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Ebert

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Bundesliga: Aus Liebe zu Hertha

Hertha auf der Suche nach einer Integrationsfigur: Patrick Ebert soll in die Fußstapfen von Andreas Neuendorf treten.

Es ist doch schön, wenn man schon als junger Fußballer Identifikationsfigur für die jungen Fans spielen darf, findet Patrick Ebert. Natürlich findet er das in altersgerechten Worten. Die „Sache mit dem Kids Club“ sei „eine coole Sache“, sagt der 20 Jahre alte Profi von Hertha BSC. Er habe die Schirmherrschaft für den Kids Club vom abgewanderten Andreas Neuendorf übernommen. „Der Zecke hat gesagt, das ist gut. Wegen der Fans“ – auch wenn es neben der Arbeit auf dem Fußballplatz noch andere, zum Beispiel schriftstellerische Tätigkeiten mit sich bringt. In Eberts Aufgabenbereich fällt ein Tagebuch aus dem Trainingslager in Österreich, in dem Ebi auf der Kids-Club-Seite der Homepage von Hertha berichtet, was so alles rund um die Übungseinheiten in Stegersbach passiert. Sehr häufig hört er auf dem Hotelzimmer Musik, schaut Fußball oder freut sich auf das gute Frühstück („tolles Buffet“), und dann liefert er sich mit den jungen Kollegen Christian Müller und Kevin Boateng „nach dem Abendessen noch ein Rennen in den Caddys vom Golfplatz“.

Herthas Bestreben ist nicht abwegig, den jungen in Potsdam geborenen Mann mit dem kurzen Blondschopf zu einer Identifikationsfigur aufzubauen. In einer Phase, in der es etwa die Brüder Jerome und Kevin-Prince Boateng (sein Wechsel zu Tottenham Hotspur soll heute besiegelt werden) eilig haben, ihrem Berliner Ausbildungsverein den Rücken zu kehren, sagt der seit 1998 für den Klub spielende Ebert: „Mein Herz schlägt für Hertha, ich möchte dem Verein etwas zurückgeben. Mit 25 Jahren kann ich vielleicht über etwas anderes nachdenken, aber nicht jetzt.“

Vereinsliebe kommt natürlich an, bei den Fans und bei Dieter Hoeneß, der Eberts Vertrag angeblich bis 2012 verlängern will. „Der Patrick Ebert kann in dieser Saison den endgültigen Durchbruch schaffen“, sagt Herthas Manager. Sein neuer Trainer Lucien Favre ist da noch etwas vorsichtiger. „Ebert ist jung, er kann noch viele Fortschritte machen“, sagt der Schweizer. Besonders im taktischen Verhalten und bei den Flanken müsse der Mittelfeldspieler noch dazulernen. Derlei Aussagen stören den U-21-Nationalspieler nicht, sie motivieren ihn: „Ich weiß, dass ich zum Beispiel meine Schwächen in der Defensive habe.“ Aber schließlich glaube er ja nicht, dass er nach bislang 19 Einsätzen in der Bundesliga schon am Ziel sei. „Ich ja habe erst ein Jahr in der Bundesliga gespielt.“ Perfekt sei er noch nicht, der erste Schritt liege hinter ihm, nun müsse es auch weitergehen.

Ebert glaubt, dass er mit Favre den richtigen Förderer hat: „Der Trainer hat sehr viel Fußballwissen, kann gut mit den jungen Spielern umgehen, findet in seinen Worten immer das richtige Maß und übertreibt selten.“ Der junge Mann hat seine Worte konzentriert ausgewählt, er wirkt erstaunlich ernst für sein Alter. Aber Patrick Ebert kann auch anders. Erst recht auf dem Platz, wo besonders sein läuferischer Einsatz nicht zu übersehen ist. „Es macht Spaß, in dieser Mannschaft zu spielen“, sagt er. Und natürlich freut er sich auf jeden Einsatz, sei es nur ein Freundschaftsspiel wie das gestrige gegen den Premier-League-Klub FC Middlesbrough, das Hertha im unweit von Stegersbach gelegenen Bad Waltersdorf austrug (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet). Seinem Tagebuch auf Herthas Kids-Club-Internetseite war die Vorfreude auf das Match gegen das englische Team jedenfalls zu entnehmen – in einem seiner letzten Berichte aus dem Trainingslager: Heute Nachmittag reist Herthas Mannschaft nach Berlin zurück.

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