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Ein Buch zum Einstampfen. Autor Reiner Calmund.

© dpa

Buchautor Calmund über die falsche Nationalhymne: „Der richtige Text wird ja eingeblendet“

Reiner Calmund hat ein Buch geschrieben, das nun wegen eines gravierenden Fauxpas' wieder eingestampft werden musste.

Herr Calmund, Ihr Buch wird eingestampft. Wie konnte es dazu kommen?

Ach, das war ein Fehler meines Verlages. Die haben beim Kürzen da einen Sinn entstellt. Jetzt müssen sie halt neu drucken.

Bisher konnte man lesen, dass Sie gerne die erste Strophe des Deutschlandliedes singen. Die aber wird mit den Nationalsozialisten in Verbindung gebracht.

Ich meine natürlich die dritte. Am Schluss habe ich den Fehler auch überlesen. Ich wollte eigentlich nur erzählen, dass ich im Fußballstadion so gerne die deutsche Hymne mitsinge. Der richtige Text wird ja auch auf der Anzeigetafel eingeblendet. Einigkeit und Recht und Freiheit – das rührt mich immer wieder zu Tränen.

Was rührt Sie daran?

Ich erinnere mich an 1954, das Wunder von Bern. Ich war fünfeinhalb Jahre alt, auf unserer Dorfstraße spielten wir Jungs Fußball. Da warst du entweder Helmut Rahn oder Fritz Walter. Wenn ich unsere Hymne heute höre, bei einem Länderspiel oder beim Pokalfinale, dann bekomme ich Gänsehaut und muss manchmal in meinen Augen Wasser ablassen.

Gibt es sonst noch eine Botschaft, die Ihr Buch zu bieten hat?

Ja: Man soll das Leben genießen. Meine Hobbys sind Fußball und Essen, bei dem einen kriegt man Augenringe, beim anderen Bauchringe. Ich war mit dem Fußball auf fünf Kontinenten unterwegs, da habe ich schon in viele Kochtöpfe geschaut. Ich bin gegen Körner und Magerquark.

Das sieht man Ihnen an. Ihr Buch heißt „Eine Kalorie kommt selten allein“ – eine Anleitung zur Fettleibigkeit?

Nein, ein Aufruf zum Genuss. Und ich esse ja nicht alles: Hasen und Kaninchen zum Beispiel rühre ich nicht an, ich hatte ja als Kind selber welche im Stall. Wissen Sie, was mich neben einer Nationalhymne im vollen Stadion und neben Helmut Rahns 3:2 im Finale 1954 wirklich berührt: Die Szene im Film „Das Wunder von Bern“, als der Vater aus dem Krieg kommt und mit seinem Sohn dessen Kaninchen aufisst. Da könnte ich heulen.

Die Fragen stellte Robert Ide

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