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Der deutsche Nationalspieler Jerome Boateng.

© dpa

Update

Bundesliga: Jerome Boateng wechselt zum FC Bayern

Mit dem Nationalspieler Jerome Boateng holt sich der FC Bayern München seinen Wunschkandidaten für die Innenverteidigung. Der Wechsel birgt für Trainer Jupp Heynckes aber auch Risiken.

Prophetische Neigungen muss man Jupp Heynckes in diesem Fall gewiss nicht zusprechen. „Ich denke nur an Boateng. Und der kommt auch“, hatte Heynckes zwar noch am Mittwoch vielsagend gegenüber einer großen, bunten, deutschen Tageszeitung orakelt. Da wusste er wohl bereits, was wenige Stunden später passieren würde: Nach wochenlangem Gerangel verkündete der FC Bayern am Donnerstag die ersehnte Einigung mit Jerome Boateng und dessen Klub Manchester City. „Es waren intensive Verhandlungen und ein langer Weg“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge: „Mit Jerome Boateng haben wir unseren Wunschkandidaten für die Innenverteidigung geholt.“ Boateng soll in Kürze für vier Jahre unterschreiben. Über die Ablösesumme wurde Stillschweigen vereinbart; sie soll jedoch bei rund 13 Millionen Euro liegen.

Die Bayern-Bosse und Trainer Heynckes wurden zuletzt nicht müde zu betonen, dass Boateng die erklärte Wunschlösung für die vakante Position in der Innenverteidigung ist. Noch im Trainingslager am Gardasee philosophierte Heynckes oft und gerne über seine Vorstellungen einer tatkräftigen Defensive – und lobte dabei immer wieder die Vielseitigkeit Boatengs: „Ein Innenverteidiger muss Autorität und Sicherheit ausstrahlen und eine gute Spieleröffnung haben, nach vorne verteidigen, den Ball mitnehmen, schnell umsetzen“, sagte Heynckes. Ein Anforderungsprofil, das in seinen Augen Ricardo Carvalho von Real Madrid nahezu in Perfektion ausübt – und das Heynckes auch Boateng zutraut. „Man muss das Spiel schneller machen, wenn der Gegner noch nicht organisiert ist. Das muss eine Mannschaft wie der FC Bayern können.“

Die Verpflichtung Boatengs birgt für die Bayern jedoch auch gewisse Risiken. Früh stand fest, dass herausragende Kandidaten wie der Dortmunder Mats Hummels oder der Schalker Benedikt Höwedes in dieser Transferperiode nicht zu bekommen sind. Fortan galt Boateng zwar als Wunschlösung, jedoch auch als beste Alternative auf einem schwierigen Markt. Der Klub sieht entsprechend darüber hinweg, dass Boateng gar kein gelernter Innenverteidiger ist, der außer bei der U-21-EM 2009, als Deutschland immerhin Europameister wurde, diese Position noch nie auf hohem Niveau bekleidet hat. Zudem bauen die Bayern damit in der kommenden Saison auf eine außerordentlich junge Innenverteidigung: Erste Wahl ist das Duo Boateng/Badstuber, beide erst 22 Jahre alt, dahinter Nationaltorwart Manuel Neuer, auch erst 24. Andererseits ist Boateng der achte aktuelle deutsche Nationalspieler im Kader, neben Neuer, Badstuber, Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos, Thomas Müller und Mario Gomez. Auch das steht für die neue bayerische Philosophie.

Noch hält sich Boateng mit Manchester im Trainingslager in Los Angeles auf, er wird jedoch in den nächsten Tagen zur medizinischen Untersuchung in München erwartet. Ob dann auch eine weitere Weissagung von Heynckes Wirklichkeit wirkt, dürften die nächsten Tage zeigen. Der 66-Jährige hatte auch eine Vorhersage in Richtung seines zweiten erklärten Wunschspielers, des Leverkuseners Arturo Vidal, abgegeben. „Ich bin noch immer zuversichtlich, dass er zu uns kommt“, sagte Heynckes am Mittwoch, „denn einen Spieler zurückzuhalten, der wechseln will, das hat noch nie funktioniert.“ Gut möglich, dass Heynckes auch bei diesem Fall bereits weiß, wie er am Ende ausgeht.

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