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Da lang geht’s zum Erfolg. Trainer Pep Guardiola und Verteidiger Jérôme Boateng.

© dpa

Bundesliga-Saisonvorschau (18): FC Bayern München: Her mit dem Lieblingstitel!

Heute startet die Fußball-Bundesliga in ihre 52. Saison. Die Bayern erheben natürlich Anspruch auf die Meisterschaft, doch die WM könnte für die Bayern-Profis noch zum Problem werden - wie 1974.

Was hat sich verbessert?

Pep Guardiola hat gesagt, dass er nun entspannter sei, weil er alles besser kenne: die Spieler, die Gegner, die Bundesliga. Aber er wirkte manchmal so gar nicht entspannt, sondern genervt, weil die kalkulierten WM-Folgen früher eintraten als erwartet. Wegen der vielen Verletzten rechnen die Münchner Bayern mit den speziell nach Großereignissen bekannten Startschwierigkeiten. Die Mutter dieser bayerischen Nach-WM-Schwäche ist bereits 40 Jahre alt: das 0:6 zum Auftakt der Saison 1974/75 bei den Kickers aus Offenbach. Besserung ist deshalb erst in ein paar Monaten in Sicht: wenn die Weltmeister und anderen Brasilien-Fahrer ihre Fitnessdefizite aufgeholt haben, die Wehwehchen auskuriert sind und der Wechsel von der Dreierkette auf die Viererkette und zurück im Schlaf gelingt.

Wer sind die Stars?

Natürlich die Weltmeister – und ein bisschen Arjen Robben, der sich in die Endrunde der Wahl zu Europas Fußballer des Jahres gemogelt hat, vorbei an Thomas Müller und Philipp Lahm. Doch das Rennen könnte Manuel Neuer machen, der demnächst als wachsweicher Torhüter in Berlin bei Madame Tussauds zu bewundern ist. Aber auch Guardiola ist ein Star, obwohl er mit dem verpassten Champions-League-Sieg vom Super-Super-Super-Pep auf einen Super-Pep geschrumpft ist. Und hätten die Bayern auch noch das Pokalfinale gegen Dortmund vergeigt, wäre der weltbeste Trainer plötzlich nur noch ein ganz durchschnittlicher Pep.

Wer hat das Sagen?

Beim FC Bayern reden bekanntlich alle viel und gerne. Um die Kommunikation ein bisschen auszubauen, haben die Münchner nun noch einen Technischen Direktor eingestellt. Michael Reschke soll Matthias Sammer unterstützen. Der Sportvorstand ist nämlich damit ausgelastet, das richtige Gespür zu entwickeln, wann Motzen angebracht ist, oder besser, wann Karl-Heinz Rummenigge findet, dass Sammer motzen darf. Franz Beckenbauer hat weder Sammer noch Guardiola zu fürchten, denn der spricht mittlerweile nur noch als Fernsehexperte oder zu wichtigen Personalien bei einem noch wichtigeren Golfturnier zwischen Loch neun und zehn. Als die ganze Fußballwelt zuletzt rätselte, wen die Bayern nach dem Kreuzbandriss von Javier Martínez nun noch holen werden, sagte er, dass Sami Khedira ganz gut zum FC Bayern passen würde. Vielleicht fiel Beckenbauer aber auf die Schnelle nur einfach kein anderer Spieler ein. Es gibt ja auch Wichtigeres für einen Fußballkaiser, zum Beispiel Golfspielen. Bei der Suche nach einem Martinez-Ersatz galt bisher Mehdi Benatia vom AS Rom als Wunschkandidat. Doch laut "Bild"-Zeitung droht der Deal an hohen Gehaltsforderungen zu scheitern.

Was erwarten die Fans?

Der verwöhnte Anhang des FC Bayern ist immer nur mit dem Optimum zufrieden. Erfolgreich und attraktiv spielen reicht nicht, jeder Gegner muss beherrscht und überrannt werden. Dummerweise genügt das Publikum in der Münchner Arena nicht immer höchsten Ansprüchen. Während die Fankurven brav versuchen, die Stimmung anzuheizen, geben die Besucher in den Vip-Logen auf der Haupttribüne nur Vollgas beim Sturm des Büfetts.

Was ist in dieser Saison möglich?

Die Bayern wollen immer alles und gehören auch in jedem Wettbewerb zu den Favoriten. Die Meisterschaft, so sagen sie in München immer, ist der wichtigste Titel, aber der liebste dürfte in dieser Saison doch wieder der in der Champions League sein. Das Debakel im Halbfinal-Rückspiel gegen Real Madrid schmerzt Trainer Pep Guardiola noch immer. Möglich ist aber in dieser Saison auch, was unmöglich scheint: nur Platz zwei in der Bundesliga. Der Grund: siehe Nach-WM-Schwäche. Das neue Offenbach könnte der heutige Auftaktgegner Wolfsburg sein. Vor 40 Jahren wurden die Bayern nur Zehnter, aber sie gewannen den Europapokal der Landes- meister.

Und sonst?

Pep Guardiola hat beste Chancen, die Wertung als meistbeschriebener Trainer zu gewinnen. Denn über welchen Trainer sonst wurden derart viele Werke veröffentlicht? Schon Ende August erscheint die nächste Biografie über den Katalanen, es geht in „Herr Guardiola“ um sein erstes Jahr beim FC Bayern. Vermutlich ist der nächste Schmöker über die zweite Saison von Guardiola in München schon in Vorbereitung.

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