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Mit fairen Mitteln nicht zu halten: Herthas Niklas Stark gegen Hoffenheims Sebastian Rudy.

© Soeren Stache/dpa

Bundesliga: Hertha ist gegen die Belagerung chancenlos

Trotz anfänglicher Führung unterliegt Hertha BSC der TSG Hoffenheim verdient mit 1:3. Dreimal rettet das Aluminium für die Berliner, doch ein Traumtor von Niklas Süle bringt den Gästen den Sieg.

Im Strafraum herrschte schwerster Belagerungszustand. Phasenweise erinnerten die Szenen an ein Handballspiel, in dem sich ein Team solange den Ball zupasst, bis sich eine echte Lücke ergibt. Die TSG Hoffenheim machte das am Freitagabend, im Bundesliga-Spitzenspiel bei Hertha BSC, mit ausgeprägter Gelassenheit und hatte dabei zunächst oft Pech. Allein zwischen der 65. und 74. Minute trafen die Gäste drei Mal Aluminium, und so läutete am Ende ein Gewaltakt in Form eines Distanzschusses von Niklas Süle das Ende einer langen Serie ein. Nach unterhaltsamen und gutklassigen 90 Bundesliga-Minuten brachte die TSG den Berlinern beim 1:3 (1:1) die erste Niederlage in einem Freitagsspiel unter der Verantwortung von Trainer Pal Dardai bei. Zuvor waren die Berliner in zehn Spielen an besagtem Wochentag ohne Niederlage geblieben (fünf Siege, fünf Remis). Vor allem nach dem Platzverweis gegen den jungen Maximilian Mittelstädt war es im Grunde eine Frage der Zeit, bis der entscheidende Gegentreffer zur zweiten Heimniederlage der Saison fallen würde. Kurz vor Schluss stellte Andrej Kramaric den Endstand her. 

Im Vergleich zur 2:4-Niederlage beim 1. FC Köln vor der Länderspielpause veränderte Dardai sein Team auf zwei Positionen: Für Marvin Plattenhardt rückte eben Mittelstädt hinten links in die Vierer-Abwehrkette, für Genki Haraguchi durfte Alexander Esswein beginnen. Auch die lange fragwürdigen weil angeschlagenen Leistungsträger John Anthony Brooks und Salomon Kalou waren von Beginn an dabei. Mittelstadt stand auch sogleich im Mittelpunkt. Es schien beinahe so, als hätten die Hoffenheimer den Außenverteidiger in ihrer Taktik-Besprechung als vermeintlichen Schwachpunkt und Nervositätsfaktor ausgemacht, die meisten Angriffe der Gäste liefen über die rechte Seite. Mittelstädt machte seine Sache zunächst allerdings sehr ordentlich. Nach drei Minuten klärte er mit dem Stilmittel der Grätsche eine brenzlige Situation an der Strafraumgrenze, kurz darauf entschärfte er auf der Linie einen Kopfball von Benjamin Hübner, der aus einem Eckball resultierte. Rune Jarstein im Hertha-Tor war bereits geschlagen.

Auf der anderen Seite spielten auch die Berliner von Beginn an recht munter nach vorn. Im Verlauf der Saison hatte es schon ganze Spiele mit Hertha-Beteiligung gegeben, in denen deutlich weniger los war als in der ersten halben Stunde am Freitagabend. So besaß Salomon Kalou besaß zwei gute Gelegenheiten: Zunächst setzte er einen Kopfball nach Esswein-Flanke über das Tor, kurz darauf scheiterte er - wieder nach Vorarbeit von Esswein - vom Elfmeterpunkt an TSG-Keeper Oliver Baumann, der den Ball gerade noch so zu fassen bekam. 

Dreimal rettete das Aluminium für Hertha

Wenn die Stürmer schon nicht treffen, müssen eben andere Spezialkräfte diese Aufgabe übernehmen. Dachte sich wohl auch Peter Pekarik, dem am Freitag etwas besonderes gelang: sein erstes Bundesliga-Tor nämlich. Dabei profitierte der Slowake von einem missglückten Ball Alexander Essweins, der direkt vor seinen Füßen landete und Sekunden später im Netz zappelte. Herthas Bank bejubelte den erfolgreichen Distanzschuss fast noch ausgelassener als die gewohnt lautstarken Herrschaften in der Ostkurve. 

Die Freude war jedoch nur von kurzer Dauer, und das hing erneut mit Maximilian Mittelstädt zusammen. Sieben Minuten nach der Führung sprang dem 20-Jährigen im eigenen Strafraum unglücklich der Ball an die Hand, woraufhin Schiedsrichter Benjamin Brand auf Elfmeter entschied. Andrej Kramaric ließ sich diese Chance nicht entgehen und glich mit einem Schuss in die linke untere Ecke zum 1:1. Pechvogel Mittelstädt durfte sich immerhin von Ex-Herthaner Sandro Wagner trösten lassen, den die Berliner Fans beim Einlaufen wenig herzlich empfangen hatten. 

Nach der Pause erwischten die Gäste den besseren Start. Für Hertha wurde die Sache nicht eben leichter, weil die Berliner das Spiel ab der 60. Minute in Unterzahl zu Ende bringen mussten. Der wegen Handspiels bereits verwarnte Mittelstädt - wer sonst? - sah nach einem Foul an Nadiem Amiri die Gelb-Rote Karte. Es war eine harte, aber vertretbare Entscheidung, wobei die schauspielerische Einlage Amiris sicher ihr übriges zum Platzverweis tat. 

In der Schlussphase wussten die Gäste ihre Überzahl zu nutzen. Kramaric traf innerhalb weniger Sekunden gleich zwei Mal das Aluminium, wenig später scheiterte auch Kerem Demirbay am Pfosten. So war es Niklas Süle vorbehalten, dem Spiel die entscheidende Richtungsänderung zu geben. Kramarics Konter zum 1:3 war nur noch Formalität. 

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