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Bundesliga: In fremder Angelegenheit

Der FC Bayern beschäftigt sich nach dem unattraktiven Sieg über Karlsruhe wieder näher mit der Meisterschaft – und mit Oliver Kahn.

Uli Hoeneß war nach dem Spiel zunächst ungewöhnlich gelassen. Der FC Bayern hatte trotz des 1:0-Sieges gegen den Tabellenletzten Karlsruher SC nicht gut gespielt, doch es fiel dem Manager nicht ein, die Mannschaft zu kritisieren. Auch Franck Ribéry nahm er in Schutz. Als er zum wiederholten Mal auf dessen Ohrfeige gegen Andreas Görlitz angesprochen wurde, nahm sich Uli Hoeneß einen Journalisten zur Brust und stellte mit ihm die Szene nach. „So ungefähr war das“, sagte er, und schlug dem verdutzten Opfer leicht mit der Hand auf die Brust. Weil Franck Ribéry dafür die Gelbe Karte sah, ist eine weitere Strafe für den leichten Schlag ins Gesicht nicht möglich. Uli Hoeneß erntete jedenfalls Gelächter für sein Schauspiel, die Stimmung war ausgelassen – bis ein anderes Thema zur Sprache kam.

Oliver Kahn verhandelt mit Schalke 04 über eine Beschäftigung als Manager, in der vergangenen Woche hatte der ehemalige Torwart und Kapitän der Bayern darüber Gespräche mit Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies geführt. Doch als Uli Hoeneß den Namen Kahn hörte, setzte er umgehend wieder seine leicht gereizte Miene auf. „Ich werde einen Teufel tun und das kommentieren“, sagte Hoeneß, „das ist eine Angelegenheit von Schalke und Oliver Kahn.“ Und zog von dannen.

Mit dieser Aussage hat Hoeneß natürlich recht. Doch gleichzeitig ist die Person Kahn unweigerlich an den FC Bayern gebunden. Weil Hoeneß dort bekanntlich zum Ende des Jahres als Manager abdanken und den Präsidenten Franz Beckenbauer ablösen wird, ist die Vermutung nicht abwegig, dass Schalke 04 für Kahn ein Betrieb ist, in dem er sich einlernen lassen kann, um dann mit der nötigen Erfahrung in gleicher Position zurück zum FC Bayern zu wechseln. Dahinter steckt eine Taktik, auch wenn sie nicht immer aufgeht: Die ehemaligen Angestellten der Bayern sollen sich andernorts beweisen, und wenn sie erfolgreich sind, können sie zurückgeholt werden.

Ein wenig erinnert diese Personalfrage an Klaus Augenthaler. Der ehemalige Bayern-Kapitän wurde nach seiner aktiven Laufbahn bald Trainer und verbrachte die meiste Zeit bei Bayer Leverkusen. Auch damals gab es zunächst den Plan, Augenthaler einzulernen, um dann, in ferner Zukunft, Trainer des FC Bayern zu werden – so wurde es in München auch stets nach außen artikuliert. Ist aber dann doch nicht geschehen.

Sollte Oliver Kahn tatsächlich Manager bei Schalke 04 werden, würde er sicherlich auch nicht allzu bald nach München zurückkehren. „Aber auch nicht in 100 Jahren“, sagt Uli Hoeneß dann doch. Er sieht Kahn als eine Option für die fernere Zukunft, wundert sich jedoch, warum sich die Manager-Diskussion in München nur noch um diesen Kandidaten dreht. Doch er selbst hatte gesagt, er wünsche sich einen Mann um die 40 Jahre als seinen Nachfolger. Außer dem ehemaligen Münchner Christian Nerlinger, der gerade 36 wurde, sind noch keine anderer Namen gefallen, die in dieses Profil passen würden. Kahn ist womöglich nur deshalb in der Diskussion, weil im Moment die Alternativen fehlen.

Der Anstoß zur Diskussion kam allerdings aus München. Präsident Franz Beckenbauer hatte angedeutet, dass Kahn ja „eines Tages“ wieder für den FC Bayern tätig sein könnte. Doch ganz aktuell würde es der Noch-Präsident bevorzugen, Hoeneß’ Aufgabenbereich „auf mehrere Schultern zu verteilen“, wie er sagt. Einen Teilposten könnte Paul Breitner übernehmen, ehemaliger Spielerkollege von Uli Hoeneß und derzeit als Vorstandsberater tätig. Er hatte noch vor zwei Jahren gesagt: Wer das Amt von Uli Hoeneß übernimmt, muss vollkommen „deppert“ sein.

Die Diskussion überlagerte fast, dass der FC Bayern nach Jose Ernesto Sosas erstem Treffer für den FC Bayern nun wieder sehr gute Chance auf den Meistertitel hat. „Wenn man Meister werden will, muss man diese Spiele gewinnen. Gerade die, die nicht besonders schön sind“, sagte Uli Hoeneß. Und Trainer Jürgen Klinsmann kündigte an: „Wir werden den Druck erhöhen, egal auf wen, wir sind da und lassen nicht mehr locker.“ (mit dpa)

Christoph Leischwitz[München]

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