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Große Bühne, große Ziele. Die BR Volleys wollen in der Max-Schmeling-Halle in den nächsten drei Jahren einen Zuschauerschnitt von 5500 bis 6000 Besuchern erreichen, zudem wollen sie ihren Etat erhöhen – und in der Champions League erfolgreich sein.

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BR-Volleys-Manager Kaweh Niroomand im Interview: "Nur bumm machen – das reicht bei uns nicht aus"

Seit einem Vierteljahrhundert ist Kaweh Niroomand der Macher der BR Volleys. Im Interview spricht der Klubmanager über die neue Vereinsstrategie bis 2020, hohe Ziele - und Anforderungen an die Spieler.

Von Johannes Nedo

Herr Niroomand, die vergangene Saison muss Sie viel Kraft gekostet haben. Sie haben mit den BR Volleys ein ständiges Auf und Ab erlebt. Wie sehen nun die aktuellen Ziele und Pläne des Klubs aus?

Davon gibt es zurzeit sogar sehr viele, und alle haben mit einem Schlüsselerlebnis für unseren Verein zu tun: dem Final Four der Champions League, Ende März in der Max-Schmeling-Halle.

Inwiefern war dies ein Schlüsselerlebnis?

Einerseits war die Veranstaltung ein Höhepunkt unserer Vereinsgeschichte, andererseits gab es nicht nur positive Auswirkungen: Der Mannschaft hat man während der Play-offs um die Meisterschaft angemerkt, wie viel körperliche und mentale Energie uns das Finalturnier gekostet hat. Zudem hätten wir ohne die internationale Aufmerksamkeit vielleicht den einen oder anderen Spieler mehr halten können. Nicht zuletzt war es eine enorme Belastung für unsere Geschäftsstelle, und das war das Schlimmste für mich.

Warum?

Die Mitarbeiter waren fertig – physisch k.o. und auch psychisch ziemlich leer. Sie fragten sich: Wie können wir diesen Erfolg noch steigern? Wofür machen wir weiter? Dass wir den Meistertitel verpassen und Spieler sowie den Trainer verlieren, konnte ich verkraften. Aber ich wollte nicht die halbe Geschäftsstelle verlieren! Hinzu kommt die gestiegene Erwartungshaltung bei Fans, Medien und Sponsoren. Und so haben wir überlegt, wie wir neue Reize setzen können.

Zu welchem Schluss sind Sie gekommen?

Dass wir große neue Ziele brauchen. Deshalb haben wir eine Strategie entwickelt: wir nennen sie „BR Volleys 2020“. Im Kern geht es darum: Wie bleiben wir nicht nur erfolgreich, sondern auch interessant? Aus dieser Frage haben sich viele Ideen entwickelt, deren Umsetzung uns jetzt motiviert und antreibt.

Was sind denn die großen neuen Ziele?

Natürlich wollen wir den Meistertitel zurückholen. Aber vor allem wollen wir uns als europäischer Top-Klub zementieren: Innerhalb der nächsten drei Jahre wollen wir sportlich die Runde der besten sechs Teams der Champions League erreichen. Dafür brauchen wir einen entsprechenden Etat. Zurzeit beträgt der zirka zwei Millionen Euro. Wenn wir jedoch auf internationalem Top-Niveau mitspielen wollen, sind 2,5 bis 3 Millionen Euro notwendig. Um eine solche Summe generieren zu können, müssen wir unsere Vertriebsstrukturen professionalisieren. Aber wir haben uns noch mehr vorgenommen.

Nämlich?

Bei den Zuschauerzahlen wollen wir durchschnittlich zwischen 5500 und 6000 Besucher erreichen. Das ist eine stramme Marke, aber wir haben ein neues Publikumspotential erkannt: Zwar ist im Berliner Volleyball ein Rückgang des organisierten Vereinssports zu verzeichnen, doch die freie Volleyballszene ist zuletzt stark gewachsen. Wir wollen noch enger mit dieser Zielgruppe in Kontakt treten, unter anderem in den sozialen Netzwerken. Außerdem sollen unsere Heimspiele noch familienfreundlicher gestaltet werden. Das fängt mit dem Spieltermin an und setzt sich bei speziellen Angeboten für Kinder und deren Eltern fort. Aus der Frage „Wie bleiben wir interessant?“ hat sich also eine neue Dynamik entwickelt. Anders geht es auch nicht, wenn man vorankommen will.

Beobachter: Seit 25 Jahren lenkt Kaweh Niroomand die Geschicke der BR Volleys.
Beobachter: Seit 25 Jahren lenkt Kaweh Niroomand die Geschicke der BR Volleys.

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Müssten Sie dafür nicht noch stärker Entwicklungshilfe für andere Bundesligisten oder in neuen Standorten leisten?

Natürlich machen wir uns darüber Gedanken. Wir haben vorgelegt und gezeigt, dass man Volleyball attraktiv und publikumsträchtig präsentieren kann. Unsere Lokomotiv-Funktion müssen wir weiterhin wahrnehmen und die aktuellen Entwicklungen in der Bundesliga unterstützen. Wenn wir uns mit unserem Produkt zu weit von den anderen entfernen, ist das auf Dauer auch für uns nicht gut.

Wo sehen Sie bei anderen Bundesligisten am meisten Nachholbedarf?

Es gibt noch viele strukturelle Themen, wie etwa einige Spielstätten, die einfach nicht in die Bundesliga gehören. Jeder Verein muss das Ziel haben, das Produkt Volleyball erfolgreich weiterzuentwickeln. Erste Fortschritte sind ja auch zu erkennen: Klubs beginnen, an besseren Strukturen zu arbeiten. Auch die Bundesliga will eigene Werbe- und Medienpartner gewinnen. Allerdings passiert das alles nicht so schnell, wie ich mir das wünschen würde.

Richten Sie auch deshalb Ihren Fokus verstärkt auf Europa?

Die Champions League ist extrem wichtig für uns. Gerade aufgrund der aktuellen Situation der Bundesliga ist sie eine gute Alternative, quasi eine attraktive Parallelliga. Je besser und länger wir dort mitspielen, desto interessanter und abwechslungsreicher bleibt es für unsere Fans.

Wie schwer es jedoch ist, sich gegenüber den internationalen Konkurrenten zu behaupten, haben Sie auch in dieser Transferperiode wieder spüren müssen.

Die Spielersuche ist immer ein Vabanquespiel für uns. Wir wollen keine Volleyball-Touristen. Unsere Spieler sollen sich als ein Teil unseres Projekts fühlen. Deshalb wollen wir sie auch möglichst langfristig an uns binden.

Auch den Neuzugängen impfen Sie also Ihre neue Strategie ein?

Selbstverständlich. Auch diese Mannschaft muss unsere Philosophie verstehen und verinnerlichen. Nur auf das Spielfeld gehen und bumm, bumm, bumm machen – das reicht bei uns nicht aus.

Kaweh Niroomand, 62, ist seit mehr als 25 Jahren Manager der BR Volleys. Der gebürtige Iraner war Volleyballspieler, zudem führte er mehr als 20 Jahre lang ein Software-Unternehmen.

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