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Kurz vor dem Aufprall. Viele Spieler der BR Volleys, hier Zuspieler Sebastian Kühner in Aktion, haben die Belastungsgrenze erreicht.

© Imago/ Wells

BR Volleys in den Play-offs: 100 Kilo, 18.000 Sprünge

Die BR Volleys spielen im Drei-Tage-Rhythmus – das bedeutet viel Arbeit für die Ärzte. Am Mittwoch treten sie im zweiten Viertelfinalspiel beim CV Mitteldeutschland an, mit einem Sieg sind sie im Halbfinale.

Die Geschichte hat eine Vorgeschichte, aber brachial heruntergebrochen lässt sie sich darauf reduzieren, dass es zu viel ist. Es ist zu viel, am Donnerstag über 3000 Flugkilometer nach Sibirien zurückzulegen, dort am Freitag gegen vier Uhr morgens im Hotel anzukommen, eineinhalb Tage später ein Finale zu spielen, um direkt danach wieder ins Flugzeug zu steigen, weil drei Tage später das nächste Spiel ansteht.

Die BR Volleys haben anstrengende Tage hinter sich. Am Samstag holten sie im westsibirischen Surgut ihren ersten europäischen Vereinspokal, an diesem Mittwoch treten sie im zweiten Play-off-Viertelfinalspiel bei CV Mitteldeutschland an (19.30 Uhr/Sportdeutschland.tv). Das erste hatten sie 3:0 gewonnen. Gewinnen die Berliner, dann haben sie die nach dem Modus "Best of three" ausgespielte Serie schon gewonnen und das Halbfinale erreicht.

Dass die großen Kerle um Robert Kromm oder Paul Carroll gegen das Team aus Spergau vermutlich trotzdem recht frisch auf dem Feld stehen werden, ist das Verdienst von Oliver Miltner, Srdan Popovic und Christian Schwan.

Miltner ist der Mannschaftsarzt, Popovic der Athletiktrainer und Schwan der Physiotherapeut der Volleys. Häufig schon hat Trainer Roberto Serniotti Miltner und seine Kollegen für ihre Arbeit gelobt. Der Italiener Serniotti arbeitet seit mehr als 25 Jahren als Trainer, und er weiß nicht nur, dass er gesundes Personal braucht, er weiß auch, dass es jedes Jahr schwieriger wird, dieses Personal Spiel für Spiel fit zu bekommen.

Zwei Meter groß, 100 Kilogramm schwer - da sind 18.000 Sprünge eine Herausforderung für den Körper

„Die Belastung steigt permanent. So hoch wie dieses Jahr war sie noch nie“, sagt Miltner. In den vergangenen Wochen spielten die Volleys meist im Drei-Tage-Rhythmus. Miltner erzählt von einer Studie, nach der ein Volleyball-Spieler im Laufe einer Saison in der Spitze bis zu 18.000 Sprünge macht. Die Studie ist etwa zehn Jahre alt, es dürften inzwischen noch ein paar mehr Sprünge dazugekommen sein. Vor dem Hintergrund, dass ein Volleys-Spieler im Schnitt um die zwei Meter groß und knapp 100 Kilogramm schwer ist, kann man sich vorstellen, dass dies eine große Herausforderung für den Körper ist – und für die medizinische Abteilung.

„Wir haben vor allem mit Überlastungsreaktionen an Sehnen, Schulter, Rücken und Knie zu kämpfen“, sagt Miltner. Es gehe für ihn vor allem um die Frage der Steuerung dieser Belastung. Im Training etwa würden im Schnitt 100 Sprünge gemacht, erzählt er. „Kommen wir zu dem Ergebnis, dass ein Spieler an seiner Belastungsgrenze angekommen ist, reduzieren wir. Dann macht er vielleicht nur 75 Sprünge.“ Diese Steuerung sei knifflig. „Man darf nicht zu viel machen, aber auch nicht zu wenig“, erklärt er.

Miltner will nicht klagen, ähnliche Sorgen hätte zum Beispiel auch die medizinische Abteilung von Alba oder den Eisbären. Doch im Volleyball ist das Problem, dass der europäische Verband CEV den ohnehin dichten Terminkalender mit umstrittenen Turnieren wie dem Olympia-Qualifikationsturnier vollstopft. Auch war die EM erst wenige Tage vor dem Saisonstart beendet. „Das ist das größte Problem“, sagt Miltner. „Ein Spieler braucht mindestens einmal im Jahr eine Regenerationsphase von vier Wochen.“ Nicht bei allen Volleys-Spielern ist das drin. Miltner sagt: „Es ist manchmal einfach zu viel.“

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