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Bundesliga-Rückrunde: Mut zur Offensive

Cottbus hat Probleme mit dem Toreschießen.

Von Karsten Doneck, dpa

Cottbus - Vielleicht wäre die Bilanz nicht gar so betrüblich, wenn Bojan Prasnikar noch etliche Jährchen jünger wäre. Dann könnte er nämlich für seinen Arbeitgeber, den FC Energie Cottbus, noch selbst die Tore schießen. Dass er sich in diesem Metier hervorragend auskennt, hat Prasnikar in seiner Karriere als Spieler hinlänglich bewiesen. Für NK Smartno und NK Olimpija Ljubljana gelangen dem Slowenen in den siebziger Jahren insgesamt 136 Punktspieltore, vier Mal war er Torschützenkönig seines Landes.

Bojan Prasnikar ist inzwischen fast 55 Jahre alt. Da schießt man die Tore nicht mehr selbst, man lässt sie höchstens schießen. Als Trainer des FC Energie vermittelt Prasnikar sein Wissen nun den Jüngeren – derzeit allerdings mit mäßigem Erfolg. Lächerliche zwölf Tore schaffte die Mannschaft in den 17 Spielen der Hinrunde. Das Cottbuser Publikum durfte in acht Heimspielen nur fünf Tore des FC Energie bejubeln. Patentrezepte zur Lösung des Problems gibt es nicht. Auch Prasnikar flüchtet da zu Allgemeinplätzen. „Wir müssen mehr Mut haben“, fordert er und ging selber nicht mit gutem Beispiel voran: Beim 1:1 zum Hinrundenabschluss bei Bayer Leverkusen ließ er stur mauern.

Zu selten gelang es den Energie-Spielern in der Hinrunde, überhaupt mal in eine günstige Abschluss-Situation zu kommen. Laut einer Statistik des „Kicker“ hat Energie in der Hinrunde die wenigsten Torchancen aller 18 Bundesligisten her ausgearbeitet. 59 Tormöglichkeiten notierte die Fachzeitung, und das in 1460 Spielminuten. Das macht durchschnittlich etwa alle 25 Minuten eine Torchance.

„Wir haben nun mal keinen Luca Toni“, klagt Prasnikar. Aber das Manko ist erkannt. Der Versuch, in der Winterpause Abhilfe zu schaffen, wurde indes nicht von den wirklichen Erfordernissen geleitet, sondern vom schmalen Budget der Cottbuser. Der Brasilianer Adi Rocha Sobrinho Filho wurde als Sturmverstärkung aus Österreich von Austria Kärnten geholt. Der Bursche ist 23 Jahre alt, seine wichtigste Referenz: Er hat für die Kärntener in der Hinrunde dieser Saison zehn Tore in 16 Spielen geschossen. Zwischen Kärnten und Cottbus liegen indes Welten. Das erfuhr auch Adi. „Er muss körperlich noch zulegen“, registrierte Manager Steffen Heidrich während der Vorbereitung auf die Rückrunde. Und der zweite hinzugeholte Stürmer, Nils Petersen von Carl Zeiss Jena, wird von Heidrich auch eher als „eine Investition in die Zukunft“ gesehen. Petersen selbst ließ unlängst durchblicken, dass er notfalls sogar erst einmal den Weg über die zweite Mannschaft der Cottbuser gehen müsse.

Dass den FC Energie keine psychologische Sperre am Toreschießen hindert, das bewiesen die Spieler in ihrem Winter-Trainingslager auf Zypern. Im sogenannten „Love-Cyprus-Cup“ gegen Omonia Nikosia zeigten die Lausitzer 90 Minuten lang wenig Liebe zu ihrem Gastgeber, sondern schossen den Gegner mit 10:1 ab. Nikosia hatte allerdings nur eine B-Elf aufs Feld gestellt – mit lauter Junioren.

Tore wiederum sind auch nicht das allein selig machende Kriterium im Fußball. Zur Halbzeit der vorigen Saison hatte Energie Cottbus schon 17 Tore erzielt, war aber Vorletzter. Jetzt, mit nur zwölf Treffern, ist die Mannschaft immerhin – Drittletzter. Karsten Doneck

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