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Sport: Brasiliens ehemaliger Formel-1-Weltmeister schießt Giftpfeile auf seinen Nachfolger

Kurz vor Saisonbeginn saß Nelson Piquet in Brasilia und hatte offensichtlich Langeweile. So besann er sich auf eine seiner Lieblingsbeschäftigungen vergangener Tage: andere niederzumachen.

Kurz vor Saisonbeginn saß Nelson Piquet in Brasilia und hatte offensichtlich Langeweile. So besann er sich auf eine seiner Lieblingsbeschäftigungen vergangener Tage: andere niederzumachen. Vor allem jene, die sich zu Stars neben ihm im eigenen Lande entwickeln könnten. Diesmal hieß die Zielscheibe des Formel-1-Weltmeisters von 1981, 1983 und 1987 Rubens Barrichello. "Michael Schumacher wird Rubens platt machen", hetzte er nach dem Wechsel seines Landsmannes zu Ferrari. "Rubens kann nur ein paar Macumba-Tänze aufführen und die Götter anrufen, dass Schumacher sich noch einmal das Bein bricht und für ein paar Rennen ausfällt."

Die Giftpfeile von Piquet bekamen früher schon andere zu spüren. Selbst ein Ayrton Senna. Im Falle von Barrichello waren die Ausfälligkeiten wohl politisch motiviert. Es gibt einen alten Streit zwischen dem brasilianischen Lebensmittelkonzern Arisco, einem Piquet-Sponsor aus Uralt-Zeiten, und Barrichello, von dem sich Arisco im Unfrieden trennte. Piquet meinte offensichtlich, seinem alten Geldgeber etwas Gutes tun zu müssen. Sich selbst tat er damit keinen großen Gefallen. In der Popularitäts-Hierarchie der brasilianischen Formel-1-Weltmeister nimmt Piquet ohnehin nur den dritten Rang ein: hinter dem mit weitem Abstand führenden Ayrton Senna und Emerson Fittipaldi. Dabei spielt eine Rolle, dass sich Piquet gerade in den Jahren seiner größten Erfolge nur selten in Brasilien sehen ließ, sich hauptsächlich in Europa auf seinem vor Monaco liegenden Schiff aufhielt. Er bezeichnete sich damals offiziell als "Weltbürger". Auf die Idee, bei Ehrenrunden oder auf dem Siegerpodest eine brasilianische Flagge zu präsentieren, ist er nie gekommen. Dadurch konnten sich die Brasilianer, vor allem die aus den unteren Schichten, - jene stellen die Masse der Formel-1-Begeisterten - nie so richtig mit ihm identifizieren. Piquet stammt aus einer Oberschicht-Familie. Im Gegensatz zu Senna, der auch von "oben" kam, aber den Kontakt nach "unten" durch seine ganz eigene Art, mit den Menschen umzugehen, immer hatte, konnte Piquet diese Klassenschranke nie überwinden. Er legte wohl auch keinen Wert darauf.

Für sich selbst ein schönes Leben zu haben, das war dem Millionär, der fünf Kinder mit vier verschiedenen Frauen hat, immer wichtiger. Auch wenn er sich inzwischen zum erfolgreichen Geschäftsmann entwickelt hat. Ein Mercedes- und eine Pirelli-Vertretung in Brasilia gehören ihm, dazu ist er Generalimporteur für ein Gerät, das in einem Flächenstaat wie Brasilien eine große Zukunft hat: ein Satellitennavigationsgerät. "Damit verdiene ich mehr, als ich es als Rennfahrer je getan habe", versichert er.

Den Kontakt zum Rennsport hat der heute 47-Jährige nicht verloren. Er betreut Nachwuchsfahrer, in Brasilia ist er Chef der Rennstrecke, und zusammen mit Emerson Fittipaldi übernahm er das Management des Kurses von Rio de Janeiro. Hinzu kommt eine regelmäßige Grand-Prix-Kolumne im "Estado de Sao Paulo". In der größten Tageszeitung Brasiliens schreibt er - oder lässt schreiben. Regelmäßig bringt er den entsprechenden Journalisten zur Verzweiflung. Denn da ist Piquet wie früher: unzuverlässig. Was ihm keinen Spaß bereitet, das lässt er schleifen. Beim Thema Barrichello allerdings fühlt er sich in seinem Element.

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