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Plötzlich wird es dunkel: Mittelblocker Johannes Bontje (m.) stellt gemeinsam mit Kawika Shoji (l.) und Scott Touzinsky einen Block.

© imago

BR Volleys vor dem dritten Finalspiel gegen VfB Friedrichshafen: "Wie Elfmeterschießen und Schach"

Den Mittelblockern Tomas Kmet und Rob Bontje kommt auch im dritten Finalspiel der BR Volleys gegen VfB Friedrichshafen eine entscheidende Rolle zu.

Von Johannes Nedo

Wenn sie sich die Videoanalysen der Spiele anschauen, sieht es immer so einfach aus. Da erkennen sie sofort: Ach, der gegnerische Zuspieler dreht seinen Kopf kurz nach hinten, natürlich wird er danach den Ball zu dem Angreifer hinter ihm weiterleiten. Und natürlich hätten sie dann schon längst einen unüberwindbaren Block gebildet, bevor der Angreifer überhaupt schmettern kann. Aber sie wissen eben: Während des Spiels, innerhalb von Sekundenbruchteilen, ist ihre Aufgabe umso schwieriger. „Wir müssen in so kurzer Zeit Entscheidungen treffen, da müssen wir uns auch enorm auf unsere Intuition verlassen“, sagt Rob Bontje. Und sein Mannschaftskollege Tomas Kmet ergänzt: „Wir müssen so schnell reagieren, da bekommt man auch mal Probleme.“

Kmet und Bontje sind die Mittelblocker der BR Volleys. Sie sind ein ungleiches Duo. Der Niederländer Bontje ist extrovertiert, überhaupt fällt er sofort auf wegen seiner weiß-grauen Haare. Der Slowake Kmet ist eher ein ruhiger Typ, der sich nicht in den Vordergrund drängt. Im Wechsel spielen sie auf der zentralen Position direkt am Netz. Ihre Hauptaufgabe ist es, den Angriff des Gegners zu vereiteln. Dafür müssen sie immer an der richtigen Stelle sein und im richtigen Moment mit nach oben gestreckten Armen abspringen. Und dazu müssen sie versuchen, die Ideen des gegnerischen Zuspielers zu erkennen. Am Sonntag, wenn in Friedrichshafen (14.30 Uhr/live auf sportdeutschland.tv) das dritte Finalspiel um die Meisterschaft der Volleyball-Bundesliga steigt, werden Kmets und Bontjes Fähigkeiten wieder besonders gefragt sein. Denn in der Serie „Best of Five“ steht es 1:1, ein Sieg am Bodensee könnte den Berlinern den entscheidenden Vorteil auf dem Weg zum vierten Meistertitel nacheinander bescheren.

Mit einem Block kann man den Gegner "in ein kleines mentales Loch schubsen"

„Gegen Friedrichshafen wird es auf den mentalen Aspekt ankommen“, sagt Bontje. Und ein wichtiges Kopf-Duell liefern sich vor allem die Mittelblocker der Volleys mit dem VfB-Zuspieler. „Das hat etwas von Elfmeterschießen und Schach“, sagt Kmet. Der gegnerische Zuspieler sei im Vorteil, weil er agieren und sie immer wieder mit etwas Neuem überraschen könne. „Wir müssen adaptieren. Das ist schon auch ein Psycho-Spiel“, betont der 33-Jährige. Doch besonders diese Spielchen reizen Kmets Teamkollegen Bontje: „Wir probieren eben ständig, uns gegenseitig zu überlisten.“ Deshalb freue er sich auch mehr über einen gelungenen Block als über einen eigenen Punkt im Angriff. „So ein Block ist wie ein doppelter Erfolg“, sagt der ebenfalls 33-Jährige. „Weil man den Gegner dann in ein kleines mentales Loch schubsen kann.“

Um das wieder und wieder zu schaffen, tauschen sich Bontje und Kmet während der Partie ständig über die Aktionen des Zuspielers aus. Auch Felix Fischer, den dritten Mittelblocker der Berliner, ziehen die beiden stets zu Rate. „Er hat von außen noch einmal einen ganz anderen, hilfreichen Blick“, sagt Bontje.

Die BR Volleys sehen sich im Psycho-Duell im Vorteil

In den bisherigen zwei Partien gegen den VfB Friedrichshafen mussten die drei bereits besonders viel besprechen und analysieren. Denn eigentlich hatten sie sich auf Simon Tischer als Zuspieler vorbereitet, der Nationalspieler ist die klare Nummer eins auf seiner Position beim Pokalsieger. „Und Simon kenne ich sehr gut“, sagt Bontje. In Polen spielten sie gemeinsam beim Topklub Jastrzebski Wegiel. Aber Tischer zog sich im ersten Finalspiel einen Sehnenanriss im rechten Fuß zu und fehlt seither verletzt. Für ihn übernahm der Franzose Benjamin Toniutti. „Über ihn wussten wir nicht alles“, sagt Kmet. Dementsprechend konnte Toniutti die Berliner Mittelblocker in der ersten Partie öfter überraschen und führte Friedrichshafen zum Sieg. „Toniutti spielt schneller als Tischer“, erklärt Kmet. „Aber er hat nicht so eine gute Verbindung zu seinen Mitspielern, weil er so selten zum Einsatz kam.“ In der zweiten Finalpartie hatten sich die Volleys besser auf ihn eingestellt – und gewannen. Klar, dass sich die Berliner im Psycho-Duell nun im Vorteil sehen. „Wir haben seine Ideen sehr gut gelesen“, betont Kmet. „Und das wird von Spiel zu Spiel besser werden.“

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