte. Von einem kurzen rechten Cross des baumlangen Kubaners Alexis Rubalcaba Polleda am linken Kinnwinkel getroffen, fiel der Berliner Superschwergewichtler rücklings wie ein gefällter Baum um und blieb reglos liegen - alle viere von sich gestreckt. Da gab es kein Zählen und kein "Aus" des Ringrichters mehr. Der Ringarzt und die deutschen Sekundanten, Helmut Ranze, Karl-Heinz Krüger und Peter Rechenberger, stürzten in den Ring und leisteten dem Bewusstlosen erste Hilfe. Allein stand der Riese aus Kuba in der Ringmitte, als das Urteil verkündet wurde: K. o. in der ersten Runde, nach 1:24 Minuten. Es war von vornherein ein ungleicher Kampf. "Vor dem muss man ja schon Angst haben, ohne ihm im Ring zu begegnen", bemerkte Gerd Graf, der Präsident des Deutschen Amateur-Boxverbandes.

Mit 2,04 Meter ist der 28-jährige Hüne sogar noch größer als die Klitschkos. Seinen 22 Zentimeter kleineren deutschen Gegner überragte Rubalcaba Polleda um Haupteslänge. Dennoch griff Koc mutig an. Krüger schrie gerade "reinrollen", da rollte Koc mit dem Ansatz zu einem linken Haken in den rechten Konter rein. Der 23-jährige Berliner war noch immer benommen, als er, gestützt auf den Physiotherapeuten Rechenberger, mit leeren Augen durch die "Mixed Zone" stakste. In einer Sanitätskoje stellte der deutsche Mannschaftsarzt Albert Gussbacher die üblichen Orientierungsfragen. "Hat er alle klar beanwortet." Auch den Reflextest eines Neurochirurgen habe Koc bestanden. Dennoch wurde der K. o.-Geschlagene mit der Ambulanz in die Polyklinik zur radiologischen Untersuchung gefahren. Eine Vorsichtsmaßnahme. "Auch hier alles okay", sagte Gussbacher.

Es war der erste Knockout in seinem letzten Amateurkampf. Cengiz Koc wird jetzt Profi. Der kurzsichtige Fighter, der in den letzten Tagen an einer Bindehautentzünding litt, hatte sich schon vor den Spielen mit Wilfried Sauerland über einen Vertrag geeinigt. Dem Promoter blieb das Debakel seines künftigen Schützlings ungewollt erspart. Sauerland schwebte noch in der Luft über Australien, als sich Koc den K. o. einfing. "Kann passieren", sagte der Boxpromoter gelassen, als er nach der Landung in Sydney das Ergebnis erfuhr. "Das ändert nichts an unseren Plänen. Auch die Klitschkos sind als Amateure k. o. gegangen."

Hartmut Scherzer

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