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Impulsgeber. Zugang Jan Rosenthal soll den SC Freiburg stärken.

© dpa

Bundesliga im Test (5): SC Freiburg: Die Harmonischen

Am 20. August startet die Bundesliga in ihre neue Saison. In unserer Serie testen wir Stärken, Schwächen und Marotten der Vereine. Heute: Der SC Freiburg kämpft mit einem geschlossenen Team auch in dieser Saison gegen den Abstieg.

Was hat sich verbessert?

Die Trikots der Freiburger Bundesligafußballer schon mal nicht. Nichtrepräsentativen Umfragen zufolge ordnet die Mehrzahl der SC-Kunden die neuen Sporthemden nah an der optischen Beleidigung ein, und das nicht nur weil die nicht befreundeten Karlsruher in den Neunzigern ähnliche Kleider getragen haben. Sportlich konzentriert sich die Hoffnung in Freiburg auf einen Zugewinn an Reife und ein Plus an Automatismen. Das neutrale „wenig Bewegung im Kader“ (nur ein Stammspieler wurde abgegeben) lässt sich ja immer mit dem positiv besetzten „eingespielte Mannschaft“ parieren.

Wer sind die Stars?

Wie bei den meisten Trainern ruft diese Thematik auch bei Robin Dutt allergische Reaktionen hervor. Im Trainingslager in Schruns übernahm Dutt das Hotelzimmer von Weltmeister Iker Casillas. Spanien hat sich dort auf die WM vorbereitet. Ja und? Schon die Frage danach nervte den Freiburger Trainer. „Wir sind schon zum vierten Mal hier. Die Spanier haben uns das nachgemacht.“ Da der zur Großspurigkeit neigende Mo Idrissou nicht mehr da ist, wurde das Skandalpotenzial beim SC weiter eingeschränkt. Jetzt gibt es mutmaßlich noch mehr Harmonie im Betriebsklima. Geht das? Starrummel spielt sich nur auf der Tribüne ab. Skiflugexperte Martin Schmitt kommt regelmäßig vorbei und natürlich Freiburgs Rekordschütze Joachim Löw aus dem 10,3 Kilometer entfernten Hexental.

Welche Taktik ist zu erwarten?

Vor allem: Variabilität. „Mischung“ ist eine Dutt’sche Lieblingsvokabel. Nicht festlegen, nicht ausrechenbar, sondern flexibel sein und neben vielen Passoptionen ein breites Repertoire von der aggressiven Balleroberung bis zum feinen Kombinationsspiel zur Verfügung haben. Und Dutt schwebt im zweiten Bundesligajahr mehr aktiver als reaktiver Fußball vor. Zu orientieren gilt es sich am Grundschema 4-1-4-1. Damit haben sich die Freiburger im letzten Drittel der vergangenen Saison angefreundet. „Das hat die Mannschaft positiv im Kopf“, sagt Dutt.

Wie viel Macht hat der Trainer?

Die vergangene Saison, als Robin Dutt mitten im Abstiegskampf zwölf Spiele lang ohne Sieg bleiben durfte, ohne nur zart infrage gestellt zu werden, unterstrich, dass er sich so sicher fühlen kann wie sonst vielleicht nur Uli Hoeneß. Es gilt in Freiburg als unschick, bei erster Gelegenheit am Trainer rumzumäkeln. Die Stimmung soll nicht zu sehr an den Tabellenplatz gekoppelt sein. Schon Treueschwüre sind verpönt. Der kommissarische Präsident Fritz Keller, der abseits der Öffentlichkeit schimpfen kann wie ein Bierkutscher, will das kommissarische im Titel bei der Mitgliederversammlung im Herbst loswerden. Er will damit endgültig dem im November verstorbenen langjährigen Präsidenten Achim Stocker nachfolgen.

Was erwarten die Fans?

Mindestens vor dem Siebzehnten einzulaufen – unterhaltsamen Fußball und zwei Siege gegen den Rivalen VfB Stuttgart. Wenn der südbadische Sportklub schon von Schwaben (Dutt, Torwarttrainer, halbes Dutzend Spieler) unterwandert wird, sollen die ihr Wissen wenigstens gewinnbringend einsetzen. Vielleicht mehr als anderswo gilt: Ästhetik muss sein. In der Hinsicht sind die Fans romantisch und anspruchsvoll, wenn die Tendenz auch zunehmend abnimmt.

Was ist in dieser Saison möglich?

Diese Rubrik könnte auch lauten: „Im Trüben fischen“. Ein Ausreißer nach oben ist zumindest nicht zu erwarten, denn Alternativen sind rar. Solide finanzierter Klub klingt zwar schön seriös, kann aber auch zum Abstieg führen. Vielleicht ist die Ersatzbank das größte Problem der Freiburger. Doch mit Teamgeist, Leidenschaft und Leichtigkeit kann das Minimalziel Klassenerhalt realisiert werden. Der begabte Neuzugang Jan Rosenthal und Papiss Cissé, der zu einer wunderbaren Ballverarbeitung fähig ist, könnten die treibenden Kräfte für eine gute Saison sein.

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