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Sport: Boxen: Eine umwerfende Bewerbung

Der eine Riese aus Stahl, Wladimir Klitschko, erfreute sich an der "guten bayerischen Weißwurst", der andere, Derrick Jefferson, hatte die Mama, eine lustige runde Frau, sowie große Teile der Familie mitgebracht. Deutlicher lässt sich die Differenz zwischen martialer Aufmachung und Realität von WM-Boxkämpfen kaum illustrieren.

Der eine Riese aus Stahl, Wladimir Klitschko, erfreute sich an der "guten bayerischen Weißwurst", der andere, Derrick Jefferson, hatte die Mama, eine lustige runde Frau, sowie große Teile der Familie mitgebracht. Deutlicher lässt sich die Differenz zwischen martialer Aufmachung und Realität von WM-Boxkämpfen kaum illustrieren. Auch der zwischen dem Ukrainer aus Hamburg und dem Amerikaner war reichlich aufgeblasen dahergekommen. "Riesen aus Stahl" hatten Spots und Plakate versprochen. Das traf es nicht.

Klitschko verteidigte in der Nacht zum Sonntag vor 7800 Zuschauern seinen WM-Titel im Schwergewicht der WBO-Version in der Münchner Rudi-Sedlmayer-Halle. Dazu brauchte er nur fünf Minuten und neun Sekunden, dann ging Jefferson K. o.. Klitschkos Rechte traf ihn da bereits zum dritten Mal und dieses Mal stand Jefferson nicht mehr auf. Für Klitschkos Trainer Fritz Sdunek war es "ein Wunder, dass er nach dem ersten Treffer wieder hochkam." Denn so ein Jefferson ist eigentlich kein Gegner, den Sdunek und Klitschko Ernst nähmen. Für sie ist der große Fight jetzt unumgänglich: "Die Generalproben sind durch, wir sind bereit", sagt Wladimir Klitschko. Bereit für Lennox Lewis, gerne auch Evander Holyfield oder Mike Tyson. Am konkretesten scheinen die Verhandlungen mit Lewis gediehen. Klaus-Peter Kohl, Chef des Boxstalls Universum, dem auch die Klitschkos angehören, sagt: "Wir verhandeln seit zwei Jahren mit ihm. Ich halte einen Kampf noch in diesem Jahr für realistisch." Höchste Zeit sei das.

Es wäre der Höhepunkt der Karriere des Wladimir Klitschko. Endlich eine wirkliche Aufgabe, nachdem es bisher in 37 Kämpfen 36 Siege gab und davon gleich 33 durch K. o.. Aber die Gegner waren eben die Jeffersons dieser Welt, nicht gerade Kirmesboxer, aber so in der Art. Für den braven Amerikaner wird der Besuch in Germany ohnehin mit seltsamen Erinnerungen verbunden bleiben. Wie er es aus den USA wohl gewohnt war, sprach er vorher großmäulig vom Sonnabend als einem "guten Tag zum Sterben". Das jedoch hatte Wladimirs Bruder Witali arg erregt, der nach dem Ende des Kampfes sofort auf den ohnehin geprügelten Jefferson zustürzte und ihn beschimpfte. Nachher erklärte Witali Klitschko sein Verhalten: "Wenn einer verspricht, meinen Bruder umzubringen, dann habe ich nur einen Wunsch: das gleiche mit ihm zu machen."

Egal, Familie Klitschko war sauer und Jefferson durfte Eigentümliches feststellen: "Ich hatte den Eindruck, es heute mit beiden zu tun zu haben", Dieser Schein trog nicht, wie Wladimir Klitschko bestätigte: "Er hat gegen uns zwei gekämpft, und das wird jetzt jedes Mal passieren." Ob sich Lewis, Holyfield oder Tyson darauf einlassen werden ...

Detlef Dresslein

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