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1. FC Nürnberg

© dpa

Bundesliga: Mildes Machtwort

Nach dem Abstieg entscheidet Nürnbergs Präsident Roth, dass Trainer und Manager bleiben. Sie müssen in der nächsten Saision Spieler-Etat von 23 Millionen Euro auskommen. Letzte Saison waren es noch 45 Millionen Euro.

Am Tag danach herrschte gespenstische Ruhe in Nürnberg. Der siebente Abstieg des 1. FC Nürnberg war seit dem 0:2 vom Vortag gegen Schalke 04 besiegelt. Beim Pokalsieger von 2007 wurde hinter den Kulissen fieberhaft debattiert. Am frühen Nachmittag stand dann fest, es wird weitergehen mit Martin Bader als Manager und Thomas von Heesen als Trainer. Drei Stunden hatten die Gremien des Vereins mit Präsident Michael Adolf Roth an der Spitze in einem Nürnberger Hotel zusammengesessen. „Wir haben die Lage erörtert und wollen nun einen Neuanfang in der Zweiten Liga starten und so schnell wie möglich wieder in die Bundesliga aufsteigen“, sagte Bader. Man habe der Vereinsführung die Pläne der sportlichen Leitung dargelegt. Mit Spielern, die den Club in die Bundesliga zurückführen sollen, habe man noch nicht gesprochen, sagte Bader. Zuerst musste die Grundsatzentscheidung in Sachen Trainer und Manager gefällt werden.

In der Sitzung hat sich am Ende auch Präsident Roth überzeugen lassen, es mit dem im Umfeld des Klubs nicht unumstrittenen von Heesen weiter zu versuchen. Der Westfale hatte erst im Februar das Amt des Cheftrainers von Hans Meyer übernommen, den Klassenerhalt aber nicht geschafft. „Wir können keine Zeit verstreichen lassen und warten, bis andere unsere Spieler angesprochen haben“, sagte Manager Martin Bader, der zur Eile gedrängt hatte. „Wir dürfen uns nicht zerfleischen, das wäre das falsche Signal an die Spieler.“ Ob die Franken den großen Ausverkauf verhindern können, scheint aber fraglich. Zahlreiche Profis stehen auf den Einkaufslisten der Konkurrenz: Zvjezdan Misimovic (Wolfsburg), Javier Pinola (Leverkusen), Peer Kluge (Mönchengladbach) oder Jan Koller, Robert Vittek und Angelos Charisteas werden kaum zu halten sein oder sind zu teuer.

Im Fall von Bader und von Heesen hatte es innerhalb des Vereins durchaus verschiedene Strömungen gegeben. Noch am Freitag hatte Manager Bader Wahlkampf für die Koalition Bader und von Heesen betrieben. Er halte es nicht für gut, wenn ein Vakuum entstehe. Man starte von einer „nicht so schlechten“ Position aus in die nächste Saison. „Wir haben keine Schulden, haben die letzten Jahre solide gewirtschaftet. Nun müssen wir den unbedingten Willen zeigen, dass wir direkt aufsteigen wollen“, sagte Bader und erkor Borussia Mönchengladbach zum für die Nürnberger leuchtenden Beispiel, obwohl die Stimmung für von Heesen nicht eben berauschend schien.

Von Heesen ignorierte das. Am Abstiegsabend hatte er im Nürnberger Stadion noch ausführlich über die Zukunft gesprochen. Er sehe sich auch in der Zweiten Liga als Nürnberger. Von Heesen sagte: „Ich will meine Verpflichtungen erfüllen. Es geht auch um die Frage, wie Verein und Umfeld das sehen.“ Bader meinte, die Perspektive hänge vom richtigen Trainer ab: „Es muss einer sein, der die Mannschaft kennt, und ich halte Thomas von Heesen genau für den Richtigen in unserer Situation.“ Als er das sagte, klopften erboste Fans an die Scheiben zum Kabinengang und brüllten abwechselnd „Bader-raus“ oder „von Heesen-raus“. Vor den Toren der Arena patrouillierte die Polizei und Ordner wurden vor dem Haupteingangstor zusammen gezogen. Viele schwankten zwischen Frustration und neuer Zuversicht, die nur schwer wachsen wollte. Das ging wohl auch Präsident Roth so. Den hatten auf der Tribüne diverse Fernsehsender gefilmt. Roth sah aus wie bei einer Beerdigung. Starrer Blick und vor dem Körper gefaltete Hände. Auf dem Rasen lagen einige Spieler und weinten.

Doch die Verunsicherung von Sonnabend hat man am Sonntag ein großes Stück beseitigt. Der Rekordabsteiger wird seinen Etat von 45 Millionen Euro auf 23 Millionen senken. Nun ist auch klar, dass Bader und von Heesen damit auskommen müssen. Präsident Roth traut ihnen das offensichtlich zu, daher fiel sein Machtwort wohl gestern auch milde aus. Roth sagte schließlich: „Wir sind sicher, dass Sportdirektor Martin Bader und Trainer von Heesen eine Mannschaft zusammenstellen, die in die Bundesliga zurückkehren wird.“

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