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Gemeinsam und einsam. Während Mexikos Fußballer den Sieg bejubeln, ist Brasiliens Lucas untröstlich. Foto: dpa

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BRASILIENS FUSSBALLER und das Olympia-Trauma: Silber, die dritte

Der Bruch nach der Siegerehrung im olympischen Fußballturnier fiel recht heftig aus. Kaum waren Mexikos Spieler hüpfend im Inneren der Arena verschwunden, da war es auch schon vorbei mit der lateinamerikanischen Stimmung im Wembleystadion.

Der Bruch nach der Siegerehrung im olympischen Fußballturnier fiel recht heftig aus. Kaum waren Mexikos Spieler hüpfend im Inneren der Arena verschwunden, da war es auch schon vorbei mit der lateinamerikanischen Stimmung im Wembleystadion. Aus den Boxen dudelte jetzt „Waterloo Sunset“ in der Beatles-Version, das lange Siegerpodest im Mittelkreis war im Handumdrehen weggepackt – und der fünfmalige Weltmeister Brasilien wieder nicht Olympiasieger geworden.

Ein dutzend Mal haben es Gesandtschaften der Selecao nun bereits versucht, doch das höchste der olympischen Gefühle blieb Silber. Schon 1984 und 1988 waren sie Zweiter unter den fünf Ringen geworden. Das 1:2 (0:1) gegen Mexiko besiegelte am Samstagnachmittag die unerfreuliche Nummer drei in dieser Reihe. Dabei hatten die Brasilianer vor dem Turnier noch ausführlich ihre Goldambitionen dargelegt. Schließlich galt der Ausflug auf die britische Insel als Test für ihre Heim-WM in zwei Jahren – auch deshalb standen Topspieler wie Hulk, Thiago Silva oder Neymar im Kader.

Doch vor den Augen ihres Fußballidols Pelé endete das ambitionierte Projekt mit einer Niederlage. „Ich empfinde Trauer“, sagte Verteidiger Thiago Silva von Paris Saint-Germain. Er beklagte vor allem das rasche Führungstor der Mexikaner durch Oribe Peralta. Dessen Dank für seinen Treffer nach 27 Sekunden – schneller war zuvor noch kein Tor bei olympischen Fußballturnieren gefallen – galt Thiago Silvas Nebenmann Rafael: Der 22-Jährige von Manchester United verstolperte zu nah am eigenen Strafraum den Ball, Peralta antwortete mit einem schnörkelfreien Schuss ins linke untere Eck.

„Wenn so ein frühes Tor fällt, änderst du alles, was du dir vorgenommen hast“, ortete Thiago Silva in dieser Szene die Wurzel allen Übels – das für Brasilien darin gipfelte, dass Mexikos Peralta in der 75. Spielminute auch noch einen Freistoß seines Sturmpartners Fabian zum 2:0 einköpfte. Das Anschlusstor durch Hulk in der Nachspielzeit kam zu spät, auch wenn die Brasilianer wenig später noch eine gute Chance hatten.

Dann war Schluss, und für beide Parteien folgten die Minuten der großen Emotionen. „Das ist der Höhepunkt meiner Karriere. Und dieses Gold auf dem heiligen Rasen von Wembley zu gewinnen, macht es noch mal spezieller“, sagte Mexikos Coach Luis Fernando Tena.

Der Kollege aus Brasilien konnte dagegen wenig Erfreuliches aus den Tiefen der Londoner Arena berichten. „Wenn du verlierst, fühlst du dich wie unter einem dunklen Himmel – das war die Stimmung, die ich gerade in der Kabine hinterlassen habe“, sagte Mano Menezes. Ehe er auf die Frage nach seiner Zukunft als Chef des Nationalteams – das in zwei Jahren ein Heimspiel bei der Fußball-WM haben wird – erklärte: „Jeder Trainer muss bereit sein, die Konsequenzen von Ergebnissen zu ertragen.“ Andreas Morbach

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