zum Hauptinhalt
Balanceakt. Der Vertrag von Berlins Trainer Mark Lebedew läuft am Saisonende aus, die Volleys haben eine Option.

©  Imago/Wells

BR Volleys vor zweitem Finale: Mit Ruhe gegen Friedrichshafen

Die BR Volleys wollen Ruhe für die Finalserie um die deutsche Volleyballmeisterschaft gegen den VfB Friedrichshafen. Doch dabei stören die offenen Zukunftsfragen bei Trainer und Mannschaft.

Von

Die Skelette seiner Spieler kennt Mark Lebedew ganz genau. Wie sonst käme er zu der Aussage: „Wir wissen, dass wir es in den Knochen haben. Wir müssen es nur rausholen.“ Was genau in ihren Knochen steckt, weiß der Trainer der BR Volleys natürlich auch: „Die Qualität, um Friedrichshafen zu besiegen.“ Nicht nur wegen dieser besonderen Kenntnisse über die Anatomie seiner Spieler ist Lebedew optimistisch vor dem zweiten Finalspiel um die Meisterschaft der Volleyball-Bundesliga. In der Serie „Best of five“ bestreiten die Berliner am Mittwoch (19.30 Uhr) in der Max-Schmeling-Halle ihr erstes Heimspiel. Und nach der 1:3-Niederlage am vergangenen Samstag am Bodensee muss die Mannschaft wirklich einiges aus ihren Knochen herausholen. Doch Lebedew sagt: „Wir haben zusammen so viel Positives erreicht. Wir müssen einfach diese Erfahrung nutzen.“

Wenn der Australier über die Stärken seiner Mannschaft spricht, betont er immer wieder diese gewachsene Einheit, die zuletzt dreimal nacheinander Deutscher Meister geworden ist und nun Dritter in der Champions League. Wie es jedoch mit dieser Einheit weitergeht, dazu sagen Lebedew und Manager Kaweh Niroomand seit drei Wochen auch ein und dasselbe: „Das besprechen wir alles nach der Saison.“ Bei den Volleys enden nach der Finalserie nicht nur zehn von 13 Spielerverträgen. Auch Lebedews Vertrag läuft aus. Der Verein hat noch Zeit, den Vertrag per einseitiger Option um ein Jahr zu verlängern. Nach Saisonende will sich der 47-Jährige, der seit 2010 die Berliner trainiert, zu seiner persönlichen Zukunft äußern.

Zehn von 13 Spielerverträgen laufen am Saisonende aus

Wohin er tendiert, lässt er nicht erkennen. Geheim, geheim! Noch sei nichts entschieden, sagt Lebedew. Es bleiben also noch viele Fragen offen. Und was die Sache noch undurchsichtiger macht: Es gibt Hinweise, die sowohl auf Lebedews Abschied als auch auf sein Bleiben schließen lassen. Für ein Ende der erfolgreichen Beziehung zwischen den Volleys und Lebedew spräche, dass Manager Niroomand vor dieser Saison betonte, Mannschaft und Trainer bräuchten auch neue Reize. Lebedew wurde mit Sportdirektor Roko Sikiric eine Art Aufpasser zur Seite gestellt. Es solle bloß nicht zu harmonisch zugehen. Dazu trug Niroomand auch während dieser Spielzeit bei. Ihm hat es nicht gefallen, dass Lebedew in der Aufstellung oft rotieren ließ und sich nicht auf eine feste Formation festlegen wollte. Nachdem der Volleys-Manager dies kritisiert hatte, setzte der Trainer wieder verstärkt auf die Leistungsträger. Aber es dürfte andererseits Lebedew nicht gefallen haben, dass ihm so reingeredet wurde.

Lebedew will all das nicht kommentieren. „Ich habe keine Kraft übrig, mich mit Gerüchten zu beschäftigen“, sagt er. „Das interessiert mich nicht. Es geht nur um das nächste Spiel gegen Friedrichshafen.“ Es sollen schließlich noch mindestens zwei folgen, bis zur Meisterschaft. Wieder und wieder lässt Lebedew solch kämpferische Äußerungen fallen. Äußerungen, mit denen er den Eindruck erweckt, dass er noch längst nicht amtsmüde ist bei den Volleys.

Bleibt Trainer Mark Lebedew oder verlässt er die BR Volleys?

Möglich ist auch, dass Lebedew bleibt, aber sich das Gesicht der Mannschaft verändern wird. Auch wenn Niroomand beteuert, das gar nicht zu wollen. „Ich schaue gar nicht auf den Markt, mein Ziel ist es, mit dieser Mannschaft weiterzuarbeiten. Aber das hängt mehr an den Spielern als an mir.“ Durch die Leistungen in der Champions League sind viele Berliner Spieler bei anderen europäischen Topvereinen begehrt. Paul Carroll und Kawika Shoji sollen Angebote von Klubs aus Polen und Russland vorliegen.

Zudem sind die Volleys dank des Final-Four-Turniers in Berlin auch für neue Spieler überaus interessant geworden. Zahlreiche Berater sollen ihre Klienten dem Verein bereits vorgeschlagen haben. Doch der wartet ab. „Wir wollen bewusst die Konzentration auf das Sportliche halten“, sagt Niroomand. Vertragsgespräche, besonders gescheiterte, hätten den Fokus auf Final Four und Meisterschaft gestört. Nun stören die aufkommenden Fragen nach der Zukunft von Trainer und Mannschaft. „In zwei Wochen kann man mir vorwerfen, dass ich einen Fehler gemacht habe“, sagt Niroomand. Gewinnen die Berliner den vierten Meistertitel, war das Warten wohl richtig.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false