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Heynckes

© dpa

Bundesliga im Test: Leverkusen: Die Macht der Erfahrung

Mit Trainer Heynckes will sich Bayer stabilisieren. Er konnte in der Vorbereitung in Ruhe arbeiten.

Am 7. August startet die Bundesliga in ihre neue Saison. In unserer Serie testen wir Stärken, Schwächen und Marotten der Vereine. Heute Teil zehn: Bayer Leverkusen.

Was hat sich verbessert?
Vor allem hat sich die Stimmung verbessert; was aber im Grunde nicht besonders schwer war, denn sie war Ende letzter Saison, die Leverkusen nur auf Platz neun und mit dem verlorenen DFB-Pokalfinale abschloss, völlig verdorben. Die Spieler, deren Verhältnis zum alten Trainer Bruno Labbadia arg gestört war, leben nun unter dem neuen Coach Jupp Heynckes wieder auf. Und auch Sportchef Rudi Völler, der sich über Labbadias vor dem Cup-Endspiel vorgetragene Kritik an Bayer geärgert hatte, wirkt entspannter als im Frühjahr.

Wer sind die Stars?
Star der Vorbereitung war der Grieche Theofanis Gekas, dem in den Bayer-Testspielen elf Tore gelangen. Wie verwandelt ist der Nationalspieler von seinem Leih-Gastspiel aus Portsmouth zurückgekehrt. Der ehemalige Eigenbrödler scherzt neuerdings auf dem Platz, plaudert fröhlich mit den Kollegen – in englischen und deutschen Brocken. Heynckes scheint die Entwicklung zu goutieren, Gekas darf sich Hoffnungen auf einen Platz in der Startformation machen. Neben den vielen jungen Bayer-Talenten ragt auch ein Mann mit großer Vergangenheit heraus: Der finnische Innenverteidiger Sami Hyypiä hat mit dem FC Liverpool die Champions League und den Uefa-Pokal gewonnen und soll nun stabilisierend auf die junge Leverkusener Schar wirken. In den Testspielen überzeugte der 1,96-Meter-Mann jedenfalls schon mit gutem Stellungsspiel.


Welche Taktik ist zu erwarten?

Heynckes wird sein Team recht offensiv ausrichten und die Jugend fördern. Der Coach ist ein Fan des 19-jährigen Offensivtalents Toni Kroos, wahrscheinlich wird Kroos in zentraler Position hinter den beiden Stürmern spielen dürfen. Dort hat der defensivere Chilene Arturo Vidal momentan keinen Stammplatz. Im Sturm kann Heynckes zwischen Gekas, Stefan Kießling und Eren Derdiyok wählen – und in ein paar Monaten wird der am Kreuzband verletzte Patrick Helmes zurückkehren. Ansonsten ist Simon Rolfes weiterhin für die Sechser-Position vorgesehen – wobei sich Stefan Reinartz in Testspielen als Alternative angeboten hat. Auch Verteidiger Daniel Schwaab und Mittelfeldmann Burak Kaplan dürfen auf Einsätze hoffen.


Wie viel Macht hat der Trainer?

Heynckes bringt die Macht der Erfahrung mit. Er konnte in der Vorbereitung in Ruhe arbeiten. Geduldig versucht er, Schwachstellen zu beheben. Traditionell sind das schlampige Chancenverwertung und psychischer Zusammenbruch, wenn sich Spiele unangenehm entwickeln. Falls die Saison nicht gut laufen sollte, wird es mit der Ruhe jedoch schnell vorbei sein. Denn Bayer kann es sich nicht erlauben, schon wieder die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb zu verpassen. Es wäre das dritte Mal in Folge.


Was erwarten die Fans?

Die Fans sind in erster Linie sehr froh, dass sie nicht mehr nach Düsseldorf reisen müssen – und ihre Mannschaft ab dem 15. August in der neuen, umgebauten Bayarena bewundern dürfen. Und natürlich erwarten sie, dass Leverkusen nicht nur schön, sondern endlich auch wieder erfolgreich spielt.


Was ist in dieser Saison möglich?

Im Bayer-Team steckt sehr viel Talent. Falls es Heynckes gelingt, dieses Talent sichtbar zu machen und zudem harmonisierend auf die bisweilen wankelmütigen Hochbegabten zu wirken, dann ist in dieser Saison viel möglich, nämlich mindestens der fünfte Platz. Falls aber auch der neue Coach an diesen Aufgaben scheitern sollte, droht Bayer 04 wieder ein Rang im Tabellen-Niemandsland.

Morgen: FC Schalke 04. Alle Folgen der Serie: www.tagesspiegel.de/fussball

Christiane Mitatselis[Leverkusen]

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