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Bundesliga: Neururer neuer Trainer in Hannover

Peter Neururer wird neuer Trainer von Hannover 96. Der 50-Jährige tritt beim Fußball-Bundesligaclub die Nachfolge des beurlaubten Ewald Lienen an.

Hannover - Hannover 96 hat mit einem Trainerwechsel im Blitzverfahren den zuletzt erworbenen Ruf als gut geführter Bundesliga-Club aufs Spiel gesetzt. Mit der Entlassung von Ewald Lienen unter obskuren Umständen und der schnellen Verpflichtung von Peter Neururer als Nachfolger kehrte der Verein zu seiner Chaos-Politik aus vergangenen Zeiten zurück. Nach einem mehrtägigen Katz- und Maus-Spiel beurlaubte der Club den 51-jährigen Lienen am Mittwochmorgen stillos. Es ist der vorläufige Höhepunkt in dem Durcheinander, das seit dem unerwarteten Rücktritt von Clubchef Martin Kind im August herrscht.

Die Suche nach einem neuen Coach endete bereits nach wenige Stunden. Neururer, der am Vormittag jeden Kontakt mit 96 dementiert hatte, übernahm am Abend zum zweiten Mal die Trainingsleitung bei den Niedersachsen. «Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe bei Hannover 96», sagte der 50-Jährige im DSF. Der Fußball-Experte des TV-Senders hatte vor elf Jahren beim damaligen Zweitligisten 96 gearbeitet. Seine Dienstzeit endete nach sieben Monate. Diesmal soll er einen Vertrag bis Juni 2007 erhalten. Noch am Sonntag hatte Neururer, der zuletzt beim VfL Bochum tätig war, beim 1. FC Nürnberg abgesagt.

«Wir haben keine Krisensituation, aber wir haben eine Stagnation festgestellt», begründete 96-Manager Ilja Kaenzig die vorzeitige Auflösung des bis Juni 2007 laufenden Vertrages mit Lienen. Er ist bereits der dritte entlassene Bundesliga-Trainer in dieser Saison. Dank der Investition von rund fünf Millionen Euro für neue Spieler wollte die Clubführung mit ihm einen einstelligen Tabellenplatz erreichen. Neururers erste Bewährungsprobe ist das Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart am 20. November.

Bei einem Krisengipfel am Dienstagabend in einem Hotel auf dem Messegelände waren die unterschiedlichen Ansichten der 96-Geschäftsführung und von Lienen über die sportlichen Ziele aufeinander geprallt. Nach drei Stunden verließen alle Beteiligten das Hotel durch die Hintertür - und das Rätselraten ging noch eine Nacht weiter.

Lienen erschien am Morgen zum Training, wollte mit der Mannschaft arbeiten und wurde von seiner fünften Trainer-Beurlaubung ebenso wie die 96-Profis überrascht. Gemeinsam mit seinem Assistenten Michael Frontzeck musste der im März 2004 gekommene Fußball-Lehrer die Sachen packen. Viele Spieler bedauerten die Trennung.

«Trotz der Diskussion der vergangenen Tage hatten wir immer geglaubt, dass wir mit dem Trainer weiter arbeiten. Auch Lienen ließ diese Tendenz erkennen», sagte Stürmer Thomas Brdaric. Kritisch zur Vorgehensweise äußerte sich Torhüter Robert Enke: «Uns haben Punkte gefehlt, aber nicht so, dass man reagieren musste. Wir hätten auch mit Ewald Lienen die Kurve gekriegt. Er hat sich sehr emotional von uns verabschiedet.»

Der dritte Trainerwechsel der laufenden Saison nach Wolfgang Wolf in Nürnberg und Klaus Augenthaler bei Bayer Leverkusen hatte sich bereits vor dem glücklichen 2:2 gegen Mainz 05 abgezeichnet. Ein Last-Minute-Tor von Michael Tarnat verlängerte die Dienstzeit von Lienen beim Tabellen-13. um drei Tage, konnte den Coach aber nicht mehr retten. Lienens sportliche Bilanz mit zwölf Punkten aus zwölf Spielen und nur sieben Siegen im Kalender-Jahr 2005 stellte die Nachfolger von Ex-Clubchef Martin Kind letztlich nicht zufrieden.

Kind wollte bei Hannover 96 professionelle Strukturen aufbauen. Doch dann konnte der als Geschäftsführer ausersehene Götz von Fromberg den Job wegen seiner Tätigkeit als Notar nicht antreten. Als ehrenamtlicher Vereinspräsident ist er im Profibereich ohne Entscheidungsbefugnis. (Von Peter Hübner und Michael Rossmann)

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