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Boxen: Sturm holt WM-Gürtel zurück

Felix Sturm (r.) hat mit einer taktisch- technischen Glanzleistung den Weltmeister- Gürtel im Mittelgewicht zurückgeholt. Die Herzen der Box-Fans konnte der neue WBA-Champion aber nicht erobern.

Hamburg - Nach dem einstimmigen Punktsieg (117:111, 117:111, 115:113) über Titelverteidiger Maselino Masoe aus Neuseeland pfiffen einige der 8000 Zuschauer in der Hamburger Color-Line-Arena den 27 Jahre alten Leverkusener am Samstagabend sogar aus.

Mit der Gewissheit des sicheren Sieges und um einem «lucky punch» (Glückstreffer) zu vermeiden hatte der zweite deutsche Box-Weltmeister neben Markus Beyer in der letzten Runde den Rückwärtsgang eingelegt. Zehn Sekunden vor dem letzten Gong lief Sturm, der seinen ersten WBO-Titel 2004 nach einem umstrittenen Urteil gegen Box-Legende Oscar de la Hoya verloren hatte, mit hoch gestreckten Armen jubelnd durch den Ring und seinem Gegner auf und davon. Das kam beim Publikum nicht gut an.

«Die Pfiffe schmerzen, dennoch kann ich die Zuschauer verstehen. Sie möchten Action bis zum Schluss sehen. Aber ich wollte kein Risiko eingehen. Ich bin Boxer und kein Knaller, der zwölf Runden zuschlagen kann», sagte Sturm nach dem 25. Sieg in seinem 26. Profi-Kampf. Die meisten Experten lobten seine Taktik. «Ein Trainer hat mir mal gesagt: Lieber eine Sekunde feige als ewig tot», kommentierte Schwergewichtler Luan Krasniqi am treffendsten die strittige Szene.

Ausgerechnet Krasniqi hatte bei seinem WM-Kampf gegen Lamon Brewster im September an gleicher Stelle bis zum Schluss mit offenem Visier gekämpft - und verloren. Sturm kassierte in der dritten Runde einen wuchtigen linken Haken des schlagstarken Masoe. «Da habe ich einige Sternchen gesehen», gab der neue Weltmeister zu. Von Runde fünf an war Sturm aber auch zur Freude von «Edelfan» Verona Pooth («Der Kampf war superspannend») mit gut getimten Schlägen und schnellen Beinen Chef im Ring gegen den 39 Jahre alten Neuseeländer.

«Felix hat eine großartige, disziplinierte Leistung gezeigt. Er ist ein perfekter Boxer», sagte Trainer Michael Timm. «Es war ein hartes Stück, ihn wieder zum WM-Titel zu bringen», erklärte Universum-Promoter Klaus-Peter Kohl. Beachtliche 5,97 Millionen TV-Zuschauer sahen im ZDF den Auftritt des Modellathleten, der den Sieg seiner Mutter widmete. «All-4-Mom» stand auf seinem Stirnband. Und Sturm ist bereit für weitere lukrative Kämpfe. «Ich mache jetzt vier Wochen Urlaub und möchte dann gegen die besten Boxer antreten, um auszuloten, wie gut ich bin», sagte Sturm.

Neben einer Revanche gegen Oscar de la Hoya bietet sich ein Kampf gegen IBF-Weltmeister Arthur Abraham (Armenien) aus dem Sauerland- Stall förmlich an. Der «Schlumpf-Boxer» hatte seinen gegen Kingsley Ikeke (Kanada) errungenen Titel erst vor einer Woche in Oldenburg verteidigt. «So ein Duell muss aber gut gepusht werden», sagte Kohl. Er spielt auf Zeit und will zunächst mit anderen Fights gutes Geld verdienen. «Abraham kämpft gegen Maselino Masoe und Sturm tritt gegen Kingsley Ikeke an», schlug der clevere Promoter vor. (Von Peter Hübner, dpa)

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