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Bundesliga: Droht Cottbus der Ausverkauf?

Um die Lausitzer Helden Radu und Munteanu wird heftig gepokert. Ein Transfer könnte Energie auf einen Schlag schuldenfrei machen, den Klub sportlich aber enorm schwächen.

Cottbus - Vor dem Bundesliga-Spiel der Lausitzer in Hannover wurden die Verantwortlichen der 96er bei Energie-Manager Steffen Heidrich vorstellig, um sich nach den Konditionen für einen Wechsel von Top-Torjäger Sergiu Radu (13 Saisontore) zu erkundigen. Und der VfL Wolfsburg buhlt um dessen rumänischen "Zwilling" Vlad Munteanu (11 Treffer). "Natürlich hat unsere Leistung Begehrlichkeiten geweckt", erklärte Heidrich, der dadurch auch persönlich zwischen einige Stühle geraten ist.

Auf der einen Seite will der Manager auch in der kommenden Saison eine schlagkräftige Erstliga-Mannschaft für den Underdog Cottbus zusammen haben. Auf der anderen Seite weiß der einstige Bundesliga-Kicker natürlich um die wirtschaftliche Lage seines Vereins. "Wenn ein Wahnsinns-Angebot kommt, muss man sich zumindest darüber Gedanken machen. Alles andere wäre fahrlässig", betonte Heidrich. Auch für die kommende Spielzeit können die Cottbuser nur mit einem Etat von 22 Millionen Euro planen, was weit hinter den Möglichkeiten des jetzigen Tabellennachbarn Hannover (42 Millionen) liegt. "Bei aller Euphorie muss man die Nerven und klaren Kopf behalten", ergänzte der Manager auch hinsichtlicher dieser Diskrepanz.

"Eine Summe, die erschrecken könnte"

Dennoch will Heidrich um die Lausitzer Helden kämpfen, die schon drei Spieltage vor Saisonschluss die fünfte Erstliga-Saison in der kleinsten Bundesliga-Stadt der Republik perfekt gemacht hatten. "Wir werden versuchen, Radu zu halten. Wir werden uns dabei auch weit rauslehnen", kündigte Heidrich eine Intensivierung der Gespräche mit dem Rumänen an. Energie will den bis 2008 laufenden Kontrakt unbedingt vorzeitig verlängern. Auch Munteanu ist noch für die kommende Spielzeit vertraglich gebunden, was Heidrich in eine komfortable Situation versetzt. Er werde den Interessenten schon eine Summe nennen, die erschrecken könnte, "vielleicht lassen sie dann den Telefonhörer gleich wieder fallen".

Trainer Petrik Sander stört sich schon an dem Gedanken, möglicherweise im Gegenzug von 3,5 Millionen Euro, die Energie auf einen Schlag schuldenfrei machen würden, Radu und Munteanu ziehen zu lassen. "Dann muss auch ich mir Gedanken machen", formulierte der Chefcoach schon mal für den Fall des Ausverkaufs, was auf Vereins-Präsident Ulrich Lepsch zumindest irritierend wirkte. "Eine sehr unglückliche Aussage", bemerkte der starke Mann des FC Energie und schloss in der "Berliner Zeitung" an: "Ich mache kein Hehl daraus, dass ich manchmal ein Problem damit habe, wie er etwas formuliert." Der Präsident suchte danach das Gespräch mit Sander und hatte den Eindruck, dieser war sich der Tragweite seiner Aussagen gar nicht bewusst. "Er hat mir aber versichert, es sei nicht seine Absicht, dem Präsidium zu drohen", erklärte Lepsch.

Sander hat guten Stand

Nicht erst bei dem laufenden Poker, in dem der ehemalige Energie-Profi Vasile Miriuta als Berater von Radu und Munteanu eine zwiespältige Rolle spielt, wurden einige unterschiedliche Standpunkte von Präsident und Trainer deutlich. Lepsch allerdings wies ernstere Konflikte energisch zurück: "Eine doofe Kampagne ist das, damit muss mal Schluss sein." Die Vorstandsetage habe mit dem Trainer überhaupt kein Problem: "Er leistet mit seinem Stab eine super Arbeit." Eine Vertragsverlängerung mit Sander für die Zeit nach 2008 werde aber erst im Herbst aktuell, meinte Lepsch. Aus der Tendenz aber machte er kein Geheimnis: "Logisch, wir wollen mit ihm weitermachen." (Von Jens Mende, dpa)

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