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Hat das Sagen an der Seitenlinie: Gladbach-Trainer Lucien Favre

© dpa

Bundesliga-Saisonvorschau (13): Borussia Mönchengladbach: Etablierung in der Einstelligkeit

Am 22. August startet die Fußball-Bundesliga in ihre 52. Saison. In unserer Serie testen wir Stärken, Schwächen und Vorlieben der Vereine. Folge 13: Borussia Mönchengladbach.

Was hat sich verbessert?

Nach einem Jahr Pause sind die Gladbacher zurück im Europapokal. Dass es – das Überstehen der Play-offs vorausgesetzt – wieder nur der kleinere der beiden Wettbewerbe ist, tut der Euphorie keinen Abbruch. Für die Fans der Borussia, die zwischen 1973 und 1980 fünf Europacup-Endspiele erreichte und zwei davon gewann, ist selbst die Teilnahme an der Europa League so etwas wie die Wiederherstellung einer historischen Gerechtigkeit. Noch bevor der Gegner für die Play-offs (FK Sarajevo) feststand, waren knapp 40 000 Karten für das noch nicht terminierte Heimspiel verkauft. Das entspricht ungefähr der Zuschauerzahl, auf die Hertha BSC in einer kompletten Europapokalsaison käme.

Wer sind die Stars?

Die Stars sind weg. Torhüter Marc-André ter Stegen ist zum FC Barcelona gewechselt, Juan Arango spielt jetzt irgendwo in Mexiko. In seinem Fall ist das allgemeine Bedauern jedoch weit geringer ausgefallen, als es die Boulevardpresse hat vermuten lassen. Mit einer geradezu peinlichen Penetranz wurde der 34 Jahre alte Venezolaner wochenlang als „Traumtorjäger“ gefeiert, während das gemeine Publikum längst mit seinen altersbedingten Ruhepausen haderte. Zum neuen Star taugt vor allem Christoph Kramer, der als dritter Gladbacher nach Berti Vogts und Rainer Bonhof ein WM-Finale bestritten hat, Borussias erster Weltmeister seit 40 Jahren ist – und in einem Jahr weg sein wird. Dann endet sein Leihvertrag.

Wer hat das Sagen?

Roland Virkus ist zwar nicht der Big Boss bei Borussia, aber er hat sein ohnehin gutes Standing noch einmal deutlich verbessert. Roland wer? Virkus ist als Nachwuchskoordinator mitverantwortlich dafür, dass Trainer Lucien Favre mit guter Laune in die neue Spielzeit geht. Schon in der Vorsaison zählten vier Spieler aus dem eigenen Nachwuchs zur Stammelf, in dieser gibt es neue, hoffnungsvolle Anwärter. Mittelfeldspieler Mo Dahoud, 18, und Defensivallrounder Marvin Schulz, 19, zählen zu den Entdeckungen der Vorbereitung. „Sie sind nicht nah dran“, sagt Favre. „Sie sind da.“

Was erwarten die Fans?

Weitere Bildungsreisen ins europäische Ausland – so wie vor zwei Jahren, als sich 10 000 Gladbacher auf den Weg nach Rom machten. Das Massen-Torwandschießen an der Spanischen Treppe auf die offenen Fenster der anliegenden Häuser ist den Anhängern nachhaltiger in Erinnerung geblieben als das anschließende Spiel im Olympiastadion.

Was ist in dieser Saison möglich?

Den Namen nach haben sich die Borussen sinnvoll verstärkt: Fürs Tor wurde der Schweizer Nationaltorhüter Yann Sommer geholt, dazu sind mit Flügelflitzer Ibrahima Traoré, WM-Teilnehmer Fabian Johnson und Neu-Nationalspieler André Hahn gleich drei dynamische Außenspieler gekommen, die Favres taktische Möglichkeiten erheblich erweitern sollten. Trotzdem sind die Borussen eher defensiv in ihren Zielen. Die „Etablierung in der Einstelligkeit“ strebt Sportdirektor Max Eberl an. Hört sich langweiliger an, als es ist: Vom Tabellenende betrachtet endet die Einstelligkeit schließlich nicht bei Platz sechs.

Und sonst?

Neben Dahoud und Schulz befindet sich ein weiteres Talent an der Schwelle zum Profifußball. Sinan Kurt, gerade 18 geworden, erinnert in Statur, Frisur und fußballerischem Vermögen an Marco Reus. Doch an dem gebürtigen Gladbacher wird die Borussia, so scheint es, wenig Freude haben. Kurt soll aus freien Stücken darauf verzichtet haben, mit den Profis ins Trainingslager zu fahren und sich in die Obhut des anerkannten Talententwicklers Favre zu begeben. Der kleine Dribbler will zu den Bayern, die Bayern wollen ihn. Doch das könnte teuer werden. Angeblich fordern die Gladbacher fünf Millionen Euro für den Jugendspieler, der nicht eine Sekunde für die Profis gespielt hat.

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