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"Doppelspitze"

© ddp

Bundesliga: Hütetausch bei Hertha

In Herthas Führungsetage kommt Bewegung. Präsident Schiphorst und Aufsichtsratschef Gegenbauer stellen sich nicht zur Wiederwahl. Stattdessen kandidieren sie jeweils für den Posten des anderen.

Berlin - Es ist selten, dass, wenn wesentliche Weichen bei Hertha BSC gestellt werden, nicht das Gesicht von Dieter Hoeneß zu sehen ist. Gestern aber war so ein Tag. Herthas Präsident Bernd Schiphorst und der Aufsichtsratsvorsitzende Werner Gegenbauer wollen im Mai gern ihre Rollen tauschen und dem Verein mit der „neuen Doppelspitze“, wie sie es nennen, Kontinuität und Stabilität für die kommenden Jahre garantieren. „Wir tauschen die Hüte“, sagte Schiphorst und lächelte dabei seinen Nebenmann Werner Gegenbauer an. Gegenbauer nickte verlässlich.

„Wir sollten alle unsere Arbeit vernünftig machen, dafür brauchen wir keine Erneuerung“, antwortete Gegenbauer auf die Frage, ob Hertha nicht auch ein Signal der inneren Erneuerung gut stünde. Außerdem sei das ja nur ein Angebot an die Mitgliederversammlung im Mai, die darüber zu befinden habe – „Es muss ja nicht das einzige sein“, sagte Gegenbauer. Er und Schiphorst hätten sich in einem Vieraugengespräch vor ein paar Tagen auf diese Vorgehensweise verständigt.

Der Medien-Manager Schiphorst übt seit 2000 das Präsidentenamt bei Hertha aus. Gegenbauer, Unternehmer im Bereich des Gebäude-Managements und seit 1998 Vereinsmitglied, war im Mai 2006 zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates ernannt worden. „Es ist ein guter Zeitpunkt, dass frischer Wind reinkommt“, sagte Schiphorst.

Über Jahre hinaus bemängelten die Mitglieder, dass bei Hertha kaum zwischen Exekutive und Legislative getrennt wird. Von „Ämterverquickung“ war die Rede. Seit der Herauslösung der Profi-Abteilung aus dem Gesamtverein 2001 wachten unter anderen Aufsichtsrat und Präsidium im so genannten Beteiligungsausschuss über die Geschäftsführung der Hertha BSC Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA). Seit Februar gilt die neue Satzung, damit gibt es den Beteiligungsausschuss nicht mehr. Seine Aufgaben sind im Wesentlichen auf das Präsidium übertragen. So kontrolliert es künftig die Geschäftsführung von Hertha, die aus Dieter Hoeneß und Ingo Schiller besteht.

Das Arbeitspensum für den Präsidenten wird größer, daraus ergebe sich ein „höherer Anspruch an persönlichem Input“, sagte der 57 Jahre alte Gegenbauer. Der acht Jahre ältere Schiphorst wolle nur noch für das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden kandidieren. Am 23. Mai 2008 wird die Mitgliederversammlung in vier Wahlgängen erst den Präsidenten, anschließend dessen Stellvertreter, die restlichen Präsidiumsmitglieder für vier Jahre sowie den neuen Aufsichtsrat für zwei Jahre wählen.

Als gemeinsame strategische Ziele nannten Gegenbauer und Schiphorst die Rückkehr Herthas ins internationale Fußball-Geschäft, die Stärkung des Vereinsbetriebs sowie den Generationswechsel im Management der Kapitalgesellschaft. Letzteres könnte heikel werden. Hoeneß hatte vor längerer Zeit angekündigt, 2010 aufzuhören. „Da ist einer, der hat Vertrag bis 2010 und angekündigt, dann aufhören zu wollen. Das sind die Fakten. Also haben wir uns mit der Nachfolge zu beschäftigen“, sagte Gegenbauer und erinnerte daran, dass unter anderen in Michael Preetz ein geeigneter Nachfolger schon da sei: „Er hat den ersten Schuss.“

Neben Herthas allseits bekanntem, hauptamtlichem Gesicht – jenes von Dieter Hoeneß – solle es künftig ein starkes ehrenamtliches Gesicht geben – das des neuen Präsidenten. Dieses werde nicht in die Öffentlichkeit streben, allerdings werde es Themen geben, bei denen es „unvermeidbar sichtbar wird“, sagte Gegenbauer. Die gemeinsame Kandidatur mit Schiphorst sieht Gegenbauer als großen Gewinn für den Verein in Sachen Kompetenz und Verlässlichkeit. Wie sagt man doch, sagte Gegenbauer: „Neue Besen kehren gut, aber die alten kennen die Ecken.“

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