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Dutt

© ddp

Bundesliga im Test: SC Freiburg: Niemand heißt mehr ...wili

Freiburgs Spieler wollen nicht nur mit Kurzpässen zaubern, sondern auch rennen und kämpfen.

Was hat sich verbessert?

Die Einstellung. Die Freiburger sind unter ihrem ehemaligen Trainer Volker Finke über viele Jahre mit ihrem schön anzuschauenden Kurzpassspiel berühmt und beliebt geworden. Das alles hatte aber auch immer etwas Harmloses und Selbstzufriedenes. Unter Nachfolger Robin Dutt hat sich der SC in den vergangenen beiden Spielzeiten zu einer Mannschaft entwickelt, die dieses Klischee durchbricht. Sie kann jetzt auch hart verteidigen, richtig kämpfen und effizient spielen. Die Spieler, von denen längst keiner mehr einen Namen mit der Endung „wili“ hat, sind offenbar zu allem bereit: In der Vorbereitung war es jedem freigestellt, die 4000 Stufen der Europabrücke am Brenner hochzulaufen. Alle machten mit – sogar der Teamkoordinator. Dagegen ist der berühmte Trainingshügel von Felix Magath in Wolfsburg nur eine Bodenunebenheit. „Wir können nicht so spielen wie Franck Ribéry“, sagt Robin Dutt. „Aber wenigstens so viel laufen wie er.“

Wer sind die Stars?
Ist Kaká nicht gerade zu Real Madrid gewechselt? Plötzlich trainierte er in Freiburg mit. Beziehungsweise gar nicht er selbst, sondern sein genauso aussehender kleiner Bruder Digao. Der Aufruhr war groß, am Ende wurde das Brüderchen aber nicht verpflichtet. So hat Freiburg denselben Star wie immer: das Potenzial. Echte Stars passen weder in das stabile Teamgefüge noch in den Breisgau. Von Jörg Heinrich über Sebastian Kehl bis Sascha Riether hat der SC immer seine besten Spieler abgeben müssen, vor dieser Saison wechselte Verteidiger Daniel Schwaab nach Leverkusen. Zumindest kleine Stars könnten die Mittelfeldspieler Eke Uzoma und Johannes Flum werden. Flums Vorbild heißt nicht Kaká oder Ribéry, sondern bodenständig Ballack. Das größte Talent, Innenverteidiger Ömer Toprak, hat bei einem Unfall auf der Kartbahn schwere Verbrennungen erlitten und ist weiter in Behandlung.

Welche Taktik ist zu erwarten?
Eine, in der ständig Frust bewältigt werden muss. Die Freiburger sind es aus der Zweiten Liga gewohnt, dass sie den Ball haben und etwas Zeit für ihre Passstaffetten bekommen. Die wird ihnen in der Bundesliga keiner lassen. So liegt ein neuer Schwerpunkt der Trainingsarbeit darauf, was eigentlich zu tun ist, wenn man den Ball gerade verloren hat. Jeder Hobbyspieler kann ermessen, wie schwer diese Umgewöhnung ist.

Wie viel Macht hat der Trainer?
„Den Präsidenten sieht man so gut wie nie“, ist dem neuen Stürmer Cedrick Makiadi sofort aufgefallen. Er kommt aus Duisburg, wo Präsident Walter Hellmich als starker Mann auftritt. Nicht so Achim Stocker in Freiburg, der Robin Dutt machen lässt. Was wäre wohl bei Schalke oder in Köln los, wenn der Trainer seiner Mannschaft mitten in der Vorbereitung eine Woche freigibt und darauf vertraut, dass jeder sein aufgegebenes Pensum alleine absolviert? Dutt darf das, in dieser Hinsicht könnte er gar irgendwann zum neuen Finke werden.

Was erwarten die Fans?
Das, was sie seit langem zuverlässig bekommen: einen netten Nachmittag mit netten Leuten in einem netten Stadion und einem netten Spielchen. Zu diesem bunten Nachmittag kamen in der vergangenen Saison allerdings im Schnitt nur 16 000 Zuschauer. So erscheint es nicht als sicher, dass sich die Menschen in und um Freiburg vom Zuschauerboom der Bundesliga anstecken lassen und das nur 25 000 Zuschauer fassende Stadion immer voll wird.

Was ist in dieser Saison möglich?
Die Freiburger haben genug Substanz auch in der Defensive, um schön und erfolgreich zu spielen – was den Klassenerhalt bedeuten würde. Wenn, ja wenn die junge Mannschaft ihre fehlende Erfahrung mit ihrem Talent ausgleichen kann.

Morgen: Borussia Mönchengladbach

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