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Angela Merkel lässt sich von Andreas Toba, Andreas Bretschneider und Marcel Nguyen (von rechts) die Feinheiten des Turnens erklären.

© dpa

Bundeskanzlerin besucht Trainingszentrum: Angela Merkel ist in Kienbaum ganz nah dran

Angela Merkel besucht das Trainingszentrum Kienbaum und bestaunt Turner, Leichtathleten und Kanuten. Die Leistungssportreform überlässt sie anderen.

Von Johannes Nedo

Angela Merkel zuckt zusammen, als Andreas Bretschneider seine waghalsigen Reckübungen präsentiert. Und als der Turner nach seinen Flugeinlagen doch wieder die Reckstange zu fassen bekommt, lacht sie vergnügt. Die Bundeskanzlerin steht direkt neben dem Reck in der riesigen lichtdurchfluteten Trainingshalle von Kienbaum – in Socken. Schuhe sind auf dem Turnboden nicht erlaubt, daran hält sich auch die Kanzlerin.

Zum zweiten Mal nach 2010 hat Merkel am Dienstag das Trainingszentrum östlich von Berlin besucht. Doch sie kam nicht nur, um den Turnern, den Leichtathleten und den Kanuten zuzuschauen. Es gab auch einen offiziellen Anlass für ihren Besuch, sonst hätte sie kaum mit dem Hubschrauber in Kienbaum einschweben können. Im Rahmen des Sommerfestes widmete Merkel das bisherige Bundesleistungszentrum in „Olympisches und Paralympisches Trainingszentrum für Deutschland“ um. Der neue Name soll unterstreichen, dass der Trainingsort ein wichtiger Bestandteil des deutschen Leistungssport bleibt.

Zudem nutzten Merkel und Vertreter des für den Sport zuständigen Innenministeriums den Anlass, um zu betonen, dass man zusätzlich zu den bisher 61 Millionen Euro, die seit 1992 nach Kienbaum geflossen sind, weitere Investitionen plane. Solch eine Nachricht wird im Wahlkampf natürlich gerne verkündet.

So entspannt wie beim Sommerfest geht es im deutschen Sport sonst nicht zu

Es war also ein dankbarer Termin für die Kanzlerin: schöne Fotos mit jungen Athleten, dazu ein paar nette, unverfängliche Sätze, wie toll doch der deutsche Sport sei. „Wer ganz vorne mit dabei sein will, braucht optimale Rahmenbedingungen“, betonte die CDU-Vorsitzende. „Wenn ich mir das hier ansehe, kann ich sagen: Das Geld ist gut investiert.“

Während Merkel lobte, lächelten die höchsten Vertreter des deutschen Sports selbstverständlich freundlich – Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sport-Bundes (DOSB), Dirk Schimmelpfennig, der DOSB-Vorstand Leistungssport, und der DOSB-Vorstandsvorsitzende Michael Vesper. Doch so locker und entspannt wie am Dienstag geht es derzeit eigentlich nicht zu im deutschen Sport. Im Hintergrund brodelt es kräftig zwischen allen, die etwas zu sagen haben, und allen, die mitreden wollen: DOSB, Innenministerium, die einzelnen Verbände und die Bundesländer.

Es geht um die Umsetzung der Leistungssportreform. Jene Umwälzung, die den deutschen Sport wieder erfolgreicher machen, also vor allem wieder mehr Medaillen bei Olympischen Spielen hervorbringen soll. Es ist ein harter Verteilungskampf, der nun abläuft. Wer muss Stützpunkte abgeben? Welche Einrichtungen werden zusammengelegt? Und wer verliert gegebenenfalls Trainerstellen, weil die Sportart als nicht mehr erfolgversprechend genug eingeschätzt wird?

Es gab hohe Wellen bei den Gesprächen

Darüber hat sich der DOSB mit allen 31 Einzelsportverbänden ausgetauscht. Das letzte dieser Gespräche fand am Montag mit den Seglern statt. In völlig neuer Qualität und Tiefe seien all die Unterhaltungen gelaufen, sagte Hörmann. Allerdings ergänzte er auch: „Die Wellen und Wogen haben dabei natürlich höher geschlagen.“

Als nächster Schritt folgen im August Gespräche zwischen DOSB und Innenministerium, das ja schließlich all das Geld zur Verfügung stellen soll. Merkel äußerte sich zu all dem nicht. Kurz nachdem das Buffet des Sommerfestes eröffnet worden war, schwebte sie mit dem Hubschrauber wieder von dannen.

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