Leverkusen. Anfangs der zweiten Hälfte hallte der Song „TNT“ von der australischen Rockband AC/DC durch die Bayarena. Die Zuschauer werteten dies als das, was es war: ein Aufruf. Bayer Leverkusen, die Heimelf, konnte ein wenig Sprengkraft gut gebrauchen, zumindest einen lauten Knall. In den ersten 45 Minuten gegen den VfB Stuttgart waren sie schläfrig übers Feld marschiert. Es fehlte, wie Nationalspieler Bernd Schneider hinterher frustriert anmerkte, „Kampf, Leidenschaft und Biss“. Selbst der brachiale musikalische Wink hatte nichts geholfen. Am Ende stand mit dem 0:1 (0:1) die dritte Leverkusener Heimniederlage in dieser Saison, „ein bitterer Rückschlag für uns“, wie Bayers Trainer Klaus Toppmöller einräumte.
Obwohl sie eine frühe Entscheidung erzwingen wollten, spielten die Leverkusener von Anfang an unkonzentriert. Bereits nach 120 Sekunden kam Amanatidis zum Schuss, weil Babic nicht energisch klärte. Und selbst Weltmeister Lucio, sonst vor Ehrgeiz brennend, wirkte bald lustlos, haderte mit den Mitspielern. Die Abwehr jedenfalls, die Dienstag beim Einzug in die Zwischenrunde der Champions League noch hochgelobt worden war, zeigte sich alles andere als sicher. Das entscheidende 1:0 durch Silvio Meißner fiel fast zwangsläufig. Vorausgegangen war ein amateurhafter Fehler an der eigenen Torauslinie, als Neuville sich den Ball von Seitz abluchsen ließ; den anschließenden Querpass vollstreckte Silvio Meißner mit einem trockenen Rechtsschuss in das linke Eck.
Im Anschluss daran produzierten die Leverkusener Fehlpässe en masse. Wie mangelhaft die Angriffsbemühungen in der ersten Halbzeit ausfielen, lässt sich allein mit dem geringen Arbeitsaufwand des Stuttgarter Torhüters Ernst nachweisen. Ein einziges Mal musste er eingreifen, als Babic in der 36. Minute einen harmlosen Freistoß in die Torwartecke platzierte. Schon zu diesem Zeitpunkt hätte Stuttgart die verdiente Führung ausbauen können, aber Amanatidis hatte in der 24. Minute nur die Latte getroffen.
Erst nach der Pause, in der Toppmöller nach eigener Aussage „ziemlich laut geworden“ war, schien die Heimelf besser ins Spiel zu kommen. Vielleicht machte sich auch bemerkbar, dass die Leverkusener zwei Tage mehr Pause hatten als die Stuttgarter, die noch am Donnerstag im Uefa-Cup in Budapest antreten mussten. In der 47. Minute stand Placente nach feiner Vorlage von Berbatow plötzlich frei vorm Stuttgarter Tor, aber er scheiterte an Ernst. Auch in der Folgezeit kamen vor allem Berbatow, Simak und Brdaric zu Chancen, doch sie vergaben sie alle kläglich. „Wir haben vorn im Moment die Seuche“, klagte auch Toppmöller, „wir machen die einfachsten Dinger nicht rein.“
Andererseits war Toppmöller nicht entgangen, dass seine Defensive zeitweise arg konfus wirkte. VfB-Trainer Felix Magath jedenfalls hatte einen „verdienten Sieg meiner Mannschaft“ gesehen. Da konnte auch Toppmöller nicht widersprechen.
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