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Nach der Landung am Flughafen Schönefeld präsentierte Berlins Felix Fischer den Siegerpokal – und die etwa 150 Fans wollten ihn alle mal anfassen.

© Imago/Koch

BR Volleys: Auf dem Weg zum Traditionsverein

Die BR Volleys erhoffen sich von dem Sieg im Europapokal Fortschritte auf mehreren Ebenen. Vor allem zur Eigenwerbung will der Klub den Titel nutzen.

Von Johannes Nedo

Als Erster zeigte sich Felix Fischer. Mit dem silbernen CEV-Pokal in der Hand ging der Mittelblocker der BR Volleys vom Gate in die Empfangshalle des Flughafens Schönefeld – und schritt grinsend durch ein orangenes Spalier. Etwa 150 Fans waren am Sonntagnachmittag zum Flughafen gekommen, um den neuen Europapokalsieger zu begrüßen. Sie verwandelten die Empfangshalle in eine Außenstelle der Max-Schmeling-Halle und sangen ein breites Repertoire an Fangesängen: Auf „Wir woll’n die Volleys seh’n“ folgte „Oh, wie ist das schön“ und „So sehen Sieger aus“.

Die Spieler, fast alle mit der Gewinnermedaille um den Hals und noch sichtlich erschöpft vom langen Flug und der wohl kurzen Nacht in Surgut, posierten mit dem Pokal und für Selfies mit den Fans. „Das ist atemberaubend“, sagte Außenangreifer Ruben Schott. „So einen Empfang hatte ich nicht erwartet.“

Auch den deutlichen 3:0-Sieg am Samstag im Finalrückspiel in Westsibirien hatte wohl kaum jemand erwartet. Doch die Berliner präsentierten sich gegen Surgut in beeindruckender Form. Den ersten Europapokalsieg der Vereinsgeschichte begründete dann auch Manager Kaweh Niroomand vor allem mit dem Verweis auf die eigenen Stärken. „Dass bei den Russen drei wichtige Spieler fehlten, soll die Leistung meiner Mannschaft in keinem Fall schmälern. Außerdem haben wir ja auch das Hinspiel gewonnen, und da waren die drei dabei“, sagte er. „Man hat einfach gemerkt, dass unsere Mannschaft den Respekt abgelegt hat, weil sie wusste, dass sie die Russen schlagen kann.“

Neben dem weiter wachsenden Selbstvertrauen der eigenen Mannschaft spürt Niroomand noch weitere Auswirkungen des bereits zweiten Titelgewinns dieser Saison nach dem DVV-Pokalsieg. „Bei der Verbreitung unserer Marke hilft nichts mehr als Erfolg“, betont er. Der 63-Jährige spricht immer wieder davon, dass das Projekt BR Volleys ständig weiterentwickelt werden müsse. Auch international ist er mit den Fortschritten überaus zufrieden. Nachdem die Berliner in der vergangenen Saison Dritter in der Champions League geworden sind, bestätigt nun der Sieg im zweitwichtigsten Pokalwettbewerb Niroomands Ansicht, „dass unser Name in Europa mit viel Positivem verbunden ist“. Für ihn steht fest: „Wir müssen uns auch von der Organisation her hinter keinem Klub in Europa verstecken.“

Diese Erfolge machen die Volleys für mehr und mehr starke Spieler interessant. Allerdings können die Berliner eben kaum deren finanzielle Vorstellungen erfüllen. „Wir sind in einer Sandwich-Situation“, betont Niroomand. „Wir sind beim Etat nicht ganz oben, aber auch nicht ganz unten.“ Und so erhofft er sich vor allem langfristig Auswirkungen auf das eigene Budget. „Es wird sich jetzt zwar nicht sofort ein neuer Sponsor melden, der uns einen siebenstelligen Betrag überweist“, sagt der Volleys-Manager. Aber für ihn sind die Titel, sowie die Zuwächse bei den Zuschauerzahlen und in den sozialen Medien wichtige Schritte, um mehr Aufmerksamkeit und somit mehr Geldgeber zu bekommen. „Wir wollen ein Traditionsverein werden, ein Volleyball-Traditionsverein“, beschreibt Niroomand seine Vision. „Und um das zu schaffen, dürfen wir einfach nicht nachlassen.“

Zumal das wichtigste Saisonziel noch nicht erreicht ist. Dazu haben die Volleys die Meisterschaft auserkoren. Bereits am Mittwoch steht in Spergau gegen CV Mitteldeutschland das zweite Play-off-Viertelfinale an. „Für den Meistertitel müssen wir noch einige Hürden überwinden“, sagt Niroomand. Den nächsten Erfolg wollen er und die Mannschaft nicht am Flughafen feiern, sondern in eigener Halle.

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