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Die BR Volleys wollen am Samstagabend auch in Bühl siegen und ins Finale einziehen.

© dpa

BR Volleys: Große Bühne für die Kleinen

Die BR Volleys reisen zum Halbfinale am Samstagabend nach Bühl und werden vom ganzen Dorf erwartet. BR-Manager Kaweh Niroomand sieht in dem Volleyballverein aus der Schwarzwaldstadt ein Vorbild - für die anderen Kleinstädte in der ersten Liga.

Von Christian Hönicke

Die Halle wird ausverkauft sein, da ist sich Kaweh Niroomand sicher. „Was ist denn in Bühl am Samstagabend groß los? Da gibt’s ein paar nette Lokale, sonst nichts.“ Der Manager der BR Volleys will nicht despektierlich klingen, wenn er über den Halbfinalgegner TV Bühl spricht, nur ehrlich. „Wenn wir kommen, ist doch das ganze Dorf mobilisiert. Verzeihung, natürlich meine ich die ganze Stadt.“

Es stimmt ja: Das Volleyballspiel am Samstagabend (20 Uhr/live auf www.dvl-live.tv) wird als Höhepunkt in die Bühler Stadtchronik eingehen. Durch die Erfolgsgeschichte des örtlichen Volleyballvereins findet die Schwarzwaldstadt plötzlich landesweit Beachtung. Vor vier Jahren noch nicht einmal in der Ersten Liga, haben die Bühler nun überraschend das Halbfinale gegen den Deutschen Meister erreicht.

Am Samstag in Berlin aber, da sah es so aus, als seien die Bühler doch ein wenig zu klein für diese große Bühne. Im ersten Spiel der „Best of five“-Serie waren die Gäste von der Atmosphäre in der Schmelinghalle geradezu paralysiert und verloren 0:3. Oder ist es die Bühne in Berlin, die inzwischen für alle anderen zu groß wird? Selten war besser zu sehen, dass sich das neue großstädtische Ambiente in der beschaulichen Volleyballwelt für die Volleys zu einem echten Wettbewerbsvorteil entwickelt hat. An jenem Abend wirkte es, als sei der Meister der restlichen Bundesliga inzwischen ein wenig entwachsen.

Die BR Volleys haben den Volleyball in den vergangenen Jahren mit ihrer ambitionierten Neuinszenierung vorangebracht. Doch wenn sie und die Liga weiter wachsen wollen, müssen die anderen nachziehen. Das ist gar nicht so einfach. Die Bundesliga ist mit Ausnahme von Berlin und Dresden ein Sammelbecken für Mittel- bis Kleinstädte, Bühl ist mit 30 000 Einwohnern noch nicht einmal die kleinste. An manchen Standorten regiert immer noch der Mief der Schulsporthalle.

Man sollte deshalb meinen, dass Kaweh Niroomand sich einen größeren Halbfinalgegner für seine aufstrebenden Volleys wünschen würde. Für ihn aber ist gerade der kleine TV Bühl ein Beispiel dafür, dass sich die Umgebung langsam in die gleiche Richtung bewegt wie die Berliner. „Sie haben die örtliche Industrie mobilisiert, eine neue Halle gekriegt und Vip-Gäste dabei“, sagt Niroomand. Er fordert schon länger, dass sich die Liga professionalisieren müsse. Sie müsse einerseits sportlich ausgeglichener werden: „Vorbild ist der Basketball. Nach der langen Alba-Ära kann da jetzt jeder jeden schlagen.“ Dass die Volleys in der Hauptrunde in Bühl verloren, sei da schon mal ein gutes Zeichen.

Die Großsporthalle in Bühl hört zwar auf einen altbackenen Namen, ist aber brandneu. Sie bietet 1700 Zuschauern Platz und ist für Niroomand ein Beispiel dafür, dass man keine Millionenstadt sein muss, um das Beste aus seinen Möglichkeiten zu machen. „Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Bühls“, sagt Niroomand. „Aber verlieren müssen wir da nicht unbedingt.“

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