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Unsichere Zukunft: Ob Zvjezdan Misimovic (l.) und Edin Dzeko auch in einem Monat noch in Wolfsburg spielen, wissen nicht einmal die beiden VfL-Stars selbst.

© ddp

Bundesliga: Pokerspiel beim VfL Wolfsburg

Bleibt Edin Dzeko? Geht Zvjezdan Misimovic? Kommt Diego? Der VfL Wolfsburg mit Geschäftsführer Dieter Hoeneß muss vor der neuen Bundesliga-Saison mit einigen Unbekannten planen.

Von Christian Otto

Sein Torjubel macht misstrauisch. Wenn Edin Dzeko in diesen Tagen wie gewohnt einen Ball nach dem anderen in des Gegners Tor wuchtet, muss man nach dem für ihn typischen Grinsen lange suchen. Treffer in Serie gegen überforderte Amateurfußballer, die Dzeko im Rahmen der vielen Testspiele zu übergewichtigen Fahnenstangen degradiert, machen keinem Profi so richtig Spaß. Aber im Fall des Bosniers, der sich als Torschützenkönig für die neue Saison der Bundesliga warmschießt, bleiben hängende Schultern und ein oft gesenkter Kopf Besorgnis erregende Signale. Dass Dzeko den VfL Wolfsburg vorzeitig verlassen möchte, ist verständlich – hat aber beim VfL-Boss Dieter Hoeneß einen Entscheidungsstau ausgelöst.

Was stellt man mit rund 60 Millionen Euro an, die ein Verkauf Dzekos den Niedersachsen einbringen würde? Hoeneß mag es nicht, sich ständig mit den Konjunktiven einer eiligen Branche zu beschäftigen, in der Verträge oft kurz nach dem Unterzeichnen schon wieder als diskussionswürdig gelten. Dzeko ist bis 2013 an die Wolfsburger gebunden. Aber seine Rolle als Zuschauer bei der Weltmeisterschaft hat die Sehnsucht nach den großen Momenten des Profisports offenbar noch verstärkt. "Ich möchte unbedingt zu einem großen Klub und international spielen", sagt der 24-Jährige.

Ähnlich hört es sich in diesen Tagen auch bei Dzekos Landsmann Zvjezdan Misimovic an, der sich nicht dagegen wehrt, dass er nahezu täglich unter anderem mit Atletico Madrid und Schalke 04 in Verbindung gebracht wird. Der VfL-Spielmacher macht seinen Arbeitgeber mit solchen Wechselgedanken zwangsläufig mobil. Mit dem Brasilianer Diego steht bei Juventus Turin ein unzufriedener Dribbelkünstler unter Vertrag, den die Wolfsburger als Ersatz für Misimovic gerne verpflichten würden. Ehrliche Stellungnahmen zu diesem Pokerspiel gibt es nicht. Kurz nach der WM, deren Ende die marktführenden Vereine offenbar in Ruhe abgewartet haben, will sich keiner der Beteiligten in die Karten sehen lassen.

Es spricht für die Bauernschläue von Misimovic, dass er das Strippenziehen von Hoeneß und die taktischen Vorgaben seines neuen Trainers Steve McClaren genau beobachtet. Der Engländer will mit seinem Team ein leicht verändertes Spielsystem etablieren, das auf mehr Ballbesitz, weniger Konter und einer kontrollierten Defensive basiert. Damit das klappt, sind für die in der vergangenen Saison sehr löchrige Abwehr die WM-Teilnehmer Arne Friedrich und Simon Kjaer (Dänemark/AS Palermo) verpflichtet worden.

Aber der Kauf der beiden Nationalspieler hat noch nicht zur Beruhigung einer Lage beigetragen, die für die Wolfsburger tückisch bleibt. Sollte der Verkauf des leicht bockigen Dzeko noch zustande kommen, beginnt Hoeneß mit seinem Transferpuzzle von vorne. Und wie im Fall von Misimovic, dem Wolfsburg ohne Aussicht auf internationale Auftritte zu öde ist, muss bei jedem hochkarätigen Neuzugang eine hohe Hürde genommen werden. Die Wolfsburger plagen sich im Vergleich zu etablierten Bundesligastädten mit einen Standortnachteil herum, der selbst mit viel Geld und langfristigen Verträgen nicht immer auszugleichen ist.

Aus dem Umfeld des 25 Jahre alten Diego, dessen Karriere nach seinem Wechsel von Werder Bremen zu Juventus Turin ins Stocken geraten ist, lässt sich keine große Sympathie für den VfL heraushören. Hoeneß aber will sich durch die ewig köchelnden Gerüchte nicht aus der Ruhe bringen lassen. Die Fakten, dass Dzeko selbst für die Mehrheit der europäischen Topklubs zu teuer geworden ist und für Misimovic kein konkretes Angebot vorliegt, bilden in Wolfsburg allerdings ein brüchiges Fundament für eine auf internationalen Fußball ausgerichtete Personalpolitik.

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