zum Hauptinhalt

Bundesliga: Jetzt rechnen die Bayern schon

Nach dem 0:0 in Bremen trotz 75-minütiger Überzahl stellen die Münchner seltsame Theorien auf. Dabei wird es langsam knapp mit der Meisterschaft.

Es war ja klar, dass Uli Hoeneß irgendwann aus der Haut fahren würde. Der Manager des FC Bayern München hatte nach dem 0:0 bei Werder Bremen gerade ziemlich krude Hochrechnungen der neuen Bundesliga-Tabelle angestellt, als dem 57-Jährigen gewahr wurde, dass der Rekordmeister als Fünfter nicht so viele Argumente auf seiner Seite hat. Nur Hamburg sei ihm ja wichtig, dozierte Hoeneß, und da habe man einen Punkt gut gemacht; die Hertha, den Spitzenreiter, nehme er als Konkurrent nicht ernst, „die müssen erst mal gegen gute Mannschaften spielen.“ Ein untaugliches Ablenkungsmanöver, das merkte der Macher schnell selbst. „Ich habe keine Lust, jedes Wochenende über die Tabelle zu reden“, giftete Hoeneß, um dann noch eine volle Breitseite auf die mediale Schelte der vergangenen Tage abzulassen. „Wir gewinnen 5:0 in Lissabon und haben 80 Prozent negative Presse. Das ist eine Sauerei.“

Der Mann ahnt nur zu gut, dass die Beurteilungen nach dem Bremen-Spiel nicht besser werden. Schließlich wusste der Branchenführer eine 75-minütige Überzahl nicht zu nutzen. Nach 15 Minuten nahm der als offener Schlagabtausch begonnene Vergleich der beiden schlechtesten Rückrundenteams eine völlige Wende, als Per Mertesacker wegrutschte, Nebenmann Naldo den auf ihn zustürmenden Bastian Schweinsteiger zu Fall brachte und von Schiedsrichter Manuel Gräfe eine vertretbare Rote Karte sah. „Ich habe die auf dem Gewissen“, gab Nationalverteidiger Mertesacker zu, „es tut mir leid für Naldo, das ist mir auf diesem Rasen noch nie passiert, denn eigentlich habe ich gutes Schuhwerk.“

Klinsmann findet einen Fünfkampf um den Titel toll

Doch was sich nach dem leidlichen Ausrutscher in der intensiven Auseinandersetzung abspielte, darf gerade dem FC Bayern nicht gefallen haben. Mehr Ballbesitz, aber nicht mehr Spielwitz; mehr Chancen, aber kein Treffer, mehr Spieler auf dem Platz, aber immer weniger Siegeswillen. Dennoch ließ der Vordenker milde walten. „Wir hätten gerne einen Dreier mitgenommen, aber das ist kein schlechtes Ergebnis“, sagte Jürgen Klinsmann. Man muss das nicht glauben. Denn immerhin gab der 44-jährige Trainer des FC Bayern später zu, auch ihm habe der „letzte Tick“ an Entschlossenheit gefehlt. Eine Einschätzung, die gerade Miroslav Klose bestätigte: „Wir waren nicht zwingend genug, das war vor dem Tor nur so ein Geplänkel.“

Um der Sache etwas Positives abzugewinnen, stellte Klinsmann die Theorie auf, für die Bundesliga sei ein Fünfkampf an der Spitze eine tolle Sache, da sind die Stadien voll.

So kann man es auch sehen. Fakt ist, dass sein in der Champions League noch so effektives Ensemble gerade in der zweiten Halbzeit – mit dem eingewechselten Lukas Podolski – enttäuschte und noch Glück hatte, dass Claudio Pizarro die beste Chance des gesamten Spiels aus kurzer Distanz vergab. Bei den Gästen verschluderten Miroslav Klose, Tim Borowski und Zé Roberto beste Gelegenheiten, die entweder daneben zielten oder am großartig aufgelegten Ersatztorwart Christian Vander scheiterten, der aus Bremer Sicht zum Mann des Tages aufstieg. „Meine Leistung war okay“, sagte der kahlköpfige Bremer Torwart bescheiden. Für Werder war der Punkt vor allem für die Moral wichtig, wie eben Vander wusste. „Mehr Wert als das Weiterkommen in Mailand oder dieses Remis ist doch, dass wir wieder eine Einheit, ein Team sind und 120 Prozent für Werder Bremen geben.“ Will heißen: Werder Bremen sieht sich für die Aufgabe im DFB-Pokal am kommenden Mittwoch beim VfL Wolfsburg bestens gerüstet, beim FC Bayern ruft die Pokalpartie bei Bayer Leverkusen ein wenig mehr Unbehagen hervor.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false