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Bundesliga: Besser werden für mehr Stars

Die deutschen Klubs hoffen auf einen weiteren Startplatz in der Champions League. Das kann aber dauern.

Berlin - Ruhig war es am Samstag im Stuttgarter Stadion, nachdem der eingewechselte Ruud van Nistelrooy sein zweites Tor innerhalb von 90 Sekunden geschossen hatte. Die Zuschauer jubelten oder pfiffen erst einmal nicht, sie waren verblüfft. Sie hatten keine Traumtore gesehen, aber trocken, souverän und ohne eine Hundertstelsekunde zu zögern hatte der Niederländer vollstreckt.

Der Hamburger SV hat in van Nistelrooy einen Weltstar in die Bundesliga geholt, auch wenn der 33-Jährige nicht mehr überall auf dem Planeten als solcher gilt. „Ich glaube, in Zukunft werden noch mehr kommen“, sagte van Nistelrooy und gab damit einer Hoffnung Ausdruck, die in der Bundesliga in der letzten Zeit wieder größer geworden ist. Es ist die Hoffnung, dank des vergleichsweise soliden Wirtschaftens und der vollen Stadien den Rückstand auf die größten und teuersten drei europäischen Ligen aus England, Spanien und Italien zu verkürzen und attraktiver für Stars zu werden. Zwar stehen in diesen Ländern einige Klubs vor der Insolvenz, und Manchester United hat mit 822 Millionen Euro mehr Schulden als die Klubs der Bundesliga zusammen. Mittelfristig wichtiger ist aber, dass in England und Spanien die Steuern erhöht worden sind.

In England müssen Stars aus dem Ausland in den ersten drei Jahren nur 26 Prozent Steuern entrichten, ab April werden es knapp 50 Prozent sein. Auch in Spanien wurde das „Lex Beckham“ (er spielte von 2003 bis 2007 für Real Madrid) genannte Gesetz wieder abgeschafft, für neue Verträge werden nun 43 Prozent Steuern fällig. „Für alle Spieler hinter den 20, 30 absoluten Weltstars werden die Preise fallen“, sagt Rudi Völler, der Sportdirektor von Bayer Leverkusen. Der lange verletzte van Nistelrooy war ein Sonderfall, aber jetzt können die deutschen Top-Klubs bei einem Spitzensteuersatz von 45 Prozent sogar mehr Netto bieten als die englischen. Wenn sie denn so viel Geld haben.

Mehr Geld lockt im Europapokal – und auch holt dort die Bundesliga auf. Weiterhin besteht die Möglichkeit, den Italienern den im Jahr 2001 verlorenen vierten Startplatz für die Champions League für die Saison 2011/12 abzunehmen. Die Sache ist allerdings kompliziert.Nach jedem Spieltag in der Champions League oder der Europa League laufen Meldungen über die Ticker, in denen es heißt: „Deutschland verliert an Boden“ oder „Deutschland verkürzt den Rückstand auf Italien“. Sie beziehen sich auf die Fünfjahreswertung des europäischen Verbandes Uefa, die Grundlage für die Verteilung der Startplätze in den europäischen Wettbewerben ist. Für jeden Sieg eines Klubs werden dem nationalen Verband zwei Punkte gutgeschrieben, für ein Unentschieden gibt es einen. Hinzu kommen Bonuspunkte. Die von den Vereinen eines Verbandes erzielten Punkte werden addiert und durch die Anzahl der Europapokal-Starter des Verbandes dividiert.

Vor dieser Saison hatte Deutschland 6,21 Punkte Rückstand auf Italien, jetzt sind es noch 2,82 Punkte. Das liegt aber nur daran, dass am Ende dieser Saison das Spieljahr 2004/05 aus der Wertung fällt, in dem Italien stark war und 3,42 Punkte mehr als Deutschland gesammelt hat. Netto hat Deutschland in dieser Saison bisher 0,03 Punkte gegenüber den Italienern verloren. Die Chance besteht darin, dass bereits zwei der sieben italienischen Klubs ausgeschieden sind, alle sechs deutschen aber noch mitspielen. Und der FC Bayern ist Favorit gegen den AC Florenz.

Wahrscheinlicher ist, dass Deutschland warten muss und erst ein Jahr darauf wieder zu den großen Drei gehört. Im nächsten Jahr büßen die Italiener gleich fünf Punkte ein für die Startplätze für 2012/13, weil erneut ein gutes Jahr aus der Wertung fällt. Ob Ruud van Niselrooy dann noch spielt?

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