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Er hat die Haare schön. Nicht nur wegen seiner Frisur ist der Brasilianer Dante der Liebling der Gladbacher Fans. Foto: ddp

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Bundesliga im Test (7): Borussia Mönchengladbach: Die Kontinuierlichen

Am 20. August startet die Bundesliga in ihre neue Saison. In unserer Serie testen wir Stärken, Schwächen und Marotten der Vereine. Heute: Borussia Mönchengladbach strebt nicht mehr nach schnellem Ruhm, sondern setzt auf gesundes Wachstum

Was hat sich verbessert?

Das, was sich eigentlich alle Bundesligisten wünschen: die Mannschaft. Zumindest ist das die Hoffnung der Gladbacher, die auf einen natürlichen Reifeprozess in ihrem Kader setzen. Schlüsselspieler wie Juan Arango, Raul Bobadilla oder Marco Reus gehen in ihre zweite Bundesligasaison und werden nun besser mit den Begebenheiten klarkommen. Das jedenfalls ist der Plan. Manager Max Eberl spricht von einem „kompakten, qualitativ guten Kader“, der nur punktuell ergänzt wurde: Igor de Camargo, belgischer Nationalspieler mit brasilianischem Migrationshintergrund, ist als einziger Neuer für die Startelf vorgesehen, zu Saisonbeginn aber noch verletzt. Bamba Anderson, in der vorigen Saison bei Fortuna Düsseldorf bester Verteidiger der Zweiten Liga, und auch der WM-Teilnehmer Mohamadou Idrissou starten wohl erst einmal als Herausforderer; alle anderen Zugänge werden allenfalls perspektivisch eine Rolle spielen. Für die Borussia, in der Vergangenheit getrieben von der Sucht nach schnellem Ruhm, bedeutet das einen echten Kulturbruch. Die am meisten benutzte Vokabel des Sommers lautet: Kontinuität. Das beliebte Pflichtfoto Trainer plus Neuzugänge zum Beispiel, das es in Gladbach zuletzt nur im Panoramaformat gab, war diesmal überraschend übersichtlich.

Wer sind die Stars?

Wer braucht schon Stars? Zur neuen Haltung der Gladbacher gehört, dass sie sich von solchen Kategorien weitgehend frei machen. Als einige Gurus und Ex-Gurus der Borussia via Boulevardpresse ihr Bedauern ausgedrückt haben, dass der Klub sich nicht um Michael Ballack bemüht hat, konnte Max Eberl nur trocken lachen. Borussias Manager steht für die neue Obi- Mentalität des Klubs: Wir bauen uns unsere Stars selbst. Bei Marco Reus, der Entdeckung der vorigen Saison, sind die Arbeiten bereits weit fortgeschritten. Er wird wohl am Mittwoch sein Debüt in der Nationalmannschaft geben. Auch Verteidiger Dante besitzt für Gladbacher Verhältnisse einiges Star-Potenzial. Liebling der Fans ist der Brasilianer schon jetzt. Und das nicht nur wegen seiner Frisur.

Welche Taktik ist zu erwarten?

Weil man bei Borussia auf – Achtung! – Kontinuität in allen Bereichen setzt, wird die Taktik der neuen Saison genau die gleiche sein wie die der alten. Auf dem Papier steht ein 4-4-2-System, das sich vom neuen Einheitssystem des Weltfußballs (4-2-3-1) allerdings nur in Nuancen abhebt. Der zweite Angreifer hinter der vorderen Spitze ist eher Grenzgänger zwischen Mittelfeld und Sturm – unabhängig davon, ob Trainer Michael Frontzeck auf dieser Position Igor de Camargo, Marco Reus oder Karim Matmour aufbietet.

Wie viel Macht hat der Trainer?

Im Mönchengladbach der Jetztzeit traditionell wenig – es sei denn, der Trainer hieß Hans Meyer. Vor allem aber hatten Borussias Trainer zuletzt eine extrem kurze Verweildauer im Amt. Das soll jetzt wieder anders werden. Michael Frontzeck hat in seinem ersten Jahr selbst eine Serie von sechs Niederlagen unbeschadet überstanden. Früher wäre Präsident Rolf Königs das ganz sicher nicht passiert! Frontzeck aber, der Ur-Gladbacher, durfte bleiben und konnte seine Vorgesetzten mit seiner Arbeit anschließend so sehr überzeugen, dass sein Vertrag gleich bis 2013 verlängert wurde. Schließlich zählt bei Borussia in dieser Saison nur eins. Richtig: Kontinuität.

Was erwarten die Fans?

Der Anhang steht hinter der neuen Linie: Lieber ein Jahr zu viel stabilisieren, als ein drittes Mal absteigen. Zumal es ja zuletzt immer wenigstens ein Stückchen vorwärts ging: 2008 Aufstieg, 2009 Klassenerhalt (mit großer Mühe), 2010 Klassenerhalt (ohne große Mühe). Es könnte aber sein, dass sich die Fans in einem Jahr fragen: Moment mal, hatten wir eine Saison ohne Abstiegskampf nicht schon? Kontinuität fühlt sich dann schnell nach Stagnation an – vor allem an traditionellen Fußballstandorten wie Mönchengladbach, wo die Erwartungen von der Erinnerung an große Zeiten geleitet werden. Zur Beruhigung der Fan-Gemüter sei es der Mannschaft daher dringend empfohlen, die Saison mindestens einen Platz vor dem 1. FC Köln zu beenden.

Was ist in dieser Saison möglich?

Die Ziele sind bescheiden. „Wir wollen das Wort Klassenerhalt nicht mehr in den Mund nehmen“, sagt Eberl. Das sollte zu schaffen sein. Präsident Königs wünscht sich eine bessere Platzierung als in der Vorsaison, als Borussia auf Platz zwölf einlief. Auch das ist drin. Platz elf oder zehn sind möglich. Platz neun wohl eher nicht.

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