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Jonas Hector hat beim FC einen langfristigen Vertrag unterschrieben.

© dpa

Bundesliga-Saisonvorschau (10): 1. FC Köln: Fast schon langweilig

Am 26. August startet die Fußball-Bundesliga in ihre 54. Saison. In unserer Serie testen wir Stärken, Schwächen und Vorlieben der Vereine. Folge 10: 1. FC Köln.

Was hat sich verbessert?

Problem erkannt, Problem auch gebannt? Die Verantwortlichen haben auf dem Transfermarkt jedenfalls zugeschlagen und mit Sehrou Guirassy, 20, und Artjoms Rudnevs, 28, gleich zwei weitere Mittelstürmer verpflichtet. Schließlich leidet der FC seit seinem Wiederaufstieg unter akuter Torarmut. Gerade einmal 38 Treffer gelangen der Mannschaft in der Vorsaison. Und Anthony Modeste, der 15 davon erzielte, dürfte als Alleinkämpfer in der Sturmspitze dauerhaft überfordert sein. Um diesen Mangel nicht nur personell, sondern auch taktisch zu beheben, versucht Trainer Peter Stöger, mehr Variabilität ins Spiel zu bringen, und hat ein System mit zwei Stürmern einstudiert. Beim alternativen 3-5-2 läuft aber noch nicht alles rund. „Ich sehe schon ein paar positive Dinge, aber es ist alles eben Vorbereitung. Der Stress, wenn es ans Eingemachte geht, der ist in Testspielen nicht zu simulieren“, sagt Stöger.

Wer sind die Stars?

Beim FC gilt offiziell die Devise: Der Star ist die Mannschaft. Schließlich verfügt bis auf Angreifer Modeste kein anderer Spieler über einen Glamourfaktor. Die Zeiten, in denen Individualisten das Spiel bestimmten, sind vorbei. Die Kölner bestechen eher durch Teamgeist. Immerhin stehen sieben Kölner im Kader. Einzig der Verlust des in der Nähe von Köln geborenen Yannick Gerhard (zum VfL Wolfsburg) bedeutet einen Verlust eines Spielers, der zumindest auf dem Feld in jüngerer Zukunft Starpotenzial hätte entwickeln können. Schlagzeilenträchtige Skandale, wie sie in früheren Jahren fast schon zum guten Ton des FC gehörten, haben sich verflüchtigt wie eine vom Winde verwehte Gaswolke. „Im Verein hat sich etwas entwickelt. Hier dreht keiner mehr durch – selbst im Umfeld ist es alles ganz vernünftig“, sagt Kapitän Matthias Lehmann. Es ist fast schon ein wenig langweilig geworden beim FC.

Wer hat das Sagen?

Jörg Schmadtke ist zumindest der stille Star des FC. Der Manager hat das Kunststück fertiggebracht, einen ganzen Klub, eine ganze Stadt, zu beruhigen. Und das allein mit seiner ruhigen und durchaus humorvollen Art. Gemeinsam mit Trainer Stöger bildet Schmadtke ein Duo, das seine Aufgaben pflichtbewusst, aber durchaus auch kreativ angeht. Sogar ein Platz im Niemandsland der Tabelle wird im Umfeld mittlerweile als Erfolg verbucht. Noch vor einigen Jahren undenkbar. Und Schmadtke gelingt es, perspektivisch für viele Klubs hochinteressante Profis wie Nationalspieler Jonas Hector langfristig (bis 2021) an den FC zu binden. Es ist geradezu erstaunlich, wie bewusst Schmadtke das an anderen Bundesligastandorten übliche Getöse um Kleinigkeiten umgeht und damit erfolgreich ist. Dass dem 52-Jährigen dieses Kunststück ausgerechnet im notorisch aufgeregten Köln gelingt, hätte ihm wohl kaum jemand außer ihm selbst zugetraut.

Was ist in dieser Saison möglich?

Es gibt schon noch überraschende Erfolgsgeschichten. „Wenn alles optimal für uns läuft, dann können auch wir mal zu den Überraschungsmannschaften gehören“, sagt Kapitän Lehmann. Eine der größten Schwächen sind allerdings die Heimauftritte der Kölner. Während sie auswärts zum oberen Drittel (23 Punkte) der Bundesliga gehören, haben sie vor heimischer Kulisse (20 Punkte) Probleme, das Spiel zu machen. Stöger arbeitet mit neuen taktischen Mitteln zwar daran, allerdings wird es sicher keine Wendung des Teams um 180 Grad geben. „Wir machen weiter saubere, vernünftige Arbeit“, sagt Lehmann. Offensivfeuerwerke sind damit wohl auch weiterhin nicht zu erwarten. Ein gesicherter Mittelfeldplatz ist erneut das realistische Ziel des FC. Außer, alles läuft optimal.

Und sonst?

Die Seriosität des FC lockt immer mehr Fans: Anton Diekhoff aus dem Kölner Stadtteil Sülz ist neuerdings Mitglied Nr. 80 000. Der Klub untermauert damit, Platz vier bei der Mitgliederstärke in der Bundesliga hinter den Bayern (270 000), Schalke (137 000) und Borussia Dortmund (130 000) zu sein. Die Verantwortlichen arbeiten daran, auch sportlich einen ähnlichen Stellenwert zu erreichen.

Morgen Folge 11: VfL Wolfsburg

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