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Patrick Helmes wechselt von Leverkusen nach Wolfsburg.

© dpa

Bundesliga: Es bewegt sich was auf dem Transfermarkt

Wintertransfers haben immer noch den Ruch des Halbseidenen, trotzdem haben einige Bundesligisten in dieser Winterpause kräftig investiert – andere setzen eher auf den schlanken Kader.

Berlin - Christian Hochstätter hat die jüngsten Entwicklungen auf dem Transfermarkt nicht besonders intensiv verfolgt. Insofern kann er gar nicht das Gefühl haben, dass er gerade rehabilitiert wird oder nachträglich zum Vorreiter einer neuen Bewegung gemacht wird. Hochstätter ist sozusagen der Erfinder des exzessiven Winterpausen-Shoppings in der Fußball- Bundesliga. Sechs Jahre ist es her, dass er als Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach in der Transferperiode II sieben neue Spieler verpflichtete. „Im Nachgang würde ich das nicht noch mal machen“, sagt Hochstätter heute. „Von außen sieht das schon sehr nach Aktionismus aus.“ Die rege Transfertätigkeit hat den Gladbachern damals das Label „Kaufhaus des Westens“ eingebracht, ein Image, das der Klub nie mehr richtig los geworden ist. Hochstätter findet inzwischen, vier neue Spieler im Winter seien „das Maximum“.

Der VfL Wolfsburg hat dieses Maximum in letzter Minute noch locker übertroffen. Nach Dieudonné Mbokani holte Manager Dieter Hoeneß kurz vor Transferschluss fünf weitere Spieler (siehe Kasten), darunter Nationalstürmer Patrick Helmes von Bayer Leverkusen. Wolfsburg war so etwas wie der Motor für das rege Treiben auf dem Transfermarkt – dank der 35 Millionen Euro, die der Klub für Edin Dzeko erhalten hat und die nun wieder in den Markt eingespeist werden. Das frische Kapital in der Liga hat aber nicht nur die reale Transfertätigkeit angetrieben, sondern auch die allgemeine Fantasie beflügelt. Der Schalker Jefferson Farfan galt als Wunschkandidat des VfL, seinen Weggang wiederum wollten die Schalker mit der Verpflichtung des Frankfurters Patrick Ochs kontern.

Selbst wenn sich letztlich nicht alle Gerüchte bewahrheitet haben – der Markt war zuletzt ordentlich in Bewegung, und zwar in alle Richtungen. Die Vereine haben nicht nur kräftig gekauft, sondern auch die eigenen Kader entrümpelt. Dass Borussia Mönchengladbach als Tabellenletzter Verstärkungen sucht, ist nicht ungewöhnlich. Vier neue Spieler haben die Gladbacher geholt, zugleich aber auch vier (Callsen-Bracker, Bobadilla, Bradley, Meeuwis) abgegeben. Der Trend geht zum schlanken Kader. Keiner vertritt dieses Prinzip so vehement wie Louis van Gaal bei den Bayern. Obwohl der Kader der Münchner vielen schon in der Hinrunde als fahrlässig klein galt, hat der Holländer die Personalstärke weiter reduziert: Auf vier Abgänge (Alaba, Demichelis, van Bommel, Braafheid) kommt nur ein Zugang (Gustavo).

Nach einer Berechnung der Deutschen Presse-Agentur haben die 18 Bundesligisten im Winter mehr eingenommen als ausgegeben. Mehr als 70 Millionen Euro Erlös stehen Investitionen von 45 Millionen Euro gegenüber. Die Zahlen liegen deutlich über denen des Vorjahres, als die Klubs 13,5 Millionen Euro einnahmen und 5,5 Millionen ausgaben. Gerade in den letzten Tagen haben die Ereignisse noch einmal an Dynamik gewonnen. „Die Transferperiode belastet uns“, hat Schalkes Trainer Felix Magath kurz vor deren Ende gesagt – und dann mit dem 32 Jahre alten Ali Karimi den 40. Zugang seit seinem Amtsantritt vor anderthalb Jahren verpflichtet.

Noch immer gilt der Markt im Winter als schwierig. Die meisten Verträge laufen eben am 30. Juni aus und nicht am 31. Januar. Die Bremer zum Beispiel, bei denen durchaus Handlungsbedarf bestünde, haben auf spektakuläre Zukäufe verzichtet. „Ich sehe keinen Lebensretter auf dem Markt“, sagt deren Manager Klaus Allofs. „Es sei denn, Robben, Müller und Schweinsteiger sind im Paket zu haben.“ Dass es manchmal solche Fügungen gibt, zeigen die historischen Beispiele Matthias Sammer (zu Borussia Dortmund), Lucio (zu Bayer Leverkusen) oder Mesut Özil (zu Werder Bremen).

Trotzdem haben Wintertransfers immer noch den Ruch des Halbseidenen. Sie gelten als Eingeständnis früherer Versäumnisse: Nur wer im Sommer schlecht eingekauft hat, muss im Winter nachlegen. Das aber ist nur die halbe Wahrheit. Es können auch unvorhergesehene Verletzungen sein oder plötzliche Abgänge wie der von Demba Ba in Hoffenheim, die einen Klub zum Handeln zwingen.

Bei Christian Hochstätter und Borussia Mönchengladbach war es vor sechs Jahren die Erkenntnis, „dass die Qualität nicht ausreicht“. Heute glaubt er, dass seine Shopping-Tour für den Klub eher negativ als positiv gewesen sei. Andererseits hätten die Neuen dazu beigetragen, dass die Gladbacher am Ende in der Liga blieben. Einer der sieben von damals, Filip Daems, spielt noch heute für den Verein. Der Belgier hat seinen Vertrag im Herbst um zwei Jahre verlängert.

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