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Sport: BÜNDNISGRÜNE SCHICKEN BERICHTE NACH LAUSANNE: 2,6 Millionen Mark aus Berlin für das IOC

BERLIN .Im September 1993 war Sydney der strahlende Sieger.

BERLIN .Im September 1993 war Sydney der strahlende Sieger.Die australische Hafenstadt erhielt in Monte Carlo den Zuschlag für die Olympischen Spiele im Jahr 2000.Weit abgeschlagen lag Berlin; nur neun der damals 94 IOC-Mitglieder konnte die Stadt hinter sich scharen.Auf Sydney, das einst mit einer sogar von Greenpeace unterstützten Bewerbung glänzte, ist jetzt aber auch der Schatten von Korruption und Bestechung unter anderem wegen Zahlungen an afrikanische NOKs gefallen.

Im damals unterlegenen Berlin erinnern sich die Verantwortlichen auch heute noch nicht gern an das olympische Debakel.Entsprechend gering ist die Neigung, sich eventuell erneut einer Untersuchung der Bewerbung auszusetzen.Die Pannen der Olympia GmbH und ihres Geschäfstführers Axel Nawrocki hatten in der Stadt bereits zu einem parlamentarischen Untersuchungsausschuß geführt, der erst 1996 seinen Abschlußbericht vorlegte.Der Chef der Senatskanzlei, Volker Kähne, äußerte jetzt, daß Berlin nichts zu verbergen habe.Er bezweifle ohnehin, daß die IOC-Untersuchung auch auf Berlin ausgeweitet wird.Angesichts der neun auf die Stadt entfallenen Stimmen sei das theoretische Potential für etwaige Bestechungen zudem "äußerst gering", sagte Kähne.Man könne jederzeit "nachvollziehbare Abrechnungen" vorlegen.

Insider der Olympia-Bewerbung sagen, daß die Stadt sich weitgehend an die Regeln gehalten habe.Schon früh - nach der Affäre um angebliche Sex-Dossiers - habe sich die Meinung durchgesetzt, daß es politisch nicht durchzuhalten gewesen wäre, auf unlautere Mittel zu setzen, wie es notwendig gewesen wäre.Einem solchen Ansinnen hätte sich nicht zuletzt der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen widersetzt.

Die Berliner Bündnisgrünen sehen das anders.Ihre Abgeordnete Judith Demba, die dem IOC einst in Lausanne ein Anti-Olympia-Video mit einem vermummten Steinewerfer überreichte, hat jetzt dem Gremium unter anderem einen Rechnungshofbericht und die Berichte des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zugesandt.In einem Begleitschreiben führt sie Details auf: 2,6 Millionen Mark habe Berlin aufgewendet für die Betreuung der 56 IOC-Mitglieder, die die Stadt besuchten.Rund 40 000 Mark seien pro Mitglied für Hotel- und Reisekosten, Mietwagen oder Geschenke ausgegeben worden.Der Rechnungshofbericht weist zum Beispiel Flugkosten für das IOC-Mitglied aus Samoa in Höhe von knapp 17 000 Franken sowie die zusätzliche Erstattung der Tickets für dessen Bruder auf.Für die Tochter eines koreanianischen Mitglieds wurde ein kostspieliges Konzert mit den Berliner Philharmonikern organisiert.IOC-Präsident Samaranch stellte den Berlinern für einen Flug von Stuttgart in die Hauptstadt über 6200 Mark in Rechnung.

Hat Berlin vielleicht nur halbherzig bestochen und war deswegen chancenlos? Das deutsche IOC-Mitglied Thomas Bach weist dies zurück.Daran sei die Bewerbung nicht gescheitert."Das IOC hatte nicht den Eindruck, die Stadt wolle die Spiele wirklich, getragen von einer Welle der Begeisterung.Wenn ein IOC-Mitglied Berlin besucht hat, mußte ihm ein Sicherheitsbeamter zur Seite gestellt werden.In Sydney wurde das Bewerbungskomitee nach dem Zuschlag von 400 000 Menschen begeistert empfangen.Wer hätte denn eine siegreiche Berliner Delegation empfangen? Vielleicht die Frau Demba, mit einem Stein in der Hand", sagte Bach dem Tagesspiegel.

Moderat äußert sich Peking, das seinerzeit erst im letzten Wahlgang knapp gegen Sydney ausschied.Aber die chinesische Hauptstadt will sich wahrscheinlich auch nicht die Chancen für die Spiele im Jahr 2008 verderben.China unterstütze ausdrücklich die Austragung der Sommerspiele 2000 in Sydney und der Winterspiele 2002 in Salt Lake City, heißt es in einer Stellungnahme des NOK, die am Dienstag im Parteiorgan "Volkszeitung" veröffentlicht wurde.

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